Die Bestürzung währte nur kurz. Dann trat TF1, Frankreichs populärster privater TV-Sender, die Flucht nach vorn an. "Das Fernsehen gibt jedem eine zweite Chance", erklärte ein hoher Programmmacher. Es wäre aus Sicht des Senders auch zu schade gewesen, eine Sendung abrupt abzusetzen, die sich inzwischen als Straßenfeger entpuppt hat. Das alles auf Lüge aufgebaut war - was soll´s. "Greg, der Millionär", heißt die Sendung. Und im Mittelpunkt steht ein 29-jähriger Adonis, den 20 junge Grazien in der Hoffnung umwerben, am Ende als "Madame Millionärin" ein sorgenfreies Leben zu führen. Sieben Folgen dieser "Big-Brother"-Variante stehen noch aus. Doch längst hat die Wirklichkeit die Fiktion überholt. Greg ist kein Millionär, sondern ein verurteilter Drogenhändler mit Knasterfahrung, der auch noch als Stripper in Gogo-Bars und als "Tarzan" im Pariser Disneyland seinen Körper hatte bestaunen lassen. Beim Casting hatte er angeblich vergessen, diesen eher wenig rühmlichen Part seiner Vergangenheit zu erwähnen. Schwamm drüber, sagt TF1 - und nimmt seinen Jungstar in Schutz. Er sei damals in schlechte Gesellschaft geraten, ansonsten aber ein guter Junge. Die Einschaltquoten wird das wohl weiter heben. Und gespannt darf man schon jetzt sein, welches Gesicht Gregs Auserwählte im Finale machen wird, wenn sie erfährt, dass der vermeintliche Prinz nur ein ziemlich hässlicher Frosch ist.