[Information] Tirol und der EU-Transitverkehr

little tyrolean

Elder Statesman (R.I.P.)
Tirol und der EU-Transitverkehr

So langsam scheint dem sonst als zu konziliant bezeichneten Tiroler Landeshauptmann
Dr. Wendelin Weingartner der Kragen zu platzen:
INNSBRUCK (TT-schra). Voraussichtlich mit November tritt auf der Autobahn zwischen Wörgl und Hall ein Nachtfahrverbot für Lkw in Kraft, jedoch mit Ausnahmen. Dies kündigte LH Weingartner (VP) gestern an. Er will diese Maßnahme in seiner restlichen Amtszeit noch umsetzen. Eine Verordnung des Landes sei in Vorbereitung und mit Verkehrsminister Reichhold (FPÖ) abgesprochen.

Das Fahrverbot soll im Winter von 22 bis 5 Uhr gelten und Lkw ab 3,5 Tonnen betreffen. Für Fahrten der Nahversorgung und mit Lkw der saubersten Klasse (Euro 4) wird es jedoch Ausnahmen geben. Nach Auskunft Weingartners werden daher nur einige hundert Lkw vom Nachtfahrverbot betroffen sein. Derzeit verkehren im Unterland pro Nacht 700 Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen. Tagsüber sind es zehn Mal so viele. Insgesamt werden im Unterland pro Jahr drei Mio. Lkw-Fahrten gezählt (Transit und inländische Fahrten).

Grund für die Maßnahme ist die hohe Luftbelastung im Unterland. Laut Weingartner werden heuer erstmals die zulässigen Halbjahreswerte der EU überschritten. Weil die Bundesregierung "knieweich" in die - ergebnislosen - Transitverhandlungen mit der EU gegangen sei, müsse sich Tirol "etwas Neues einfallen lassen". Lkw würden 66 Prozent der Schadstoffe verursachen. Daher müsse ihre Zahl reduziert werden. Weingartner denkt an weitere Maßnahmen, sollte das Nachtfahrverbot nicht ausreichen.

Man stelle sich das mal bildlich vor:
Beinahe 3 Millionen LKW-Fahrten im Jahr durch ein relativ enges Tal, und dazu noch mindestens doppelt so viele PKW's.
Dazu hätten wir die EU nun wirklich nicht gebraucht.... :kotz
 
Dann fahren sie tagsüber, wo die Straßen sowieso schon überfüllt sind. Damit wird das Problem nicht wirklich besser... Was für einen Sinn soll das machen?
 
Der Verkehr wird doch dadurch nicht weniger, sondern nur verlagert.

Eine wünschenswerte Umschichtung von Fernverkehrstransporten auf die Bahn scheitert an
mangelnden Kapazitäten und HAUPTSÄCHLICH an mangelnder Flexibilität und Schnelligkeit.
Ich glaube nicht, dass das in A anders ist als in D.
 
Bin ich Politiker?
Ich denke nur, daß das (endlich wieder einmal) ein Ansatz wäre.
Allzulange wird das Transitforum Tirol nicht mehr zuschauen,
dann wird die Brenner-Autobahn wieder einmal blockiert, und diesmal
nicht nur für einen Tag....
Es sind ja nicht nur diese knapp 3 Millionen, andere, die von Norden oder Westen nach Tirol kommen,
treffen dann im Wipptal auf die Brennerstrecke. Dort sind es wohl eher 3,5 Millionen pro Jahr.
Bei aller Toleranz und Europa-Freundlichkeit:
Was zuviel ist, ist zuviel...,
nur weil die EU-Bonzen in Brüssel oder sonstwo denken, sie könnten sich alles erlauben.
 
Original geschrieben von AlterKnacker
Eine wünschenswerte Umschichtung von Fernverkehrstransporten auf die Bahn scheitert an
mangelnden Kapazitäten und HAUPTSÄCHLICH an mangelnder Flexibilität und Schnelligkeit.
Ich glaube nicht, dass das in A anders ist als in D.

Warum stehen oder fahren dann die "rollenden Landstraßen" halb leer?

Und weil wir gerade dabei sind:

Holländische Kartoffeln zum Schälen nach Sizilien, deutsches Milchpulver zum Verarbeiten nach Italien,
Kartoffeln wieder nach Holland, Milch zurück nach Deutschland (LKW-Zug wieder leer nach Italien),
wenn das und viele andere (Schwindel)Praktiken der Segen der EU sein sollen,
dann nein, danke, Europa!

Den Österreichen erwachsen aus dem Transitverkehr 2,42 Milliarden € zusätzliche Kosten im Jahr,
nur damit ganz Europa per LKW darüberrumpeln kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gewiss hast Du bei diesem Einzelbeispiel recht. Wer jedoch im Supermarkt das preiswerteste Produkt kauft, unterstützt damit indirekt genau dieses Verhalten.
Warum wird zB. deutsches Milchpulver in Sizilien verarbeitet und dann zurück nach Deutschland gebracht? Richtig, weil es billiger ist. Und wer will das alles zum Dauertiefpreis angeboten wird?
Dieses Beispiel mag nicht repräsentativ sein sein, aber es stellt das Prinzip der freien Marktwirtschaft dar, auf der unser aller Wohlstand gründet. Eine ernstzunehmende Alternative wird sich kaum realisieren lassen.

@ AK : Spricht da der Speditionskaufmann? :D
 
Das Problem ist bei solchen Firmen das die Lagerung nicht nur teuer sondern auch schlecht sind, denn wenn sich da jemand beim Einkauf der Teile verschätzt dann sitzt er drauf.

Bei der Bahn sind aber andere Gründe wahr zu nehem warum damit schlechte Geschäfte zu machen sind. Mangel an flexibilität ja, aber schnelligkeit? Denke man an die ganzen Staus auf den Brenner-Routen, das kann die Bahn besser ;) Aber leider muss der Schienenverkehr auch dementsprechend ausgelastet werden, denn einen Zug zu fahren ist nicht alles. Denke man da an das Personal die den Zug warten, zusammenstellen, runter fahren, beladen, und wieder rauf fahren. Und das is nich mit Peanuts zu bezahlen.
 
Von dem Thema hatten wir es letztes Semester in einer Vorlesung:
Güterzüge bewegen sich extrem langsam. Durchschnittlich bestenfalls 20 km/h, eher weniger, da sie sehr hohe Standzeiten haben. Und das nicht mal garantiert, d.h. es kann auch mal vorkommen, das der Zug einen Tag stehen bleibt. Wenn man auf die Sachen angewiesen ist, siehts also schlecht aus.
Zusätzlich gibt es in jedem Land andere Standards (Schienenbreite, Spannung, Leitsysteme, usw...), so das man an den Grenzen teilweise umladen, bzw. die Loks und das Personal wechseln muss. Inklusive langer Wartezeiten natürlich.
Es ist wohl auch sehr umständlich das ganze zu organisieren, da man das in jedem Land machen muß, d.h. man muß die DB dazu bringen, das sie bis zur Grenze fährt, dann die Österreichische Bahn, das sie die Güter an der Grenze übernimmt und an die italienische Grenze karrt, danach das gleiche Spielchen mit der Italienischen Bahn. D.h. man hat nicht einen Ansprechpartner, dem man sagt: Bring mir das von a nach b sondern muß mit allen Landes-Bahnen verhandeln. Und da das (ehemalige) Staatsbetriebe sind, macht das sicher nicht wirklich besonders viel Spaß, bzw. ist nicht wirklich schnell über die Bühne zu bringen.
Im Moment ist der grenzüberschreitende Schienen-Verkehr selbst innereuropäisch wohl ein ziemlicher Krampf, und nicht mal ansatzweise konkurrenzfähig zum LKW. Der LKW fährt einfach durch, damit etwas auf der Schiene zustande kommt muß man erstmal mächtig Arbeit reininvestieren.
Es gibt Bestrebungen das wenigstens innerhalb Europas in den Griff zu bekommen, allerdings mauern da einige Länder dagegen (Frankreich u.a.), so das da die nächste Zeit nichts passieren wird.
 
@Raven,
in Europa haben nur Spanien, Portugal, Irland und Rußland nicht Normalspur..... :)
aber das nur am Rande.

Darum geht es nicht, es geht darum, daß die Anrainer solcher Routen einem unerträglichen
Terror ausgesetzt sind, und daß sie diesen mit ihrem Steuern auch noch mitfinanzieren müssen.
Es geht darum, daß auch die Fernfahrer zum Teil alles eher als menschenwürdige
Arbeitsbedingungen haben, alles zum Wohle des gemeinsamen Marktes.
Es geht darum, daß gefährliche Transporte oft mit Fahrzeugen durchgeführt werden, die eigentlich
schon längst verschrottet hätten werden sollen.
Nicht zuletzt geht es darum, daß schwere Transporte auf Routen ins Land kommen, die für diesen
Zweck ganz und gar ungeeignet sind, und auch die Anrainer dieser Strecken terrorisiert werden.

Ich glaube nicht, daß die Bevölkerung Tirols das alles kommentar- und widerstandslos zur Kenntnis
nehmen muß, und das wird sie auch nicht.
 
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