[Musik] Das Rock- und Pop ABC

Manfred Mann ('s Earth Band)

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Manfred Mann (org, p, synthesizer) 1940 in Südafrika geboren kam 1961 als überzeugter Jazzer
1961 nach London und wurde binnen kurzem zu einem der erfolgreichsten Musiker der britischen
Popszene. Da das Jazz-Quartett, das er zusammen mit Mike Hugg gegründet hatte, finanziell
unergiebig geblieben war, stieg er auf den bereits rasant fahrenden Popzug auf. Gleich sein
erster Titel (Erkennungsmelodie er britischen Fernsehsendung) "5, 4, 3, 2, 1" landete in den
Charts. Dreizehn weitere folgten, darunter "Doh Wah Diddy Diddy" (US:1), "Pretty Flamingo",
"Sha La La", "Just Like A Woman" und "Ha Ha Said The Clown". Die popolären Aufbereitungen
der Dylan Nummern wurden selbst von Bob Dylan gelobt. die Musiker die von 63 bis69 zu seiner
Band gehörten, waren Paul Jones (p, voc), Mike D'Abo (p, voc), Tom McGuinnes, Jack Bruce,
Klaus Voormann (g, bg), Mike Vickers (g, sax, fl) und Mike Hugg (dr, vib, voc). 1969 war er
sich der Kommerzmusik müde. Er gründete mit Hugg und Bernie Living (as, fl), Dave Coxhill
(sax), Steve York (bg) und anderen die Jazz Rock Band Chapter Three. Diese Band hatte
zuweilen bis zu 13 Mitglieder. Mann sagte über diese zeit: "Zum erstenmal seit Jahren gehe
ich mit erhobenem Kopf auf die Bühne und komme nicht verlegen wieder herunter". Aber
wiederum gelang ihm mit dieser Formation kein Erfolg.
So war es schlüssig das nächste Kapitel seiner Karriere aufzuschlagen. Er fomierte Mitte
1971 mit Mike Rogers (voc, g), Colin Pattenden (bg) und Chris Slade (dr) die Earth Band, die
fast alle Vorzüge seiner bisherigen Jazz- und Rock-Aktivitäten vereinigte. Kommerziell
gelang ihm erst 1973 mit "Joybringer" ein Erfolg. Zwischendurch verordnete Mann sich und
seiner Band Zwangspausen, die er unter anderem mit einer Lehrtätigkeit am Goldsmith College
der London University abkürzte. In seiner Heimat Südafrika konzipierte er das stilistisch
weiträumige Album "Somewhere in Africa" (1982) mit harscher Kritik an der Apartheid. Mit
diesem Album ging er auch wieder erfolgreich auf Tournee, 50 Konzerte sahen mehr als 350.000
Zuschauer. Davon zeugte auch das Live Album "Budapest" 1984. Nach der LP "Masque" (1987)
löste Mann die Band auf. Anfang der 90ziger formierte Mann nochmals eine Earthband mit neuen
Mitgliedern, mit denen er wieder auf Tournee ging und auch nochmals ein Studioalbum aufnahm. Aber alles nur noch mit bescheidenem Erfolg.


Diskographie: (ohne Compilations)

Manfred Mann
1964 - The Five Faces of Manfred Mann
1964 - The Manfred Mann Album
1965 - Mann Made
1965 - My Little Red Book of Winners
1966 - As Is Fontana
1966 - Pretty Flamingo
1967 - Soul of Mann
1968 - Charge of the Light Brigade
1968 - Mighty Garvey!
1968 - One Way
1968 - The Mighty Quinn
1968 - Up the Junction
1968 - What a Mann
2004 - At Abbey Road 1963-1966


Chapter Three
1969 - Chapter Three, Vol. 1
1970 - Chapter Three, Vol. 2
1971 - Attention, Vol. 1
1971 - This Is Manfred Mann

Manfred Mann's Earth Band
1972 - Glorified Magnified
1972 - Manfred Mann's Earth Band
1973 - Get Your Rocks Off
1973 - Messin'
1973 - Solar Fire
1974 - The Good Earth
1975 - Nightingales & Bombers
1976 - The Roaring Silence
1977 - Blinded by the Light
1978 - Watch
1979 - Angel Station
1980 - Chance
1982 - Somewhere In Africa
1984 - Budapest (Live)
1996 - Soft Vengeance
2001 - Wired (Live)
2004 - 2006
 
Beatsteaks

Beatsteaks

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Die Beatsteaks haben sich mehr oder weniger dem melodischen Punkrock verschrieben. Was auf dem Debutalbum der Band noch ziemlich rauh und ungeschliffen klang, wurde auf dem 98er- Werk "Launched" song- und soundtechnisch mächtig aufgebessert. Der bandeigene Sound reduziert sich jedoch nicht, wie jetzt vermutet werden könnte, auf ewig gleiche Tralala-Geschichten; auch Hardcore-Elemente oder ruhigere Töne finden sich im Soundgefüge ein.


Stilistisch ähneln sie aber schon den zahlreichen Bands aus dem sonnigen Kalifornien, die hierzulande ja auf eine mächtige Fanschar verweisen können. Die selbsternannte Live-Band ist denn auch meistens "on the road". Ob sie mit lokalen Kollegen wie Mad Sin oder internationalen Bands Marke Bloodhound Gang oder No Use For A Name zum Tanz aufspielen, interessiert die Beatsteaks nicht, solange sie ihre Partypackung nur zahlreichen Maniacs schmackhaft machen können.
Nach einem erfolgreichen Abschneiden beim Europa-Ableger der legendäre "Warped Tour", Touren mit den Hosen und Pennywise, erscheint im Januar 2002 das dritte Album "Living Targets". Darauf sind die Hardcore-Tage endgültig gezählt, es regiert der gute alte Rock. Straff produziert versuchen die Berliner Rock-Kings nun auch außerhalb der Hardcore-Szene Freunde zu gewinnen, was ihnen mit dem Album "Living Targets" auch gelingt.

Die Tendenz, sich von ihren harten Wurzeln wegzubewegen, setzt sich auch auf dem im Februar 2004 erscheinenden "Smack Smash" fort. Sie spielen zwar mit einem gewissen Pop-Appeal, schaffen es jedoch, nicht belanglos und nur auf den Verkaufserfolg schielend zu klingen.

Quelle: laut.de


Alben:

48/49 (1997)

Launched (1999)

Living Targets (2002)

Smack Smash (2004)


Termine für 2004:

28.11.04 Zürich
29.11.04 Stuttgart
30.11.04 München
02.12.04 Köln
03.12.04 Fürth
04.12.04 Kiel
05.12.04 Hannover
07.12.04 Neu Isenburg
08.12.04 Freiburg
10.12.04 Seefeld
11.12.04 Dresden
12.12.04 Erfurt
14.12.04 Köln
15.12.04 Dresden
 
The Clash

The Clash

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Obwohl sich The Clash erst nach dem Besuch eines Sex Pistols-Auftritts 1976 gründen, zählen sie schnell zur Speerspitze der aufkommenden englischen Punkbewegung. Was sie dabei von den Pistols unterscheidet, ist die Musik, die Punkrock experimentell mit Discosound, Reggae und etlichen anderen Stilen vereint. Während es Johnny Rotten und Co. vor allem um Provokation geht, sprechen The Clash ernste, politische Themen an, die sie in aufrührerischem und unbändigem Rock'n'Roll umsetzen.


Die beiden Bandleader und Songwriter Joe Strummer (geb. 21.8.52) und Mick Jones (geb. 26.6.55) spielen bereits in der Prä-Clash-Band "London SS" zusammen, die einen Rock-Sound im Stile der Faces mit rauhen Tönen anschlagen. Im Sommer des Jahres 1976 eröffnen The Clash bereits für die Pistols in London, damals noch in der Besetzung Strummer, Jones, Keith Levene (git), Paul Simonon (b) und Terry Chimes (dr). Levene ist schnell wieder draußen, auch Drummer Chimes, für ihn kommt Topper Headon. Mit Bernard "Bernie" Rhodes, einem Freund Malcolm McLarens, als Manager gehen sie Ende '76 auf ihre "Anarchy"-Tour, bevor im April 1977 das erste Album "The Clash" erscheint.
Sowohl Arbeiterkind Jones als auch der Diplomatensohn Strummer hatten zu diesem Zeitpunkt bereits viel Stress mit Londons Polizei, wodurch ihre Mischung aus Wut und Rebellion alles andere als aufgesetzt in aggressiven 2-Minuten-Songs gebündelt wird. Im Frühjahr 1977 schlägt der Song "White Riot" sowie das Debutalbum in die Charts ein, die gleichnamige Tour mit den Support-Bands The Jam und Buzzcocks gerät zum Triumphzug. In Amerika wird "The Clash" zur meistverkauftesten Importplatte aller Zeiten, da die US-Firma das Album aus Mangel an Single-Kandidaten nicht veröffentlicht. Im selben Jahr nehmen The Clash den Song "Complete Control" zusammen mit Reggae-Legende Lee 'Scratch' Perry auf.

Das Outlaw-Image zementieren kleinere Vandalismus-Delikte, Headon und Simonon werden u.a. wegen dem Beschuss auf Renntauben mit Luftgewehren verurteilt. Mit zunehmendem sozialen Engagement ("Rock against Racism"-Festivals) zeigen The Clash zusammen mit Ska-Bands wie den Specials politisch deutlich Flagge. Im Sommer '78 erscheint die Single "(White Man) in Hammersmith Palais" sowie das zweite Album "Give Em Enough Rope", das in den englischen Charts bis auf Rang 2 stürmt. In Amerika löst es auch erste Begeisterungsstürme aus; der richtige Durchbruch sollte Clash jedoch erst 1982 gelingen.

Mit dem Erscheinen des revolutionären Doppelalbums "London Calling" 1979 demonstrieren The Clash ihre musikalische Vielfältigkeit und ihr politisches Engagement zugleich: mit der Wut der Arbeiterklasse rebellieren sie gegen das Establishment. Die Melange aus Reggae, Ska, Rockabilly und wildem Punkrock ist ein Meilenstein des Genres. Auf ihre zweite US-Tour nehmen The Clash amerikanische R&B-Legenden wie Bo Diddley, Sam & Dave, Lee Dorsey und Screamin' Jay Hawkins mit, was das wachsende Interesse der Band an amerikanischem Rock'n'Roll verdeutlicht.

Mit "Sandinista!" erscheint ein Jahr später gar ein opulentes Dreifachalbum, das dem Bandsound noch Elemente aus Dub, Gospel und Rap hinzufügt. Als logische Folge ist das 36 Songs starke Manifest eine unzusammenhängende Sammlung, die auch unfertige Songs und Instrumentals mit ein bezieht. Dennoch findet man darauf die Clash-Hits "Police On My Back", "Somebody Got Murdered" und "The Call-Up". Erstmals verkauft sich mit "Sandinista!" eine Clash-Platte in Amerika besser als in England.

Nach einer recht erfolgreichen Welttournee folgt das Album "Combat Rock", das die harten Fans verstört und endgültig auf die Kommerzschiene einbiegt. An den Drums sitzt mittlerweile wieder Ex-Drummer Chimes. Mit dem Rocker "Should I Stay Or Should I Go" und dem New Wave angehauchten "Rock The Casbah" hat das Album zwei veritable Hitsingles am Start, die die Verkaufszahlen in obere Regionen pushen. Auf der Tour mit The Who werden Strummer und Anhang jedoch meist von der Bühne gebuht.

Die Glanzzeit der Band verschwimmt nun allmählich. Ein erneuter Besetzungswechsel an den Drums (neu: Pete Howard) und der Rauswurf von Gründungsmitglied Mick Jones wegen angeblicher ideologischer Uneinigkeiten sind der Anfang vom Ende der Punk-Heroen. Mit den neuen Mitgliedern Vince White und Nick Sheppard tourt man 1984 durch Europa und Amerika und veröffentlicht ein Jahr später das Album "Cut The Crap", das Strummer und Simonon im Nachhinein am liebsten einstampfen würden. Bei der Kritik fällt es 1985 total durch.

Anschließend geht die Band getrennte Wege. Simonon gründet Ende der 80er die Band Havana 3 A.M. und widmet sich bald danach ausgiebig der Malerei. Sänger Strummer veröffentlicht 1989 das Soloalbum "Earthquake Weather" und tritt in einigen Filmen auf (u.a. in Jim Jarmuschs "Mystery Train"). Nach dem zweiten Solowerk "Rock Art And The X-Ray Style" von 1999 gründet er zur Jahrhundertwende die Band Joe Strummer & The Mescaleros, mit denen er drei Alben veröffentlicht.

Trotz sich hartnäckig haltender Gerüchte um eine Wiedervereinigung, die auch von der Sex Pistols-Reunion Mitte der 90er genährt werden, bleibt es still um die Ausnahmeband. Und still wird es leider auch bleiben, denn kurz vor Weihnachten 2002 stirbt Bandleader und Sänger Joe Strummer an Herzversagen. Sein Tod zerstört alle Hoffnungen auf eine Reunion der Kultband, die anlässlich der Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame im Jahr 2003 erstmals nach 17 Jahren möglich schien.

Dafür erscheint im Frühjahr desselben Jahres mit "The Ultimate Collection" eine erneute Clash-Huldigung auf zwei CDs, die für alle Zu spät Geborenen ein Muss darstellen sollte.

Quelle: laut.de


Alben


The Story Of The Clash
(1988)


Cut The Crap
(1985)


Combat Rock
(1982)


Sandinista!
(1980)


London Calling
(1979)


Give 'Em Enough Rope
(1978)


The Clash
(1977)
 
David Bowie

David Bowie

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David Bowie hat viele Rollen gespielt und anscheinend kommt er auch mit der des alternden Rockstars bestens zurecht. Nach einigen erfolglosen Singles gelingt ihm 1969 mit der LP "Space Oddity", seinem ersten Top-10-Erfolg in den amerikanischen Charts, der Durchbruch. Seitdem schafft es das "Chamäleon" des Musikbusiness immer wieder, mit spektakulären Auftritten Aufmerksamkeit zu erregen. Er ist das außerirdische Zwitterwesen Ziggy Stardust, der bleiche Thin White Duke oder ein Young American im Frank Sinatra-Look.



Seine frühen Jahre sind von Drogenexzessen begleitet, was es dem Exzentriker immer schwerer macht, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. In den späten Siebzigern verbringt Bowie einige Jahre in Berlin, die Einsamkeit der Großstadt hilft ihm, die Geißel Heroin los zu werden. In Berlin ensteht "Heroes", Bowies vielleicht bestes Album, in dem er seine Drogenerfahrungen besingt. Der Titelsong wird auch auf deutsch und französisch aufgenommen und ist Teil des Soundtracks zu "Christiane F. - Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo".
In den Achtzigern verblasst sein Stern etwas, Kritiker wollen erkannt haben, dass Bowie ausgebrannt sei. Dennoch hat er zu dieser Zeit mit Titeln wie "Let's Dance" und "China Girl" seine größten kommerziellen Erfolge. Später aber entfernt Bowie sich weit von der Popmusik, die ihn groß gemacht hat. Nicht nur in seiner Galerie, auch auf den neueren Alben dominiert elitäres Kunstwollen und verkapselter Ästhetizismus. Ein Missverständnis. Denn Pop-Avantgarde und Amüsierbetrieb sind eng verwandt, oder, um mit Jarvis Cocker (Pulp) zu sprechen: "Es kommt darauf an, den Mainstream zu verbessern."

Inzwischen begeistert sich David Bowie zunehmend fürs Internet, das Medium, das sich wie kaum ein anderes für das Spiel mit virtuellen Identitäten eignet. Im Herbst '99 veröffentlicht er seine neue Platte "hours..." zuerst im Netz und auch als Internet-Provider tritt Bowie auf. Ein Account kostet 19.95 Dollar im Monat. Wer nur Bowies Website erkunden möchte und dem Star und seiner Band beim Üben zusehen will, ist mit 5.95 US-Dollar monatlich dabei.

Ende 2001 teilt der Popstar seiner Plattenfirma mit, dass er kein Interesse mehr daran habe, seinen Vertrag bei Virgin zu verlängern. Alle zukünftigen Aufnahmen sollen statt dessen auf Bowies neuem Label ISO erscheinen. Er habe sich schon zu oft über die "Wichtigtuer" in den großen Plattenfirmen geärgert: "Oft war ich mit der grauenvoll langsamen Art, wie die Dinge erledigt wurden, nicht einverstanden. Ich träume schon lange von einer eigenen Firma", zitierte BBC den Thin White Duke. Sein Label preist er dagegen als "kleine, mobile Einheit" an. Bowie erkannte früh die Möglichkeiten des Internets und veröffentlicht dort seit Jahren exklusive Songs.

Die wenigen Auftritte im Jahr 2002, bei denen er viele alte Hits zum Besten gibt, zeigen ihn in eben so jugendlicher Frische wie sein aktueller Longplayer "Heathen". Musikalische Gäste auf dem Album, das an Bowies beste Zeiten erinnert, sind u.a. The Who-Gitarrist Pete Townshend und Foo-Fighters-Frontmann Dave Grohl, produziert hat das Ganze Bowies 70er Jahre-Intimus Tony Visconti.

Quelle: laut.de


Alben:


Best Of Bowie
(2002)
Erste Best Of des Superstars seit zehn Jahren.


Heathen
(2002)
Sternstunden songwriterischen Könnens mit 70er-Jahre-Färbung.


hours
(1999)


Earthling
(1997)


Outside
(1995)


Black Tie White Noise
(1993)


Changesbowie
(1990)


Never Let Me Down
(1987)


Tonight
(1984)


Let's Dance
(1983)


Christiane F. - Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo
(1982)


Scary Monsters
(1980)


Lodger
(1979)


Stage
(1978)


Heroes
(1977)


Low
(1977)


Station To Station
(1976)


Young Americans
(1975)


Diamond Dogs
(1974)


David Live
(1974)


Aladdin Sane
(1973)


Pin Ups
(1973)


The Rise & Fall Of Ziggy Stardust
(1972)


Hunky Dory
(1971)


The Man Who Sold The World
(1970)


Space Oddity
(1969)


David Bowie
(1967)
 
Sisters of Mercy

Sisters of Mercy


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Linguist Andrew William Harvey Taylor studierte in Oxford Sprachen (Französisch und Deutsch) bevor er 1980 nach Leeds zieht, um sich dort für Chinesisch und Politik zu immatrikulieren. Dort begegnet er Gary Marx im "F Club", einem verratzten Punk-Schuppen, wo sich beide gerne auf ein Schwätzchen treffen und lokalen Acts zuhören. Beide sind große Musikfans, inspiriert durch Gary Glitter, T Rex, Motörhead und den Stooges. Von der fixen Idee besessen, sich gerne mal selbst in der John Peel Radio Show zu hören, nehmen sie mit minimalem Equipment die erste Single "The Damage Done" auf.


Gleichzeitig entscheiden sie sich für den umstrittenen Namen "The Sisters Of Mercy" und Andrew gibt sich das Pseudonym Eldritch. Sie gründen das Label "Mercyful Release", um die tausend trashigen Pressungen an den Mann zu bringen. Nachdem ein völlig geschockter John Peel die "Damage Done" gleich zwei mal durch den Äther jagte, verkauft sich die erste und einzige Auflage fast komplett.
Da Andrew absolut nicht Schlagzeug spielen kann, kaufen er und Marx eine Drummachine - den legendären Doktor Avalanche. Ihm ist heutzutage der scheppernde Retro-Charme jedes zweiten Techno- oder Elektro-Stücks zu verdanken.

Die Sisters haben damit das Rüstzeug und genug Power zusammen, um "Emma" von Hot Chocolate und "Gimme Gimme Gimme" von ABBA zu covern. Für eine waghalsige Tour werden an die Gitarre Ben Gunn und am Bass Craig Adams verpflichtet. Nach wenigen Proben steht das Ergebnis fest: Ein psychedelischer Teppich aus hämmernden Discobeats und schwelenden Gitarren mit einem energisch leidenschaftlichen Andrew Eldritch, zuständig für Gesang und Biomechanik.

Das noch kleine eigene Repertoire wird mit den Coverversionen "Jolene" von Dolly Parton, "Teachers" von Leonard Cohen und "Gimme Shelter" von den Stones ausgeschmückt. Doch die Sisters erfahren schnell eine gewaltige Reputation durch die EPs und Maxis, die sie auf den Markt werfen. "Temple Of Love" steht ab sofort bis Mitte der 90er Jahre auf der Playlist jedes Provinzclubs. "Body Electric" und die "Reptile House EP" werden zu begehrten Sammelobjekten. Die Sisters sind seitdem eine der am meisten gebootlegten Bands auf Globus.

Für Ben Gunn kommt 1983 Wayne Hussey von Dead Or Alive, "You Spin Me Right Round" pfeifend. Mit ihm wird 1985 der erste Longplayer "First And Last And Always" bei EastWest veröffentlicht. Dave Allen produzierte einen Meilenstein des Indie-Rock voll düsterem Feuer. Die Eldritch'sche Poesie kommt den furchterregenden Lobliedern Beaudelaires gleich, Tod und Verderben, Sehnsucht und synthetische Drogen im Mittelpunkt. Das Quartett erntet nicht wenig Ruhm damit und muss sich zukünftig hinter Tankstellenbrillen und schwarzem Leder verstecken.

Auch heute noch hasst es Eldritch, Begründer des Gothik-Rock genannt zu werden. Er hasst die Massen, die ihn auf der Bühne seine tragische Rolle spielen sehen wollen. Zu dieser Zeit beginnt er, auch seine Bandgenossen zu hassen und feuert alle drei. Der Streit um die Namensrechte endet fast vor dem Kadi. Hussey beschließt, seine neue Band "Sisterhood" zu taufen. Eldritch kommt ihm aber zuvor und bringt eine EP unter selbigem Projektnamen heraus, um sich auch diese Rechte zu sichern. Hussey und Adams gründen daraufhin The Mission.

Eldritch's einzig treuer Freund bleibt Doktor Avalanche, bis der scheue Sänger 1987 die Gun-Club-Bassistin Patricia Morrison anheuert. Auch die New York Choral Society nimmt er unter Vertrag und produziert mit ihr ein sehr hymnisches "Floodland". Das Album bringt den Sisters mit "This Corrosion" den ersten größeren Chartserfolg und zugleich den Verlust ihres Indie-Status'.

Bis 1990 brütet Eldritch, inzwischen nach Hamburg verzogen, an seinem "Vision Thing". Die kraftvolle Umsetzung von "Ribbons" und "More" darf der deutsche Schwermetaller Andreas Bruhn beisteuern.

Bis dato fasst Eldritch noch die verstaubten Goodies aus den 80ern auf zwei Platten zusammen und lebt von den Tantiemen wieder mit seinem Freund Doc Avalanche zusammen. Man sieht ihn leider nur noch selten auf der Reeperbahn Kippen holen oder bei einem Match seines Lieblingsfußballclubs St. Pauli. Von offizieller Seite heißt es zwar, neues Material sei trotz jahrelangem Streit mit dem Label in der Mache. Diese Worte behalten aber die gesamten 90er Jahre über Gültigkeit.

Nachdem Andrew im Sommer 2000 auf einigen Festivalauftritten in Europa (u.a. auf dem M'era Luna) blondgefärbt und erfrischend dynamisch Nostalgie zu versprühen weiß, sickert im Herbst die Kunde einer Clubtour für 2001 durch. Grund: Die Sisters feiern ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Im Jahr 2002 sieht man die Band dann nur vereinzelt auf Festivals, kurz vor Weihnachten sickert aber die frohe Kunde einer großen Frühjahrstournee 2003 durch. Die Rundreise trägt den Titel "Smoke And Mirrors". Spekulationen über einen neuen Longplayer sind damit wieder Tür und Tor geöffnet.

Quelle: laut.de


Alben:

A Slight Case Of Overbombing - Greatest Hits
(1993)


Vision Thing
(1990)


Floodland
(1987)


Gift
(1986)


First And Last And Always
(1985)


The Reptile House
(1983)
 
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(The) Cure

The Cure

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Man mag vom dauergeschminkten Mann mit dem zerzausten Haar halten, was man will. An der Tatsache, dass sich Robert Smiths Band The Cure neben britische Rockgrößen wie Led Zeppelin und Black Sabbath einreihen darf, kommt so schnell niemand vorbei. Zu stark wirkte Smiths über die Jahre permanent wechselnde Gruftie-Truppe seit 1977 auf das Musikgeschehen ein.


Seit dem Rauswurf von Gründungsmitglied Lol Tolhurst Anfang der 90er Jahre ist Smith sozusagen der letzte Mohikaner und außerdem unumstrittener Kopf der Band. Lediglich Basser Simon Gallup, der kurz nach der Gründung zur Band hinzustieß, stieg gegen 1982 kurzzeitig aus und kann sich heute rühmen, mit zweifelhaften Popperlen wie "The Walk" oder "The Lovecats" nichts zu tun gehabt zu haben.
1977 starten Smith (voc, guit), Tolhurst (dr) und Michael Dempsey (b) in klassischer Drei-Mann-Besetzung. Ihr rauher, ungestümer Sound klingt punk-infiziert, weist aber auch schon düstere Ansätze auf ("Subway Song") und landet bald in den Independent-Charts der Insel. Für Dempsey stößt schon nach der ersten UK-Tournee Gallup zur Truppe, womit die dunkelste, von Sehnsucht zerfressene Cure-Phase ihren Lauf nimmt. Sah die Band anfangs noch aus wie eine nette Bande Schulbuben, ändern hochtoupierte Haare, Schminke, Rüschenhemden und schwarze Klamotten schlagartig das Image der Band. The Cure finden sich in der von Joy Division bereits geöffneten Gothic-Schublade mit Bands wie Siouxsie & The Banshees, Bauhaus und Sisters Of Mercy wieder, die Anfang der 80er Jahre mit Sound und Outfit für den neuen Lebensstil stehen.

Mit "Seventeen Seconds" (1980) und "Faith" (1981) veröffentlichen die Briten zwei bis heute als Cure-Meisterwerke angesehene Alben, an denen auch Neu-Keyboarder Matthieu Hartley mitwirkt. Wie Smith im Jahr 2000 dem britischen Magazin "Uncut" verrät, war er zu jener Zeit zwar erst 21, fühlte sich aber steinalt. Zu seiner Lebenseinstellung ergänzte er: "Ich glaubte an gar nichts und sah auch keinen großen Sinn im Leben. Während der nächsten zwei Jahre hatte ich ständig das Gefühl, nicht sehr alt zu werden und tat alles, um dieses Gefühl wahr werden zu lassen."

Dies gelang ihm zwar glücklicherweise nicht, dennoch scheint der Mann sich damals physisch wie psychisch ziemlich verausgabt zu haben. Zur B-Seite "Descent" der '81er Single "Primary" ergänzt Smith später: "Es war von vornherein klar, dass es ein Instrumental werden würde, weil ich keine Texte mehr schreiben wollte. Alles, was benötigt wurde, hatte ich für das "Faith"-Album geschrieben und mehr gab es wirklich nicht zu sagen."

Auf der '82er Tournee zum dunkelsten Cure-Album "Pornography" kommt es in Straßburg zu einer Prügelei zwischen Smith und Gallup, woraufhin letzterer seine Sachen packt. Nach der Tour sieht selbst Smith die Band als aufgelöst an. So taucht er mit Freundin Mary erstmal unter, während Kollege Tolhurst vom Schlagzeug die Nase voll hat und Keyboardstunden nimmt.

Nur aufgrund einer Magazin-Anfrage komponiert Smith Anfang 1983 den Song "Lament". Doch entgegen seines Wunsches, ihn als Robert Smith-Song laufen zu lassen, druckt das Magazin "The Cure" auf die Flexi-Scheibe. Anschließend fließen Smith, dem die Trennung von Gallup noch immer nahe geht, plötzlich ohrwurmtaugliche Popsongs aus der Feder, wie man sie ihm vorher niemals zugetraut hätte. "The Walk", "Let's Go To Bed" und "The Lovecats" mit Neu-Keyboarder Tolhurst erklimmen 1983 prompt die Charts.

Zur selben Zeit springt Smith bei den Kollegen der Banshees als Gitarrist ein und veröffentlicht mit Severin ein Album unter dem Projektnamen The Glove. In neuer Fünfer-Besetzung touren The Cure 1984 mit dem Album "The Top", das Robert dennoch im Alleingang aufnimmt, durch die halbe Welt. Nachdem Neu-Drummer Andy Anderson zum wiederholten Male wegen Trunksucht auf Tour ausrastet, fliegt er aus der Band und macht Platz für Boris Williams.

Im Februar 1985 verlässt Basser Phil Thornalley das Gruftschiff und Gallup kehrt zurück, im Spätjahr erscheint das synthetische "Head On The Door"-Album, aus dem die Single "Close To Me" in die Charts schießt. Im Folgejahr erlebt das schon 1979 veröffentlichte und kaum beachtete "Boys Don't Cry" einen zweiten Frühling und mit der Platte "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" mutieren The Cure 1987 endgültig zum Stadion-Rock-Act in Europa sowie Nord- und Südamerika.

Umso verwunderlicher, dass die Band 1989 mit "Disintegration" die finsterste Scheibe seit Jahren abliefert, die alte Fans und Schwarzkittelträger zu Jubelstürmen hinreißt. Mit "Lullaby" und "Lovesong" bewahren sie sich dennoch ihren Hit-Anspruch. Nach der dazugehörigen Tour verkündet Robert Smith nicht nur das Ende der Live-Aktivitäten, es kommt auch zum Eklat mit Gründungsmitglied Tolhurst. Nachdem jener zunächst in beiderseitigem Einvernehmen die Band verlässt, tauchen plötzlich finanzielle Forderungen in der Presse auf, die zu einem anderthalbjährigen Gerichtsstreit ausarten und dem Image von The Cure durch allerlei Halbwahrheiten nachhaltig schaden. (Angeblich musste Tolhurst bei der Aufnahme des Songs "Shiver And Shake" 1987 im Studio direkt vor Smith stehen, damit dieser die benötigte Portion Ekel für die Performance aufbringen konnte).

Eine nicht minder traurige Geschichte von den Aufnahmen zur "Lullaby"-B-Seite erzählt Simon Gallup im Booklet des 2004er-Boxsets "Join The Dots": "Für den Song 'Babble' wollten wir im Hintergrund Sounds wie Radiorauschen oder andere Störgeräusche. Also holten wir Boris' Hund ins Studio und ließen ihn mit seinen Tatzen über Lols Keyboard laufen, um verrückte Klänge zu bekommen. Während dessen lag Lol mal wieder total zugedröhnt in der Ecke und sah sich mit der Tatsache konfrontiert, dass ein Hund seine Parts einspielte."

Nach dem mutigen Remix-Werk "Mixed Up" von 1990, das mit HipHop-Rhythmen zahlreiche Fans verprellt, mausert sich das neue Studioalbum "Wish" 1992 zu einem weiteren Highlight der Bandgeschichte. Die "Wish"-Tour gerät länger und erfolgreicher denn je, was nicht zuletzt am kommerziellen Chart-Erfolg der Single "Friday I'm In Love" liegt. Nach einer mehrjährigen Pause erscheint 1996 "Wild Mood Swings", mit dem The Cure jedoch ausnahmsweise nicht den Nerv der Zeit treffen, selbst die Singles ("The 13th", "Mint Car") interessieren diesmal niemanden. Somit bleiben im Gegensatz zu '93 die MTV-Kids den Konzerten der Swing-Tour fern und die Band schüttelt live zur Freude der Spätgeborenen längst verschollen geglaubte Oldies aus den Ärmeln.

Am Valentinstag 2000 erscheint nach langen Vertröstungen das 12. Studiowerk der Düsterrocker. Der passende Titel zum Tag der Veröffentlichung: "Bloodflowers". Das Werk, das sogar für einen Grammy nominiert wird, orientiert sich soundtechnisch stark an den dunklen Cure-Alben "Pornography" und "Disintegration". Nur wenige Monate danach streut Smith mal wieder Trennungsanekdoten: So soll der "Bloodflowers"-Song "Maybe Someday" seinen Abschied von The Cure ausdrücken. Sein ganzes Leben habe er der Band gewidmet, nun sei es Zeit für etwas Neues. In dem Song heißt es: "No, I won't do it again, I don't want to pretend, if it can't be like before, I've got to let it end."

Abschied? Mal wieder alles Quatsch. Im November 2001 bringt Smith als letzte Platte für Polydor ein weiteres "Greatest Hits"-Album mit limitiertem Unplugged-Special sowie zwei neuen Songs heraus. Sein angekündigtes Solo-Album wartet zudem seit zehn Jahren auf einen Release. Ende Februar 2003 haben dann auch die Spekulationen über die Zukunft von The Cure ein Ende. Smith, Gallup und Co. unterschreiben einen Vertrag über drei Alben bei I Am Recordings, dem Label des NuMetal-Produzenten Ross Robinson. "The Cure waren jahrelang meine Lieblingsband und haben meinen Produktionsstil geprägt", meint Robinson, der ansonsten Acts wie Korn, Limp Bizkit oder Slipknot produziert.

Mit der Veröffentlichung dauert es aber noch ein Weilchen. Währenddessen spielt die Band einige Konzerte, auf denen ausschließlich die Cure-Alben "Pornography", "Disintegration" und "Bloodflowers" zum Einsatz kommen, um "eine Ära für The Cure zu beenden", so Bandleader Smith. Das Spektakel aus dem Berliner Tempodrom erscheint 2003 als DVD mit dem Titel "Trilogy". Mittlerweile steht der Sänger auch bei jüngeren Kollegen als Gastsänger hoch im Kurs. So kollaboriert Smith u.a. mit den Trance-Brüdern Blank & Jones, den Holländern von Junkie XL, Junior Jack und den Ami-Punks von Blink 182. Anfang 2004 gelangt dann endlich das lange von Smith angedachte Cure-Boxset "Join The Dots" in die Läden, das sämtliche Single-Rückseiten der Bandkarriere sowie unveröffentlichte Songs auf vier CDs featuret. Der Vergangenheitsbewältigung wäre damit Genüge getan und somit geht das Warten auf ein neues Studioalbum weiter.

2004 kommt endlich auch der lange ersehnte, neue Longplayer "The Cure" in die Regale (28. Juni). Begleitend spielt die Band im Sommer einige Festivals und bucht unter dem Titel "Curiosa" auch wieder eine Tournee in Amerika, gemeinsam mit den von The Cure beeinflussten Bands Interpol, The Rapture und Mogwai.

Quelle: laut.de


Alben:


Join The Dots
(2004)
Essentielles CD-Paket der Berufsfatalisten.





Greatest Hits
(2001)


Bloodflowers
(2000)


Galore
(1998)


Wild Mood Swings
(1996)


Paris
(1993)


Show
(1993)


Wish
(1992)


Mixed Up
(1990)


Disintegration
(1989)


Entreat
(1989)


Kiss Me Kiss Me Kiss Me
(1987)


Standing On A Beach / Staring At The Sea
(1986)


The Head On The Door
(1985)


The Top
(1984)


Concert
(1984)


Japanese Whispers
(1983)


Pornography
(1982)


Faith
(1981)


Seventeen Seconds
(1980)


Three Imaginary Boys
(1979)


Boys Don't Cry
(1979)
 
New Model Army

New Model Army


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Man könnte wirklich meinen, die Gruppe aus dem Vereinigten Königreich hat was zu verbergen. Während andere Bands sich in den Medien tummeln und zum Teil regelrechte Schlammschlachten in selbigen veranstalten, ist die Anzahl der Berichte über New Model Army spärlich. Wie die Levellers verwenden auch New Model Army einen Terminus aus der Zeit des Englischen Bürgerkriegs für ihren Bandnamen (die oppositionelle Parlamentsarmee besiegte Mitte des 17. Jahrhunderts unter der Führung von Oliver Cromwell die royalistischen Truppen).

1982 gründen Justin Sullivan (Vocals), Robert Heaton (Drums) und Stuart Morrow (Bass) die Gruppe im nordenglischen Bradford. Sullivan und Heaton schreiben gemeinsam die Songs und es folgen erste Auftritte in der lokalen Clubszene. 1983 erscheint bei dem Independet-Label "Abstract" die erste Single "Bittersweet", wenig später folgt mit "Venegeance" das erste Album.
Bereits zu dieser Zeit scharren New Model Army eine eingefleischte Fangemeinschaft um sich, die zu Gigs der Band teilweise durch das halbe Land reist. Zwischen November 1983 und November 1985 absolviert die Gruppe 150 Auftritte in ganz Europa und tritt im Rahmen dieser Tour 1984 auch zum ersten Mal in Deutschland (Hamburg) auf.

1985 wechseln New Model Army zum Major-Label EMI und veröffentlichen dort ihr zweites Album "No Rest For The Wicked". Kurz nach Erscheinen des Albums wird der Bassist Stuart Morrow durch den damals erst 17jährigen Jason Harris ersetzt. Schon 1985 hatten sich New Model Army um Künstlervisa für die Einreise in die USA bemüht, doch erst im Dezember 1986, nach Veröffentlichung des dritten Albums "Ghost Of Cain", genehmigt man ihnen die Einreise und die Gruppe tourt zum ersten Mal in den USA.

Nicht zuletzt durch die Auftritte bei Festivals in Europa im Jahr 1988 wächst die Fangemeinde der Band stetig. 1989 erscheint das Album "Thunder And Consolation", das wesentlich folkiger als seine Vorgängeralben ist. Das Echo in den Medien auf dieses Album ist ausschließlich positiv und die Deutschland-Tour im März 1989 ist vollkommen ausverkauft.

Im Herbst 1990 touren New Model Army mit "Fields Of The Nephilim" durch Deutschland und spielen in größeren Hallen mit bis zu 5000 Zuschauern. Es folgt eine Tour durch kleinere Clubs unter dem Pseudonym "Raw Melody Man" und 1991 erscheint das gleichnamige Live-Album. Die Band verlässt noch im selben Jahr ihr Label EMI und wechselt im Laufe des Jahres 1992 zu Epic. Das 1993 veröffentlichte Album "The Love Of Hopeless Causes" unterscheidet sich nur wenig von seinen Vorgängern und kommt bei der folgenden Europa-Tour gut an.

1994 beschließen die drei Engländer eine Auszeit zu nehmen. Sullivan und Heaton widmen sich ihren Projekten "Red Sky Coven" und "Our Souls", an denen sie parallel zu New Model Army immer gearbeitet hatten. Der Auftritt beim Bizarre Festival 1996 sollte eigentlich der letzte der Band sein, doch die Mitglieder finden wieder Gefallen an der Zusammenarbeit. Sie schreiben neue Stücke, mangels eines Plattenvertrags produzieren sie diese selber und bewerben sich schließlich bei einigen Labels. EMI zeigt Interesse und 1998 erscheint nach fünf Jahren Pause das Album "Strange Brotherhood". Das Album findet sich schon kurz nach seiner Veröffentlichung in den deutschen Charts wieder.

Trotz des Erfolgs kehren New Model Army EMI den Rücken zu und gründen mit "Attack" ihr eigenes Label, bei dem 2000 das Album "Eight" erscheint. Auch in der Besetzung der Gruppe gibt es Veränderungen. Gründungsmitglied Robert Heaton verlässt die Gruppe und Michael Dean (Drums), Dean White (Keyboards), Nelson (Bass) und Dave Blomberg (Gitarre) vervollständigen das Line Up. Eine Aussage Justin Sullivans lässt vermuten, dass die Briten auch nach fast zwanzig Jahren nicht ans Aufhören denken: "Ich persönlich fühle mich besser, wenn ich etwas tun kann. Das Kämpfen hält mich am Leben."

Am 4.11.2004 stirbt der Ex-Drummer Heaton, wahrscheinlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Quelle: laut.de

Alben:

Lost Songs
(2002)


Eight
(2000)


All Of This (Live Rarities)
(1999)


... & Nobody Else
(1999)


Strange Brotherhood
(1998)


Small Town England
(1997)


B-Sides And Abandoned Tracks
(1994)


The Love Of Hopeless Causes
(1993)


BBC Radio One Live In Concert
(1993)


History - The Singles 85-91
(1992)


Collection
(1991)


Raw Melody Man
(1991)


Impurity
(1990)


Thunder And Consolation
(1989)


Radio Sessions '83-'84
(1988)


The Independent Years
(1988)


The Ghost Of Cain
(1986)


No Rest For The Wicked
(1985)


Vengeance
(1984)


Links:


Offizielle Webseite

Song-Archiv
 
Electric Light Orchestra

Electric Light Orchestra


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Schon der Name deutet an, wes geistes Kind hier in der Musiklandschaft sein Unwesen treibt. Das Electric Light Orchestra versucht seit Ende der Sechziger, die so unvereinbar anmutenden Gegenpole Klassik und Rock unter einen Hut zu bringen. Im Vordergrund steht bei Bandgründung eigentlich die Experimentierfreude der drei Musiker Jeff Lynne, Roy Wood (gebürtig: Ulysses Wood) und Beverly "Bev" Bevan. Das Trio spielte, bevor ELO aus der Taufe gehoben wurde, in der Band The Move. Dieser Rahmen wurde ihnen aber mit der Zeit zu eng und so entstand das Electric Light Orchestra. Damals experimentierten diverse andere Bands wie Deep Purple und Procol Harum ebenfalls mit klassischen Elementen, die Mischung von ELO war aber so ausgewogen und erfolgreich wie bei keiner anderen Band. Vielleicht liegt der Grund hierfür auch in der Tatsache, dass bei ELO die Streicher und Bläser, die für ihren Sound nun einmal unverzichtbar sind, zur Band gehören und nicht aus Session-Musikern bestanden. Bei den ersten Proben kristallisierten sich Wilf Gibson, Bill Hunt, Hugh McDowall, Michael Edwards und Andrew Craig als die geeigneten Kandidaten für den Job an den Fidel und Blasinstrumenten heraus.



Schon der Erstling, der 1971 das Licht der Welt erblickt, lässt erahnen, welches Potential hier schlummert. Zwar noch etwas unausgereift und wirr, enthält es jedoch schon einige Elemente ihres kraftvollen und bombastischen Klassik-Rock. Mit technischen Spielereien und komisch anmutenden Gimmicks ausgestattet, wurde "Electric Light Orchestra" aber von Kritikern und Öffentlichkeit sehr wohlwollend aufgenommen. Trotz des guten Starts hatte Roy Wood bald genug von Lynne und Co und gründet mit den ebenfalls Fahnenflüchtigen Hunt und McDowall die Formation Wizzard. Mit seinem Ausstieg wurde zum ersten Mal das Besetzungskarussell in Gang gesetzt, das bis zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr still stehen sollte. In diversen Besetzungen, aber mit immer größer werdendem Erfolg musizierte sich Lynn durch die Jahre. Bis zum Album "Out Of The Blue" schlug ELO den Hörern ein filigranes Bombast-Album nach dem anderen um die Ohren.
Meilensteine wie "Eldorado" und "A New World Record" standen schließlich auf der Habenseite. Den größten Fauxpas beging Lynne jedoch, als er sich 1979 noch an den schon fast abgefahrenen Disco-Zug anhängen wollte und jämmerlich auf der Strecke blieb. Weiterentwicklung in Ehren, aber das war nicht mehr das Electric Light Orchestra der Fans. Nicht genug, dass die Fans in Scharen davon liefen, Jeff musste dem Disco-Schmonz noch die Krone aufsetzen. Mit dem Soundtrack zu "Xanadu", der sicherlich zu den Anwärtern des Preises als größter Kackmüll aller Zeiten gehört, war der künstlerische Kredit verspielt. Synthies traten an Stelle der Streicher und raubten dem Sound die Seele. Lynn ließ Disco dann zwar wieder Disco sein, aber zu alter Form konnte ELO nicht mehr auflaufen. Das lasche "Balance Of Power" markierte schließlich den vorläufigen Endpunkt in der Bandgeschichte.

Lynn konzentrierte sich in den Folgejahren auf den Produzentenjob und bandelte mit anderen Musikern an. So arbeitete er für George Harrison als Produzent und spielte im Verbund mit Tom Petty, Roy Orbison und Bob Dylan in der Spaßcombo The Traveling Wilburys. Der Rest von ELO machte unterdessen unter dem sehr einfallsreichen Namen Electric Light Orchestra Part II weiter, aber zu mehr als einem einfallslosen Abklatsch des Originals reichte es nicht merh.

So zogen die Jahre ins Land und kaum einer dachte, dass ELO wieder aus der Versenkung würden auftauchen können. Aber: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. 2001 erscheint das erste reguläre ELO-Album seit 1986.

Quelle: laut.de


Alben:

The Complete ELO Live Collection
(2000)


Moment Of Truth
(1994)


Electric Light Orchestra Part II
(1990)


Balance Of Power
(1986)


Secret Messages
(1983)


Time
(1981)


Xanadu
(1980)


Discovery
(1979)


Out Of The Blue
(1977)


A New World Record
(1976)


Face The Music
(1975)


Eldorado
(1974)


On The Third Day
(1973)


Electric Light Orchestra II
(1973)


No Answer
(1972)


Electric Light Orchestra
(1971)
 
Killing Joke

Killing Joke

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Killing Joke

Mit Krieg und Verwüstung überziehen deutsche Soldaten halb Europa. Ihre lüsternen Augen schielen bereits über den Kanal, nehmen die Widerstand leistenden britischen Inseln ins Visier. Als die deutsche Soldateska schon zum Panthersprung ansetzt, wendet sich das Feldherrenglück plötzlich. Die Engländer haben die kriegsentscheidende Waffe entdeckt: den tödlichen Witz. So erzählt jedenfalls der Monty Python-Stab die Geschichte. Von der englischen Komikertruppe, um im militärischen Jargon zu bleiben, lassen sich Killing Joke nicht nur zu ihrem Bandnamen inspirieren, sondern borgen auch gleich noch eine kräftige Portion schwarzen Humor aus.



Vermischt sich dieser mit reichlich dunklem Rock'n'Roll, dann kommen auch schon mal Hitsingles wie "Love Like Blood" dabei heraus, die eine ganze Generation von Musikern, angefangen bei Nirvana, über The Cult bis hin zu den Nine Inch Nails und Ministry, für hart rockende Alternative-Gitarren begeistert.
Zunächst noch in diversen Punk-Projekten involviert, treffen sich Sänger Jaz Coleman und Drummer Paul Ferguson Ende 1978 und gründen Killing Joke. Kurz darauf vervollständigen Bassist Youth (Martin Glover Youth) und Gitarrist Geordie das Line-Up der Band, die sich bei Colemans Freundin das Geld für ihre erste EP leiht. "Turn To Red" erscheint 1979 und wird dank der Promotion durch den Radio-DJ John Peel zum Szene-Hit, was Killing Joke einen Vertrag mit Island Records einbringt und darüber hinaus noch genug Kohle abwirft, um mit Malicious Damage ihr eigenes Label an den Start zu bringen. Dort erscheint 1980 ihre Single "War Dance", die der Band sogar ein Engagement im Vorprogramm von Joy Division einbringt, wenige Wochen bevor deren Sänger Ian Curtis seinem Leben ein Ende setzt. Während die Karriere von Joy Division ihr vorzeitiges Ende findet, starten Killing Joke erst richtig durch. Das selbstbetitelte Debutalbum begeistert mit dunklen, energetischen Grooves und psychedelischer Intensität, die Killing Joke eine treue Fanschar sichert. Nach dem 1982er Album "Revelations" offenbart Frontmann Coleman der Band, dass der Weltuntergang kurz bevor stünde und er die letzten Tage der Welt in Island zubringen möchte. Auch Youth und Ferguson verfallen der okkulten Logik ihres Frontmannes und machen sich auf nach Island.

1983 ist die Welt immer noch nicht untergegangen und so treffen sich Killing Joke in London wieder, wo "Fire Dances" entsteht. Mit der erwähnten Hitsingle "Love Like Blood" vom 85er Album "Night Time" in aller Munde, wird es in den nächsten Jahren ruhig um die Band und im Anschluss an den viel gelobten Longplayer "Extremities, Dirt & Various Repressed Emotions", auf dem Martin Atkins (Ex-Public Image Ltd.) an den Drums debütiert, zerfällt die Band 1990 aufgrund der stark unterschiedlichen Interessen. Sänger Coleman studiert in Leipzig und Ägypten orientalische Musik, zieht 1992 nach Neuseeland, wo er als Komponist für das Auckland Philharmonic Orchestra arbeitet und verfolgt allerlei Soloaktivitäten. Bassist Youth gründet das Goa-Trance-Label Dragonfly und betätigt sich nebenbei als Produzent von The Verve.

2003, nach achtjähriger Pause, sind Killing Joke wieder am Start und rocken besser denn je. Neben den Gründungsmitgliedern Coleman, Youth und Geordie sitzt auf "Killing Joke 2003" mit Dave Grohl ein bekennender Killing Joke-Fan an den Drums. Als Produzent kann das Quartett Andy Gill gewinnen, der auch schon Gang Of Four oder den Red Hot Chili Peppers den letzten Schliff verpasst hat.

Quelle: laut.de


Alben:


The Unperverted Pantomine
(2003)


No Way Out But Forward Go
(2001)


War Dance
(1998)


Democracy
(1996)


Alchemy - The Remixes
(1996)


Wilful Days
(1995)


BBC In Concert
(1995)


Pandemonium
(1994)


Laugh? I Nearly Bought One!
(1992)


Extremities, Dirt & Various Repressed Emosions
(1990)


Incomplete Collection 1980 - 1985
(1990)


The Courtald Talks
(1989)


Outside The Gate
(1988)


Brighter Than A Thousand Suns
(1986)


Night Time
(1985)


Fire Dances
(1983)


Revelations
(1982)


What's THIS For...!
(1981)


Killing Joke
(1980)
 
Pur

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Wohl keine andere deutsche Band polarisiert so sehr wie Pur. Entweder man liebt sie abgöttisch, oder man kann mir ihrer Musik - freundlich ausgedrückt - überhaupt nichts anfangen. Bis heute spielen Pur beinahe klinisch reinen Melodik-Deutsch-Rock.

1975 gründen Roland Bless und Ingo Reichl die Band Crusade. Ein Jahr später stößt Hartmut Engler zu den beiden, 1979 kommt Joe Crawford dazu. 1980 ändert die Band ihren Namen: aus Crusade wird Opus. Als 1981 noch Rudi Buttas in die Band kommt, ist die Besetzung komplett.
1983 dann die erste LP - "Opus 1", welche die Popularität der Band jedoch nur unwesentlich steigert. 1985 erscheint "Vorsicht zerbrechlich", im selben Jahr wird ihnen ihr Bandname jedoch zum Verhängnis. Die österreichische Band "Opus" hat mit ihrem Hit "Live is life" weltweit Erfolg und den fünf Schwaben bleibt letztendlich nichts anderes übrig, als sich erneut umzubenennen - diesmal in Pur.

1986 gewinnen Pur den Bundesrockpreis in Osnabrück, 1987 bekommen sie dann endlich einen Plattenvertrag bei Intercord. Im selben Jahr erscheint ihr Debüt "Pur". Der Erfolg stellt sich aber erst 1988 mit dem nächsten Album "Wie im Film" ein. Die Kritiker stürzen sich zwar vernichtend auf selbiges, die Fans jedoch sind begeistert und so erhalten Pur dafür eine "Goldene Europa"! 1991 gelingt ihnen erstmals ein Erfolg in den Singlecharts - "Lena" wird im Radio rauf- und runtergespielt. Für das Album "Nichts ohne Grund" bekommen sie sogar den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Während der folgenden Tour wird eine Menge mitgeschnitten, das 1992er Album "Pur-Live" entsteht und chartet bis in die Top 50.

Als 1993 "Seiltänzertraum" erscheint, gelingt Pur der ganz große Wurf. Die LP steigt bis auf Platz 2 der Charts und hält sich länger als ein Jahr in den Top 100. Letztendlich erhält die Platte Doppel-Platin. Zwei Jahre später sind sie erneut 'On The Top'. 500.000 Exemplare ihres Albums "Abenteuerland" sind bereits vor der Veröffentlichung vorbestellt, was abermals Platin bedeutet. Während der einjährigen Tour kommen mehr als eine Million Menschen zu den Konzerten. 1997 sind sie ähnlich erfolgreich. "Mächtig viel Theater" verkauft sich erneut wie warme Semmeln und die folgende Tour bricht wieder alle Rekorde.

Anfang 2000 erscheint passend zur Skisprungsaison die neue Single "Adler sollen fliegen". Die dazugehörige CD "Mittendrin" mischt wochenlang die Media Control Albumcharts auf. Pur präsentieren sich auf der folgenden Tour zum ersten Mal auf einer Rundbühne inmitten der Zuschauer und meistern diese höchste Anforderung für Künstler mit Bravour. Die Tournee ist ausverkauft und wird auf der DVD "Mittendrin - und ganz viel drumherum" dokumentiert.

Die Mannen um Hartmut Engler befinden sich im neuen Jahrtausend auf dem Zenit ihres Erfolgs. Dieser spiegelt sich neben unzähligen Preisen in dem Album "Pur Klassisch" (2004) wieder, das live vor und mit 150.000 ekstatischen Fans aufgenommen wird. Unterstützt vom 41-köpfigen German Pops Symphonie-Ensemble, NDW-Legende Heinz Rudolf Kunze, Fool's Garden und der Schweizer Soulröhre Nubya zelebrieren Hartmut Engler & Co. ein philharmonisches Spektakel, das einen Monat nach der Show bereits auf CD erhältlich ist. Weitere vier Wochen später erscheint die DVD, die neben der Musik auch die inszenatorische Pracht dieses Ereignisses offenbart.

Diskographie (nur Pur!):

1987 - Pur
1988 - Wie im Film
1990 - Unendlich mehr
1991 - Nichts ohne Grund
1992 - Pur - Live
1993 - Seiltänzertraum
1995 - Abenteuerland
1996 - Live - die Zweite
1998 - Mächtig viel Theater
2000 - Mittendrin
2001 - 20 Jahre eine band
2003 - Was ist passiert
2004 - Pur Klassisch - Live Auf Schalke


(laut; amazon)
 
Deep Purple


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Nachdem erste Schritte unter dem Namen "Roundabout" kläglich scheiterten, bildeten Jon Lord (org), Ian Paice (g), Rod Evans (Voc) und Richie Blackmore (g) eine neue Formation unter dem namen "Deep Purple". Im April 1968 wagten sie sich damit im dänischen Tastrup das erste mal auf die Bühne. Bereits vier Wochen später entstand in einer 18 stündigen Session ihr erstes Album "Shades Of Deep Purple". Mit der ausgekoppelten Singe "Hush" kletterten sie bis auf Platz vier der US-Charts. Während sie mit großem Erfolg in den USA ankamen, nahm weder in Großbrittanien noch im restlichen Europa Notiz von der neuen Band. "Shades Of" bot kraftvollen, an Gitarren und orgel orientierten Rock mit einem charismatischen Leadsänger. Blackmore erinnerte sich später: "Wir mußten ständig herumreisen und beweisen, dass wir eine harte Rockband waren". Er lag im permanenten Wettstreit mit dem Organisten Lord um die Vorherrschaft in der Gruppe. Die setzte zunächst weiter auf Cover Versionen. Das erste Halbjahr 1969 brachte für Deep Purple mit den Alben "The Book Of Taliesyn" und "Deep Purple" durchschnittliche Umsätze. Immer noch war die Band in Amerika bekannter als in Europa. Im Juli 69 wurden Evans und Simper gefeuert. Sie wurden durch Roger Glover (b) und Ian Gillan ersetzt, die frischen Wind in die Gruppe brachten. Auch die Reaktionen auf das dreiteilige Opus "Concerto For Group And Orchestra" aufgeführt mit dem Royal Philharmonic Orchestra und der Leitung von Malcolm Arnold fielen recht unterschiedlich aus, unterstrichen aber die Bedeutung dieser Grenzüberschreitung zwischen E- und U-Musik. Mit "Deep Puprle in Rock" leitete die Band im August 70 eine Wende ein, sie klang robuster, angrifflustiger und verstärkte Dynamik und Tempo. Dieses Album schlug nun auch in Europa ein. Es zahlte sich nun auch aus, dass man eigenes Material veröffentliche. Auch das nachfolgende Album Fireball erkletterte in Europa Spitzenplätze. Auch die nachfolgenden Alben bis 1975 reihten sich nahtlos ein. Darüberhinaus vermarktete die Band Ihre Scheiben nun unter eigenem Label "Purple Records". Das "Unternehmen" Deep Purple nahm immer größere Ausmaße an. Kritiker sahen die Band in Gigantomanie erstarren. Intern spitzte sich die Auseinandersetzung zwischen Blackmore und Lord zu. Gillan und Glover verliesen die band und wurden doch David Coverdale und Glenn Hughes ersetzt. nach den Alben "Burn" und "Stormbringer" verließ dann im April 75 auch Blackmire die Band und gründete "Rainbow". Die Folge waren sinkende Absatzzahlen ihrer kommenden Alben. Im Juli 76 entschloß man sich die Band (erstmal) aufzulösen. Ständig neu kombinierte Sampler und Live-Aufnahmen garantierten jedoch die Chartpräsenz bis zum Sommer 1982. 1984 kam es dann zur Reunion von Deep Purple mit dem Album "Perfect Stranger". In den kommanden Jahren bewiesen sie ihre neue Spielfreude auf ausgedehnten Tourneen rund um den Erdball. In den 90zigern wurde es wieder etwas ruhiger um die "Altherrenriege". Sie tourten nicht mehr so ausgedehnt und auch die Platten kamen nur noch spärlich.

Diskographie: (Auswahl)

1968 - Shades Of Deep Purple
1969 - Deep Purple
1969 - The Book Of Taliesyn
1969 - Concerto For Group And Orchestra
1970 - Deep Purple In Rock
1971 - Fireball
1972 - Made In Japan
1972 - Machine Head
1973 - Who Do We Think We Are
1974 - Burn
1974 - Stormbringer
1975 - Come Taste The Band
1976 - Made In Europe
1977 - Last Concert In Japan
1977 - Power House
1980 - In Concert
1980 - New Live & Rare
1981 - Deep Purple In Concert
1982 - Live In London
1984 - Perfect Strangers
1985 - Fireworks
1987 - The House Of Blue Light
1988 - Nobody's Perfect
1990 - Slaves And Masters
1991 - Deep Purple
1992 - In Concert '72
1992 - The Battle Rages On
1992 - In Concert
1992 - Live And Rare
1994 - Come Hell Or High Water
1994 - In Concert '70
1994 - Live '85
1995 - Live In California 1976
1996 - King Biscuit Flower Hour
1996 - Live At The California Jam, 1974
1996 - The Final Concerts
1996 - Purpendicular
1997 - Live At The Olympia '96
1998 - The Gemini Suite
1998 - Abandon
1998 - Butterfly Ball Wizards Convention
1998 - Child In Time
1998 - Knebworth 1985
1999 - In London
2000 - Live At The Royal Albert Hall
2001 - Under The Gun
2002 - Royal Philharmonic Orchestra
2003 - Bananas
2004 - Live On The BBC
 
Endstille

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Deutschland brauchte eine Black-Metal Band...
ENDSTILLE macht ekeligen aggressiven Black-Metal, mit der Feuergeschwindigkeit eines MG42 und der Durchschlagskraft schwerer Schiffsartillerie. Die Band wurde aus Resten diverser Black-Metal Kapellen 2000 zwangsrekrutiert. 2001 wurde mit "DEMO n" das erste Zeichen gesetzt. Der zweite Schlag mit der "Operation Wintersturm" im Jahre 2002 fiel dann gewaltiger aus. Die Rezensionen waren grösstenteils zufriedenstellend. Einige Livekonzerte waren die Folge. Ende Mai 2003 wird die 3. Offensive gestartet. Sie trägt den Namen "Frühlingserwachen". Das 4. Album mit dem Titel "Dominanz" ist im Mai 2004 erschienen und haut wieder voll in die Fresse. Endstille = Endgeil.
Text (c) by Endstille

Diskografie :
2001 - DEMOn
2002 - Operation Wintersturm
2003 - Frühlingserwachen
2004 - Dominanz
 
Karat




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Karat, 1975 in Berlin gegründet, waren neben den Puhdys die erfolgreichste Band der ehemaligen DDR. Mit dem Lied "Über sieben Brücken", auch von Peter Maffay erfolgreich interpretiert, repräsentierten sie eine von Zwischentönen, aber auch von Pathos und Schwulst geprägte Songkultur, bei der die Grenzen zwischen Rock-Underground und Rundfunk-Unterhaltungsmusik vielfach verschwammen. Karat das waren: Ulrich "Ed" Swillms (kb, cello), Henning Protzmann (voc, bg), Herbert Dreilich (voc, g), Bernd Römer (g) und Michael Schwandt (dr). Bei Rundfunkaufnahmen wurden Karat regelmäßig von weiteren Musikern verstärkt. Nach der Flucht von Schwandt in den Westen prägte nach 1983 insbesondere Herbert Dreilich den Sound der Gruppe. Ab der zweiten Amiga LP (im Osten unter dem Namen "Über sieben Brücken, 1979) im Westen bei Teldec unter dem Namen Albatros veröffentlicht wurde die Kooperation zwischen beiden Plattenfirmen bis 1986 und der achten LP "Die fünfte Jahreszeit" fortgesetzt. In jenen Jahren stiegen die Musiker in schnulzige Niederungen ab. Da Keyboarder Swillms die Live-Belastung auf Grund eines labilen Gesundheitszustandes auf dauer nicht gewachsen war, trat ihn für drei Jahre der Pop-Komponist Thomas Natschinski (kb) an die seite, anschließend Thomas Kurzhals (kb). Swillms, der neben diesen beiden anfangs noch als zweiter Tastenmusiker gewirkt hatte, gab dies Mitte der 80ziger Jahre auf und steuerte mit seinem Texter Norbert Kaiser auch immer weniger Melodien bei. Herbert Dreilich, längst Boss der band, drängte sich nun auch als Texter in den Vordergrund.. 1986 kam dann Christian Liebig an den Baß. Besonders die letzten drei Jahre vor dem Ende der DDR, setzten der Band zu. Längst hatten sie andere Bands in der Publikumsgunst überflügelt. Im Wendealbum "Im nächsten Frieden" (1990) versuchte deshalb auch Peter Maffay dem Ensemble zu helfen, indem er mit Dreilich gemeinsam nochmals "Über sieben Brücken" einspielte. Das nächste Album "Karat" (1991) wollte bereits schon niemand mehr hören. Erst im Rahmen einer DDR-Nostalgie-Welle Ende der 90ziger rappelte sich die Band nochmals auf und es gelang ihr ein bescheidenes Comeback.
Zu der Zeit hat Sänger Dreilich bereits mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Nachdem er 1997 in Magdeburg einen Schlaganfall erleidet, ist er zeitweise gelähmt. Mit eisernem Willen arbeitet er auf eine vollständige Genesung hin, und so können Karat im Millenniums-Jahr 2000 ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Das daran anschließende Live-Album, das zeitgleich mit dem dazugehörigen Video erscheint, zeigt eine Band, die noch lange nicht ausgebrannt ist. 2003 erscheint "Licht & Schatten", aber für Karat folgt wieder eine Zeit mit weniger Licht als Schatten.

Im Frühjahr 2004 diagnostizieren die Ärzte Leberkrebs bei Herbert Dreilich, woraufhin Karat alle noch geplanten Auftritte absagen. Im Dezember erliegt Dreilich seinen Leiden, bei der Beisetzung in Berlin erweisen ihm zahlreiche langjährige Anhänger, aber auch viele Prominente die Ehre. Kaum einer zweifelt zu diesem Zeitpunkt daran, dass die Band sich nun auflösen werde. Doch zumindest zu einem Abschiedskonzert im April 2005 kommen die Berliner noch einmal zusammen. An das Mikrofon tritt Claudius Dreilich, der 34-jährige Sohn des Verstorbenen, der seinerseits bereits einige Erfahrung als Sänger hat. Dass allein Claudius seinen Vater angemessen vertreten könne, soll noch zu dessen Lebzeiten mit der Band abgesprochen worden sein. Und wer weiß, vielleicht ist die lange Geschichte von Karat ja doch noch nicht zuende ...


Diskographie:

1978 - Karat
1979 - Über sieben Brücken
1980 - Schwanenkönig
1982 - Der blaue Planet
1983 - Die sieben Wunder der welt
1985 - Zehn Jahre auf dem Weg zu Euch
1986 - Die fünfte Jahreszeit
1990 - Im nächsten Frieden
1991 - Karat
1994 - Vierzehn Karat - Ihre größten Hits
1995 - Die geschenkte Stunde
1999 - Balance
1999 - Ich liebe jede Stunde
2001 - 25 Jahre Karat - Das Konzert
2003 - Licht und Schatten
 
(The) Police

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The Police, 1977 in London formiert, verbanden die Post-Punk-Prinzipien von Simplizität und Spontanität mit melodischem Feingefühl sowie einem organischen Gruppensound aus den markanten Bass-Riffs und den hohen, kraftvollen Vokalisen des Frontmannes Sting. Dazu kamen das atmosphärisch dichte Gitarrenspiel von Andy Summers, dem virtuosen, unprätentiösen Schlagzeug Einsatz von Stewart Copeland. Markenzeichen der Band war die originelle Verschmelzung von schwarzem jamaikanischen Reggae mit schnellen weißem New Wave Rock zu einem sinnlichen Mix und die intelligente Einarbeitung diverser Stilelemente aus Funk, Minimalismus, Jazz, arabischen Klängen zu einer Fusion von Avantgarde und Kommerzialität. Bereits kurz nach der Formierung der Band wurde Summers gegen Padovani ausgetauscht. Die Musiker ließen sich gegen alle Branchen-Regeln von ihrer Vertragsfirma A&M keinen Vorschuß zahlen, sondern handelten höhere Tantiemenprozente aus. Somit blieben sie schuldenfrei, kassierten aber seit dem Erfolg ihrer US-Start Single "Roxanne" eine höhere Umsatzrendite. Um die finanziellen Anfangschwierigkeiten zu überwinden war man sich auch nicht zu schade für Studioprojekte andere Künstler und man tourte bereits vor der ersten Veröffentlichung durch die USA. Viele der in den folgenden Jahren produzierten Titel, u.a. "Message In A Bottle", "Don't Stand So Close To Me", "Every Little Thing She Does Is Magic" oder "Every Breath You Take" wurden weltweite Hits. Ebenso wie die von der Band herausgebrachten Alben. Hier stachen insbesondere "Ghost In The Machine" und "Synchronicity" heraus, die in keiner Sammlung fehlen sollten.
Die Gruppe, die in ständigen Auseinandersetzungen zu zerfallen drohte und doch immer wieder in glänzender Gemeinschaftsform zusammenfand, gab im Sommer 1987 angesichts der Solo-Eskapaden von Sting und diverser Alleingänge von Copeland und Summers ihren Dreierbund ohne formelle Ankündigung auf.

Diskographie:

1979 - Outland d'Amour
1979 - Regatta de Blanc
1980 - Zenyatta Mondatta
1981 - Ghost In The Machine
1983 - Synchronicity
1986 - Every Breath You Take - The Singles
1992 - Greatest Hits
1993 - Message In A Box (4er Box)
1997 - The Very Best Of Sting and The Police
 
Vangelis

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Vangelis (kb), eigentlich Evangelos Odysseas Papathanassiou präsentierte symphonischen Pop auf der Höhe seiner technologischen Entfaltungsmöglichkeiten, wobei er elektronischen Overkill und Synthesizer-Kitsch als Stilmittel nicht verschmähte und dabei auch noch hörbare Musik produzierte.
Seine bekanntesten Kompositionen umfassen die 1982 mit dem Academy Award ausgezeichnete Musik zum Film Die Stunde des Siegers und die Filmmusik zu Blade Runner. Er komponierte außerdem die Hymne der Fußballweltmeisterschaft 2002.

Vangelis begann schon mit 4 Jahren zu komponieren und hat sich sein musikalisches Wissen größtenteils selber angeeignet. Er weigerte sich, traditionelle Klavierstunden zu nehmen und hatte während seiner gesamten Karriere kein grundlegendes Wissen über Notenlesen oder -schreiben. Er studierte Klassische Musik, Kunst und Filmregie an der Akademie der Schönen Künste in Athen.
In den frühen 1960ern gründete er die Popgruppe Forminx (manchmal Formynx geschrieben), die in Griechenland sehr bekannt wurde. Während der Studentenrevolte 1968 zog er nach Paris und gründete die Progressive Rock-Gruppe Aphrodite's Child mit Demis Roussos und Loukas Sideras. Sie hatte eine Hitsingle Rain and Tears. Die Gruppe trennte sich 1972, allerdings hatte Roussos noch mehrere Auftritte in späteren Werken von Vangelis.
Vangelis begann seine Solokarriere 1973 mit dem Schreiben der Filmmusik für zwei Filme des französischen Filmemachers Frederic Rossif.

Sein erstes offizielles Soloalbum war Earth 1974. Ungefähr zur gleichen Zeit probte er wieder mit einer weiteren Progressive Rock-Band, Yes. Obwohl er nie wirklich Mitglied wurde, schloss er mit dem Sänger Jon Anderson Freundschaft und arbeitete später oft mit ihm zusammen.
Nachdem er nach London gezogen war, unterzeichnete Vangelis einen Vertrag mit RCA Records, baute sein eigenes Studio auf (Nemo Studios) und begann mit der Arbeit an einigen Alben mit elektronischer Musik. Die Musik des Albums Heaven and Hell von 1975 wurde später als Thema der BBC-Fernsehserie Cosmos benutzt.
Er und Jon Anderson veröffentlichten zusammen mehrere Alben in den 1980ern und 1990ern unter dem Namen "Jon & Vangelis".
1982 gewann Vangelis den Academy Award für die Filmmusik in Chariots of Fire. In diesem Jahr begann er, mit dem Regisseur Ridley Scott zu arbeiten; Vangelis schrieb die Musik für Blade Runner und 1492 - Die Eroberung des Paradieses. Außerdem schrieb er die Musikuntermalung für viele Dokumentarfilme Jacques Cousteaus.
Das 2001 erschienene Mythodea (vom Stil her eher orchestrale als elektronische Musik), das 1993 geschrieben wurde, wurde von der NASA als Thema für die Marsmissionen verwendet.
Vor kurzem hat Vangelis die Filmmusik für Oliver Stones Filmversion von Alexander dem Großen veröffentlicht.


Diskographie

1970 - Sex Power - Soundtrack
1971 - Hypothesis
1971 - The Dragon
1972 - Fais Que Ton Reve Soit Plus Long Que La Nuit
1973 - L'Apocalypse des Animaux - Soundtrack
1973 - La Fete Sauvage - Soundtrack
1974 - Earth
1974 - Cosmos
1974 - Crime & Passion - Soundtrack
1975 - Heaven and Hell
1976 - The Vangelis Radio Special
1976 - Albedo 0.39
1977 - Ignacio
1977 - Spiral
1978 - Beaubourg
1978 - Hypothesis
1978 - The Best of Vangelis
1979 - Opera Sauvage - Soundtrack
1979 - China
1979 - Odes - mit Irene Papas
1980 - See You Later
1980 - Short Stories - als Jon & Vangelis
1981 - Chariots of Fire - Soundtrack
1981 - The Friends of Mr. Cairo - als Jon & Vangelis
1982 - To the Unknown Man
1983 - Private Collection - als Jon & Vangelis
1983 - Antarctica - Soundtrack
1984 - Die Bounty
1984 - Soil Festivities'
1984 - The Best of Jon & Vangelis - als Jon & Vangelis
1985 - Magic Moments
1985 - Mask
1985 - Invisible Connections
1986 - Rhapsodies - mit Irene Papas
1988 - Direct
1989 - Themes
1990 - The City
1990 - De Nuremberg à Nuremberg - Soundtrack
1991 - Page of Life - als Jon & Vangelis
1992 - La Peste (The Plaque) - Soundtrack
1992 - 1492: Conquest of Paradise - Soundtrack
1994 - Blade Runner - Soundtrack
1994 - Chronicles - als Jon & Vangelis
1995 - Mundo Magico De Vangelis
1995 - Foros Timis Ston Greco
1995 - Voices
1996 - Cavafis (Cavafy) - Soundtrack
1996 - Oceanic
1996 - Portraits (So Long Ago So Clear)
1998 - El Greco - kommerzielle Version
2000 - Reprise 1990-1999
2001 - Mythodea
2003 - Odyssey
2004 - Ithaca - Hörspiel des Cavafy Gedichts mit Sean Connery - Limitierte Auflage
2004 - Alexander - Soundtrack
 
Yann Tiersen

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Der Erfolg des Films "Die fabelhafte Welt der Amélie" katapultiert auch den Komponisten Yann Tiersen in den Fokus der Öffentlichkeit. Seine verträumte und teilweise nostalgische Instrumental-Musik zu dem ebenso verträumten Streifen von Regisseur Jean-Pierre Jeunet findet allein in Frankreich mehr als 200.000 Käufer. Plötzlich kennt die Welt diesen Musiker, der zuvor mit drei veröffentlichten Alben und einigen Filmkompositionen eher den Status eines Geheimtipps inne hatte.
Yann Tiersen wird am 23. Juni 1970 in der Bretagne geboren und wächst in Rennes auf. Ab dem Alter von sechs Jahren lernt er Geige und Klavier, bevor er als Teenager gegen die klassische Musikausbildung rebelliert. Statt Geige oder Klavier zu üben, greift Tiersen zur Gitarre, um seinen Vorbildern, The Stooges und Joy Division, nachzueifern. Schon zu dieser Zeit komponiert der Franzose Musik für Kurzfilme und Theaterstücke. Später führen ihn seine Studien in klassischer Musik, Komposition und allgemeiner Musiklehre unter anderem nach Nantes und Boulogne.

Dass es fast einer Untertreibung gleichkommt, Tiersen einen Multi-Instrumentalisten zu nennen, beweist er 1995 auf seinem ersten Album "La Valse des Monstres": Cembalo, Banjo, Gitarre, Glockenspiel, Klavier, Melodica – die Liste der Instrumente, die Tiersen beherrscht, scheint endlos und nährt seinen Ruf als "Ein-Mann-Orchester". 1998 bringt ihm die Single "Monochrome" seines dritten Albums "Phare", eine Zusammenarbeit mit dem französischen Popstar Dominik A., erstmals größere Beachtung ein. Jenseits des Mainstream macht sich Tiersen durch Kooperationen mit The Divine Comedy und Lisa Germano einen Namen.

Der nächste Coup nach dem Erfolg des "Amélie" –Soundtracks gelingt Tiersen 2003 mit der Filmmusik zu Wolfgang Beckers tragikomischem Wendemovie "Good Bye Lenin!". Wieder bezaubert er das Kinopublikum mit seinem getragenen, sanft melancholischen Klavierspiel. Doch Tiersen bleibt auch außerhalb von Filmproduktionen musikalisch aktiv: Nach "L'Absente" entsteht 2005 "Yann Tiersen And Shannon Wright" innerhalb von 20 Tagen und beinhaltet sehnsüchtige Kompositionen, gepaart mit dem eindringlichen Gesang von Shannon Wright.

DISKOGRAPHIE:

2005 - Les Retrouvailles
2005 - Yann Tiersen And Shannon Wright
2003 - Good Bye Lenin! (Soundtrack)
2003 - C'Était Ici (Live)
2002 - L'Absente
2002 - Tout Est Calme
2001 - Die fabelhafte Welt der Amélie (Soundtrack)
1998 - Le Phare
1997 - Rue Des Cascades
1995 - La Valse Des Monstres
 
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Torch

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Welcher Deutsche kann schon von sich behaupten, dass er seit fast 20 Jahren rappt? Frederick Hahn aka Torch kann das. Wie alle MCs rappt er anfangs zu den Texten der US-Vorbilder, reimt aber dann als erster in seiner eigenen Muttersprache. Ob Reggae-Style, Battle-Lyrics oder Freestyle: Torch gehört zu den Pionieren in Teutonien. Und das zu einer Zeit als deutscher Hip Hop für die Musikindustrie ein Fremdwort ist.
Bereits in der ersten Hälfte der Achtziger schließt sich der gebürtige Frankfurter der Hip Hop-Szene an. Er breakt, legt auf und landet im Lauf seiner Sprayerkarriere fünfmal vor Gericht. 1985 krönt ihn Hip Hop-König Afrika Bambaataa, der anno 2000 im Torch-Video "Sex und Gewalt" zu sehen ist, zum ersten Zulu-Nation-Chapter Deutschlands.

1987 gründen Frederick Hahn, Toni L., Linguist, Gee-One und DJ Mike MD die Heidelberger Gruppe Advanced Chemistry, die angesichts des kommerziellen Erfolgs der Fantastischen Vier zum glaubwürdigen Underground-Vertreter avancieren. 1992 liefern sie mit der Maxi "Fremd Im Eigenen Land" einen viel diskutierten Song ab.

Torch, der keinen Schulabschluss und keine Ausbildung hat, veröffentlicht mit seiner Combo noch drei weitere Maxis und die LP "Advanced Chemistry". Ab 1994 moderiert er ein Jahr lang auf VIVA die erste deutsche Rap-Sendung "Freestyle" und ruft parallel sein Label 360°, auf dem sich unter anderem Curse die ersten Sporen verdient, ins Leben.

Der 29-Jährige lebt für und steckt jede Mark in den Hip Hop. Wenn der Hip Hop nur allein der Industrie dient, ist er tot, meint Torch. Live präsentiert sich der politisch ambitionierte Rap-Pionier als selbstsicherer MC, der auf Beats und Inhalte gleichermaßen wert legt. Nach der Doppel-Maxi "Die Welt Brennt/Wir Waren Mal Stars" erscheint sein Solo-Album "Blauer Samt".


DISKOGRAPHIE:

2000 - Blauer Samt
 
Iron Maiden

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Es gibt wohl keine Band im Metal, deren Mitglieder nicht weit jenseits der 50 sind, die Iron Maiden nicht als einen ihrer wichtigsten, musikalischen Einflüsse angeben. Was die Eisernen Jungfrauen mit Bands wie Black Sabbath, Saxon und einigen anderen für diese Musikrichtung getan haben, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.
Den Ball ins Rollen bringt Steve Harris, der eigentlich schon eine Karriere als Fußballer ins Auge gefasst hat, sich aber als 15-jähriger Knilch 1975 seinen ersten Bass zulegt und locker drauflos zupft. Zuerst tönt er bei einer Truppe namens Influence, die sich dann in Gypsy's Kiss umbenennen und den kleinen Steve kurz darauf vor die Tür setzen. Nach einem kurzen Gastspiel bei Smiler, entschließt sich Steve dann seine eigene Band an den Start zu bringen und entscheidet sich Ende '75 für den klangvollen Namen Iron Maiden, ein spaßiges Folterinstrument, welches die Form eines Sarkophages hat mit fiesen Nägeln auf den Innenseiten, die dem Insassen beim Schließen unangenehme Piercings verursachen.

Das erste Line-Up, mit dem Maiden auftreten, besteht aus Steve, Dave Murray (g), Bob D'Angelo (g), Dennis Wilcock (voc) und Drummer Ron Rebel. Mit der Zeit wird aber so ziemlich jeder mal wieder gefeuert. Zwischenzeitlich sogar mit nur einem Gitarristen und einem Keyboarder (!) unterwegs, bessert sich die Situation erst, als Steve, Dave wieder zurück holt und mit Paul Di'Anno endlich mal ein brauchbarer Sänger gefunden wird. Da aber Punk und New Wave gerade die angesagtesten Musikstile sind, sind die Auftrittsmöglichkeiten begrenzt. Somit spielen sie ein Demo ein, welches trotz minderer klanglicher Qualität dazu führt, dass Rod Smallwood ihnen seine Dienste als Manager anbietet. Dieser organisiert dann kräftig Konzerte und im legendären Marquee Club in London steht dann mit John Darnley ein Talentsucher der EMI im Publikum und nimmt die Jungs unter Vertrag.

Die ersten Arbeiten für EMI sind zwei Songs für den "Metal For Muthas"-Sampler. 1980 sind neben Steve, Paul und Dave inzwischen Clive Burr an den Drums und Dennis Stratton bei Maiden aktiv und das Fivepack bekommt das Angebot bei Top Of The Pops auf BBC zu spielen. Die Bedingung von Maiden lautet aber, live spielen zu dürfen, was von BBC erstaunlicherweise akzeptiert wird. Als am 14. April dann "Iron Maiden" in den Läden steht, schlägt die Scheibe auf Platz 4 in den Charts ein. Auf der anschließenden Tour spielen sie an vier Abenden hintereinander im Marquee vor ausverkauftem Haus. Im Anschluss steht eine Tour mit Kiss und U.F.O. an, die für Dennis die letzte ist, da er für Adrian Smith gefeuert wird.

Mit der '81 erscheinenden "Killers", gehen die fünf auf ihre erste Welttour und nehmen in Japan gleich noch "Maiden Japan" auf. Der leicht verweste Kerl, der auch schon auf dem Debüt zu sehen war und auf den Namen Eddi hört, findet sich fortan auf allen Covers und ist eine Kreation von Derek Riggs. Nach der Tour kristallisiert sich langsam heraus, dass Paul nicht mehr den Ansprüchen gerecht werden kann, weshalb er Maiden verlässt. Dies wird sich schnell als Glücksfall erweisen, da sein Nachfolger Bruce Dickinson (ehemals als Bruce the Bruce bei Samson aktiv) den Platz nicht nur ausfüllt, sondern neu definiert. Schon nach den ersten Konzerten erhält Bruce den Beinamen "Air-Raid-Siren", den er bis heute zu Recht trägt. der wirkliche Durchbruch steht aber ein Jahr später mit "Number Of The Beast" an.

Schon die Single "Run To The Hills" schlägt auf Platz sieben ein, das Album aber auf Platz eins! Eine 180 Gigs umfassende Ochsentour rund um den Globus folgt, in deren Anschluss sich Clive verkrümelt und Platz für Nicko McBrain macht, den Maiden von der Tour mit Trust schon kannten. Nicko gibt seinen Einstand auf "Piece Of Mind", welches auf Platz drei in den Charts einsteigt. Der Dortmunder Gig wird vom Fernsehen mitgeschnitten und glänzt durch einen abschließenden "Kampf" mit einer überdimensionalen Eddi-Puppe. Beinahe ohne Pause starten Maiden an den Arbeiten zu "Powerslave" und wagen sich anschließend auch in Gebiete, die zu dieser Zeit normalerweise nicht betourt werden. "Behind The Iron Curtain" dokumentiert das Ergebnis eindrucksvoll. Auf der US Tour machen sie auch einen Abstecher nach Südamerika und spielen bei Rock In Rio vor mehr als 200.000 enthusiastischen Fans.

"Live After Death" erscheint '85 als Doppel-LP und als Video und setzt nicht nur was das geniale Cover angeht neue Maßstäbe. Die Kämpfe, die sich Bruce und der Mumien-Eddie liefern, sind nur einige wenige Höhepunkte der Show. Es dauert nicht lange und Maiden melden sich mit "Somewhere In Time" zurück. Dies hat einen empörten Aufschrei zur Folge, da sie es wagen, als Metal-Band Synthesizer zu verwenden. Auch diese Tour wird auf Band festgehalten und "Twelve Wasted Years", ist so etwas wie eine Dokumentation über die bisherige Arbeit von Iron Maiden. Überraschenderweise ziehen diesmal zwei Jahre ins Land, ehe mit "Seventh Son Of A Seventh Son" ein Konzeptalbum erscheint, welches auch vom Cover her eine ungewohnte Ruhe ausstrahlt.

Nachdem die Briten das Jahr wieder auf Tour verbracht haben, nehmen sich Bruce und Adrian die Zeit, ihre eigenen Projekte zu starten. Bruce veröffentlicht "Tattooed Millionaire" und Adrian mit ASAP (Adrian Smith And Project) "Silver And Gold". Traurigerweise kommt Adrian nicht wieder zurück zur Band, sondern entschließt sich, sein Solo-Ding weiter durchzuziehen. Für ihn holen Maiden Jannick Gers in die Band, der mit Bruce dessen Soloscheibe einspielte. "No Prayer For The Dying" wird sein Einstand, der für viele Fans nicht sehr glücklich ist, denn die Scheibe kann für Maiden-Verhältnisse, trotz Einstieg auf Platz 2, schon beinahe als so etwas wie ein Flop bezeichnet werden. Auch Jannick, der sich bei den Gigs mehr für irgendwelchen Firlefanz und seltsames Rumhopsen interessiert, wird von einigen Fans eher skeptisch beäugt.

Als 1992 "Fear Of The Dark" erscheint, ahnt noch keiner, dass Bruce mit dem Gedanken spielt, die Band zu verlassen. Doch auf der Tour zum Album lässt es sich nicht mehr übersehen, dass den Sänger der Spaß an Maiden verlassen hat. Es musste also nach einem Ersatz Ausschau gehalten werden. Um diese Zeit zu überbrücken, kommen mit "A Real Live One" und "A Real Dead One" zwei ziemliche Mogelpackungen auf den Markt. Zwar ist das verwendete Material tatsächlich live, nur nutzte Steve, der sich zum ersten Mal intensiv mit Pro-Tools und ähnlichem auseinander setzt, die Möglichkeit, sich von verschiedenen Konzerten die besten Parts zusammen zu suchen und daraus ein Lied zu schustern. Somit bestehen einzelne Songs mitunter aus mehreren Gigs. Auch die Frage "Warum es 1994 auch noch "Live At Donington '92" geben muss, ist gestattet.

Ein Jahr später wird mit "The X Factor" der neue Frontmann Blaze Bayley auf Tonkonserve vorgestellt. Blaze, der mit seiner alten Band Wolfsbane schon im Maiden-Vorprogramm spielte, schafft es zu keiner Zeit, die Lücke von Bruce auch nur annähernd zu schließen. Auch seine beeindruckende Live-Performance und sein Engagement täuschen nicht darüber hinweg, dass er den stimmlichen Anforderungen nicht gewachsen ist. Zwar stärken ihm die anderen Jungs den Rücken damit, dass die Songs ja eigentlich noch alle für Bruce' Stimme geschrieben seien, doch auch "Virtual XI" kann den faden Beigeschmack nicht übertünchen. Die Glanzzeiten des ehemaligen Metal-Flaggschiffs scheinen tatsächlich vorbei zu sein.

Bruce hat in der Zwischenzeit ein paar mehr oder minder erfolgreiche Platten veröffentlicht und sich auch mit Adrian Smith und Producer und Gitarristen Roy Z, der auch schon Rob Halford wieder nach oben brachte, zusammen getan und zwei astreine Scheiben aufgenommen, die man schon als Bewerbung in Richtung Maiden sehen muss. Was viele schon vermuten, bestätigt sich dann auch: 2000 kommt mit "Brave New World" die Reunion-Scheibe raus. Blaze wurde gekickt, klar, aber anstatt Jannick vor die Tür zu setzen, stehen die Briten plötzlich mit drei Gitarristen da. Dass diese aber überhaupt nicht notwendig sind, zeigt erstens das Album, welches auch mit zwei Gitarristen so klingen würde, und zweitens der Unfall von Jannick in Mannheim beim Metal 2000, als er vor lauter Rumgehampel von der Bühne fällt, sich die Rübe und diverse Körperteile prellt, und die Zugaben ohne ihn gespielt werden. (Der Sound bleibt exakt derselbe!)

Mit "Rock in Rio" (auch als DVD) kommt dann die zweite wirklich wichtige Live-Scheibe in die Läden, doch es gibt auch eine schlechte Nachricht zu vermelden. Clive Burr, der Ex-Drummer, zu dem die Band immer noch freundschaftlichen Kontakt hat, ist an MS erkrankt. Um ihn finanziell zu unterstützen organisieren sie auf die Schnelle drei Konzerte, wovon das letzte live über ihre Homepage übertragen wird.

Unterdessen erhöhen Maiden mal wieder die Schlagzahl, und bringen mit "Edward The Great - The Greatest Hits" im Jahr 2002 noch eine wenig empfehlenswerte Best Of und mit "Dance Of Death" (2003) ein um so besseres Studioalbum heraus. Der Fan muss nicht lange darben. 2004 entrümpeln Maiden ihr Archiv, pressen es auf DVD und werfen ein Sammelsurium aus Interviews, Konzerten, Bildern und Artwork auf DVD unter dem Namen "The History Of Iron Maiden - Part 1: The Early Days" auf den Markt. Das Doppelpack hat es gewaltig in sich und beschert Fans feuchte Augen ob des teilweise noch nie veröffentlichten Video-Materials. Wie an der Numerierung ersichtlich ist, sind weitere Folgen der Reihe geplant, die die komplette Historie des Metal-Flagschiffs in allen Einzelheiten beleuchten sollen.


DISKOGRAPHIE:

1980 Iron Maiden
1981 Killers
1982 The Number of the Beast
1983 Piece of Mind
1984 Powerslave
1985 Live after Death (Live)
1986 Somewhere In Time
1988 Seventh Son Of A Seventh Son
1989 Maiden England (Live)
1990 No Prayer For The Dying
1992 Fear Of The Dark
1993 Live At Donington (Live)
1993 A Real Dead One (Live)
1993 A Real Live One (Live)
1995 The X-Factor
1996 Best Of The Beast (Best-of) (Sampler)
1998 Virtual XI
2000 Brave New World2002 Rock In Rio (Live)
2002 Edward The Great (Best-of) (Sampler)
2002 Eddie's Archive (Archiv-Box mit Liveaufnahmen)
2003 Dance Of Death
 
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Ton Steine Scherben

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Als im August 2001 die Scherben-Doku "Der Traum Ist Aus" über die deutschen Kinoleinwände flimmert, fängt so mancher erst an zu begreifen wie nachhaltig aktuelle Rock-Bands in Deutschland vom Berliner Musikerkollektiv Ton Steine Scherben in gedanklicher und musikalischer Sicht beeinflusst wurden.
Obwohl erst 1970 aus der Coverband Degalaxis und dem Theaterprojekt Hoffmanns Comic Theater gegründet, fällt ihr Name als musikalische Untermalung der 68er Studentenrevolte. Die radikalen und heute wohl etwas plakativ erscheinenden Texte treffen damals genau das Zeitgefühl einer Generation, die kurz vor einer gewaltigen Explosion steht. Stark kontrastierend zu dem 70er Heile-Welt-Schlager-Krams (Heintje, Roy Black und ähnliche Dieter Thomas Heck Stammgäste) wirkt die Band, die kein Blatt vor den Mund nimmt, deren Manager in einer Fernsehshow mit einer Axt den Studio-Tisch zusammen haut und die WDR-Mikrofone einsteckt, gerade richtig um die linke Identifikationsplattform einer rebellischen und verzweifelten Generation zu werden.

Radikalität bringt in finanzieller Sicht natürlich nur Nachtteile mit sich. Wenn man in klar verständlichen deutschen Texten (damals sangen Rock-Bands aus Deutschland normalerweise in Englisch) den Sturz der Regierung fordert und nach Konzerten zur gemeinschaftlichen Hausbesetzung aufruft, ist ein Plattenvertrag in konservativen Zeiten unerreichbar. Den vier Gründungsmitgliedern R.P.S. Lanrue, Rio Reiser, Wolf Seidel und Kai Sichtermann bleibt nichts anderes übrig, als im Sommer 1970 in einem Kreuzberger Hinterhof-Studio ihre erste Single mit den zwei Songs "Macht Kaputt Was Euch Kaputt Macht" und "Wir Streiken" selbst aufzunehmen. Die Kosten und den Vertrieb der 7" übernehmen zwei renommierte Berliner Raubkopierer.

Schon im September des selben Jahres zieht die Band ihren ersten Auftritt an Land. Das von der Erotik-Queen Beate Uhse gesponserte Fehmarn Festival auf einer Ostsee-Insel kann zwar großen Namen, aber kein Geld aufweisen. Als die Scherben mit 28 Mann aufkreuzen und die Veranstalter inzwischen schon mit den gesamten Einnahmen über alle Berge geflohen sind, eskaliert die Situation. Nach Jimi Hendrix' letztem Konzert vor seinem Tode, entern die Berliner Hausbesetzter die Bühne und spielen fünf Songs. Mehr geht nicht. Danach brennt die Bühne ab.

Ein Jahr später sind sie dann so weit, eine komplette Platte aufzunehmen. Eine Plattenfirma haben sie aber immer noch nicht gefunden. Deshalb gründet die Band ihr eigenes Label "David Volksmund Produktion" und veröffentlichen so ihre Debüt-Platte "Warum Geht Es Mir So Dreckig?" auf dem ersten deutschen Indie-Label überhaupt. War die eigene Veröffentlicht anfangs noch eine aus einer Not entstandene Tat, so entwickelt es sich im Laufe der Scherbenjahre immer mehr zum politischen Instrument. Trotz vieler und auch großzügiger Angebote wechseln Rio & Co nie zu einer anderen Plattenfirma, sondern veröffentlichten jegliche Platten ihrer Hauptband und ihrer zahlreichen Nebenprojekte (Kinderhörspiele oder Musik zu Theaterstücken) auf "David Volksmund". Diese totale Verweigerung gegenüber der Industrie ist bei ihren linken Fans zwar gern gesehen, führt jedoch auf finanzieller Linie in ein bodenloses Desaster. In ihrem 15-jährigen Bandbestehen herrscht in der Kasse konstant Ebbe und die Mitglieder nagen des öfteren am Hungertuch, obwohl man vor ausverkauften Häusern spielt.

Der Scherben-Slogan "Ich will nicht werden was mein Alter ist" mausert sich zur jugendlichen Ideologie. Die Straßenkämpfe sind voll im Gange. RAF und Wasserwerfer beliebte Schlagwörter auf der Springer-Zeitung und mitten drin stehen Ton Steine Scherben parolenschwingend auf einem Bauwagen. Am 8. Dezember 1971 ist es dann mal wieder an der Zeit für eine Hausbesetzung. Nach einem Konzert in der Mensa der Berliner Technischen Universität besetzen Zuschauer und Band ein Teil des leerstehenden Bethanien-Krankenhauses in Kreuzberg. Das Haus wird im Gedenken an einen vier Tage vorher im Straßenkampf von Polizisten erschossenen Studenten, Georg-Von-Rauch-Haus benannt. Das gleiche Haus wird auf der ein Jahr später erscheinenden zweiten Platte "Keine Macht Für Niemand", die der Musikexpress dreißig Jahre später zur viertbesten deutschen Platte aller Zeiten wählt, nochmals durch den "Rauch-Haus-Song" geehrt. Der Plattenname des Klassikers wird zum Schlachtruf der Studentenrevolten. Die Scherben stehen wie keine andere Band in dieser Zeit für Revolution, Anti-Kapitalismus und Krawalle. Der Satz stammt aber eigentlich nicht von Texter Rio Reiser, sondern aus einer Revolutionszeitschrift.

Als die Jugendproteste Mitte der Siebziger langsam abflauen, beginnt die Radikalität auch aus den Texten der Scherben zu verschwinden. Nach dem "Scheitern der Revolution" werden sie zunehmend resignativer und auf dem dritten Album "Wenn Die Nacht Am Tiefsten" sucht man vergebens nach Parolen. Mit dem langsamen Abtauchen der Linken zieht es auch die komplette Band mitsamt Freunden aus dem Berliner Zentrum der Revolution. Auf einem alten Bauernhof in Fresenhagen (Nordfriesland) findet man ein gemeinsames neues Zuhause. Doch auch hier wird man nicht lange glücklich. Schon nach kurzer Zeit kehrt die Hälfte der Umsiedler von Geld- bzw. Hungersnot geplagt wieder zurück in die Hauptstadt. Der harte Kern um Rio strotzt den Weichlingen und bleibt.

"Macht Kaputt Was Euch Kaputt Macht" hieß es auf der ersten Single. Inzwischen hat sich die Band aber nahezu selbst kaputt gemacht. Die ausgiebigen Touren zehren an den Körpern und an der Freundschaft. 1976 schließen sich die Scherben in ihrem eigenen Studio in Fresenhagen ein und arbeiten hauptsächlich an Auftragsproduktion, wie z.B. die Kinderplatte "Teufel Hast Du Wind". Rio Reiser übernimmt sogar eine Filmrolle und erhält für seine Darstellung in "Johnny West" den Bundesfilmpreis.

Erst 1980 reißen sich die Scherben wieder zusammen und arbeiten an einer neuen Platte, die 1981 erscheint. Auf "IV" ist die Revolution kein Thema mehr, und nicht wenige, die früher mit den Scherben auf einer Linie waren, stellen sich nun gegen sie. Einen neuen Verbündeten findet man aber in den "Grünen" (ab 1982 ist Claudia Roth, die heutige Bundesvorsitzende der Grünen, sogar Band-Managerin) und ihren Kumpels, den Atomkraftgegnern. Von Brok- bis Wackersdorf - die Scherben sind dabei. Spielen für Menschenketten von Ulm bis Stuttgart und gegen Brennstabtransporte. Viele ehemalige Mitläufer werfen den Scherben einen poppigen Ausverkauf vor. Man stellt sich taub und macht weiter sein Ding, das bis auf die ausverkauften Tourneen aber relativ erfolglos bleibt. Das 83er Album "Scherben" wird von den Kritikern als das kreative Ende der Band deklassiert.

Die Prophezeiung tritt dann auch prompt ein: auf einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen am 6. März 1985 spielen Ton Steine Scherben ihr letztes Konzert. Danach verstreuen sich die Mitglieder in alle Ecken der Welt. Einzig Rio wird mit seinem NDW-Pop und der Hit-Single "König von Deutschland" zum erfolgreichen Star. Er stirbt 1996, ohne je wieder an den Erfolg dieser Single anknüpfen zu können.

Zum dreißigjährigen Bandjubiläum versuchen verschiedene Musiker, noch ihr Stück von Scherben-Kuchen abzubekommen. So blamieren sich ehemalige Bandmitglieder namens Neues Glas aus alten Scherben in einer äußerst peinlichen Neuinterpretation der alten Songs. Dagegen versuchen auf "Die Erben der Scherben" einige Berliner Musiker halbwegs akzeptabel, den Klassikern ein zeitgemäßes Gewand zu verpassen.

Am besten ist aber immer noch das Original. Keine Frage.


DISKOGRAPHIE:

1971 - Warum geht es mir so dreckig?
1972 - Keine Macht für Niemand
1975 - Wenn die Nacht am Tiefsten...
1981 - IV
1983 - Scherben
1983 - Auswahl I (1970-1981)
1985 - In Berlin 84 (live)
1996 - Live II
2004 - 18

Tribute Alben:

2000 - Aus Alten Scherben
2001 - Keine Macht für Nimand
 
Rio Reiser

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"Verlassen von allem, fühlte er erst eine Art von bitterer Verachtung gegen sich selbst, die sich aber plötzlich in eine unaussprechliche Wehmut verwandelte ... Da er eingebildetes Unrecht schon so stark empfand, um so viel stärker musste er das wirkliche empfinden."
Die Romanfigur Anton Reiser ist ein Sensibelchen des rüden 17. Jahrhunderts, in dessen Seelenqualen sich das Weltböse widerspiegelte. Weil Anton genug Phantasie besitzt, sich in andere Menschen hinein zu denken, ist ihm während einer Hinrichtung, bei der er zugegen sein muss, als würde er selbst zerstückelt.

Als der 1950 geborene Ralph Möbius sich nach dem gescheiterten Schauspieler Anton Reiser benennt, ist er 18 und sammelt bei Hoffmanns Comic Theater (HCT) in Berlin erste Bühnenerfahrungen. Zuvor hatte der bekennende Beatles-Fan (später Stones) die Schule und eine Fotografenausbildung abgebrochen und war erst mal nach Liverpool ausgebüchst. Bis Ende der 60er treten Reiser und R.P.S. Lanrue (bürgerlich: Ralph Steitz) mit ihrer Coverband Degalaxis auf und sind als Musiker und Komponisten am HCT engagiert.

1970 nehmen die beiden mit Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel den Song "Macht kaputt, was Euch kaputt macht / Wir streiken" auf, dies ist die Geburtsstunde von Ton Steine Scherben. Von Anfang an verbindet die Band radikale anarchistische Parolen mit einer gewissen oberlehrerhaften Attitude. Die Band ist Kult und setzt sich zwischen alle Stühle: Bei ihren ersten Auftritten in Ostberlin verbieten die DDR-Bonzen den Scherben 1988 ausgerechnet die RAF-Hymmne "Keine Macht für Niemand". Rückblickend sieht auch Reiser diese Zeit kritisch: "Man hat uns als eine Art reisende politische Musikbox benutzt, um die Leute anzutörnen".

Politisch aktiv bleibt Reiser auch, nachdem Ton Steine Scherben pleite gingen. Sein "Alles Lüge" dient den Grünen 1986 als Wahlkampfsong und getreu dem Motto 'Wehrt Euch' ist Reiser in der Anti AKW Bewegung engagiert. Aber solo gelingen dem charismatischen Sänger und Musiker plötzlich auch Liebeslieder und andere eher leise Töne. Bereits sein erstes Soloalbum "Rio I" schaffte es in die Charts, "Himmel & Hölle" zählt sogar zu den schönsten deutschsprachigen Rockalben.

Anders als Anton ist Rio Reiser auch als Schauspieler erfolgreich. Für seine Rolle als "Johnny West" bekommt er schon 1977 den Bundesfilmpreis in Gold. Wie überall ist er halt auch beim Film mit ganzem Herzen dabei und wo "Reiser" kritische Geisteshaltung signalisiert, bedeutet "Rio" südländisches Temperament. Steht für 'Tanz auf dem Vulkan' und 'Autobahn linke Spur' und schließlich, 1996 auch für: Die Besten sterben jung.


DISKOGRAPHIE:

2003 - V.A. - Rio Reiser Familienalbum - Eine Hommage

1996 - Balladen
1995 - Himmel & Hölle
1994 - Das Beste
1993 - Über Alles
1991 - Durch Die Wand
1990 - Rio
1987 - Blinder Passagier
1986 - Rio I.
1984 - Ton Steine Scherben In Berlin
1983 - Scherben
1981 - Tonsteinescherben IV
1975 - Wenn Die Nacht Am Tiefsten
1972 - Keine Macht Für Niemand
1971 - Warum Geht Es Mir So Dreckig
 
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