Diskussion Können Vornamen einen schlechten Ruf haben?

Schpaik

jeder nach seiner Façon
Vor zwei Tagen habe ich unfreiwillig ein Gespräch mitgehört. Es ging um den Ali. Unter anderem kam zum Beispiel dieser Satz vor:
"Nachher werde ich dem Ali erzählen, was ich ihm schönes zu Weihnachten gekauft habe."

Dieser Satz irritierte mich. Tatsächlich anscheinend so sehr, das mir eben auf dem Nachhauseweg dieses Gespräch wieder einfiel. Aber was bitte hatte mich so irritiert?
Nun zum Einen: Ich spreche so nicht. Wenn ich etwas Ali erzählen würde, dann würde ich das Ali erzählen. Nicht DEM Ali. Wahrscheinlich würde ich einfach sagen: "Ich sach das Ali!"

Zum anderen erinnerte mich, das ich ähnliche Äußerungen in meiner Kindheit gehört hatte. (Wer es noch nicht weiß: Ich bin im sehr ländlichen Niederbayern aufgewachsen.) Dort war die Bedeutung des Satzes: "Ich sag das dem Ali" eine recht gängige Umschreibung für: "Ich spreche mit dem Ausländer." Ali war dort so ziemlich alles was nach Ali aussah.

Und somit komme ich zum Titelthema. Der Vorname Ali wurde damals in dieser Region als durchaus abfälliger Allgemeinbegriff für Ausländer genommen. Und dann philosophierte ich ein wenig weiter (meine Busfahrt dauerte noch an).

Adolf scheint mir nach wie vor ein recht unbeliebter Name in Deutschland zu sein. Hein viel mir dann noch ein. Bei Käptn Blaubär gibt es einen Hein-Blöd. Auch die Verniedlichungsform Heini scheint mir nun nicht gerade ein sehr beliebter Vorname zu sein.

In neuerer Zeit haben es scheinbar viele Menschen nicht so einfach die Kevin oder Chantal heißen. Mit dem geflügelten Begriff Alpha-Kevin können viele Menschen etwas anfangen. :ROFLMAO:

Ich persönlich tue mich mit Arne, Wolli, Lutz und Martina schwer. Mir persönlich ist zwar bewusst, das diese armen Vornamen überhaupt nichts dafür können, das die gleichlautenden Menschen bei mir einen bleibenden schlechten Eindruck hinterlassen haben, aber so funktionieren nun mal Menschen.
 
Dein Ali war in der Ex-DDR der Iwan. Alle Russen waren in der Umgangssprache Iwans :D Schlimm fand ich Kommunisma und Sozialistine, Modenamen für die Mädchen von SED-Bonzen in den 70-er Jahren. Ob sich diese Mädels heute noch so (gerne) rufen lassen?
 
Mich störte es eigentlich mehr, dass in meiner Generation gefühlt die eine Hälfte der Jungs Peter und die andere Hälfte Thomas hieß.
Ich habe es nie sonderlich gemocht, einen derartigen Allerwelts-Vornamen zu haben.

Für meine französischen Verwandten war ich immer Pierre, der italienische Zweig meiner Familie nennt mich Pietro.
Pierre gefällt mir besser, ich wollte immer ein Pierre sein. :D

Andererseits finde ich, dass der Wunsch der Eltern dem Kind einen irgendwie besonderen Namen zu geben, häufig auch zu Seltsamkeiten führt.
Dann bin ich wiederum froh darüber, einen eher ganz gewöhnlichen Vornamen zu haben und nicht Störenfried, Friedjoff oder Blasius zu heißen. :D
 
Also ich bin mit meinem außergewöhnlichen Vornamen, den ihr alle kennt, sehr zufrieden.
Aber Sozialistine, ernsthaft? :ROFLMAO:

Unsere Kinder haben ja auch nicht ganz alltägliche Namen, ich hoffe sie werden auch damit zufrieden sein, immerhin habe ich beide ausgesucht. :)

Bestimmte Artikel vor den Namen zu verwenden ist halt eine regionale Eigenart. Wir machen das hier in Hessen und in RLP, mein Kumpel aus Osnabrück fand das früher sehr seltsam und noch weiter im Norden bei dir klingt das wohl eher ungewohnt.
 
Das sind doch nur Vornamen, Äußerlichkeiten!
Ich kann mich nicht erinnern, jemanden wegen seines Vornamens anders bewertet zu haben.
Warum sollten sie einen schlechten Eindruck hinterlassen, nur weil sie Adolf, Chantal, Kevin oder Björn heißen?
 
Warum sollten sie einen schlechten Eindruck hinterlassen
Ums 'hinterlassen" geht es hier nicht. ;)

Ich kenne durchaus einige Alis, Björns, Martinas, Adolfs und einen Wolli zu denen ich mehr oder weniger gute Kontakte pflege. Aber als damals mein Nachbar sich mir gegenüber als Wolli vorstellte, zuckte ich doch arg zusammen. Rund zehn Jahre vor dieser Vorstellung hatte mir ein anderer Wolli - von dem ich rund drei Jahre dachte das dieser Mensch mein bester Freund auf Welt wäre - bewiesen, wie intrigant, falsch und manipulativ Menschen sein können.
 
Ali Bengali ist der Dönerbudenbesitzer ums Eck.
Achmet Schachbrett der ortsansässige Pauschalterrorist.
Man nennt das Klischee, kann man nix machen.

Manchmal hab ich aber den Eindruck, das bestimme Namen irgendwie zwangsweise ein Klischee erfüllen.
Auch wenn natürlich der Mensch hinter dem Namen durchaus völlig anders ticken kann, bei Kevin oder Chantal muss ich trotzdem immer erst mal hart schlucken. ;)
 
Bei uns war früher der Name Detlef gleichbedeutend mit schwul. Gerne auch mit der entsprechend demonstrativ schwulen Aussprache. Und wenn sich sowas mal eingebürgert hat, kann der Träger eines solchen Namens schon einen schweren Stand haben.

Durch die Filmreihe um den "Weißen Hai" wurde ein Hype ausgelöst, der dem echten Hai fast zum Verhängnis wurde. Ganz so schlimm ist es bei einem oben schon genannten Namen vermutlich noch nicht. Aber wer "Fack Ju Göhte" gesehen hat, für den scheidet ein Mädchenname sicher aus.

Chantal?

Heul' leise!
 
Leider kenne ich einige Kevins aus der Kevin- & Chantal- Ära.
Da sie schon früh Nachteile durch den Namen hatten (Lehrer ticken ziemlich nach Namen), haben sie sich dicke Ellenbogen zugelegt, um sich ansatzweise durchsetzen zu können.
Heute haben sie dadurch weniger Probleme mit ihren Vornamen. Diejenigen die ich kenne heißen in ihrem Umfeld nämlich nur noch A...
Die falschen Vornamen können gerade die prägenden Jahre der Kindheit gehörig durcheinander bringen. Manche(r) geht gestärkt daraus hervor, andere eher nicht.

Aktuell arbeite ich mit einem indischen Kollegen zusammen. Er muss sich beim ersten Kontakt mit Deutschen immer gegen Vorurteile wehren und weiss nicht mal wieso.
Die arme Socke heißt Kamal.

Auch immer beliebt: Vornamen mit "t" oder "th".
Dank der lieben Behörden wurden die meisten Eltern beim Eintragen vom th "überzeugt".
Es ist immer sehr sehr lustig, wenn Engländer (Amerikaner bekommen es meist sogar hin) oder Franzosen die Namen dann Englisch aussprechen. :ROFLMAO:
 
Als Kind fand ich meinen Vornamen einfach nur doof, später habe ich festgestellt, dass der Name doch eher häufiger vorkommt, heute bin ich eher genervt, wenn aus Björn Höcke Bernd Höcke gemacht wird.
Ich musste mit der Namensgleichheit zu einem Kastenbrot schon genug mitmachen, da brauche ich nicht noch so einen Pfosten mit gleichem Vornamen.

Also wenn ich meinen eigenen Namen schon mit Vorurteilen behaftet sehe, warum sollte das nicht auch bei anderen Vornamen so sein?
 
Als Kind fand ich meinen Vornamen einfach nur doof, später habe ich festgestellt, dass der Name doch eher häufiger vorkommt, heute bin ich eher genervt, wenn aus Björn Höcke Bernd Höcke gemacht wird.
Ich musste mit der Namensgleichheit zu einem Kastenbrot schon genug mitmachen, da brauche ich nicht noch so einen Pfosten mit gleichem Vornamen.

Stell dich doch einfach mit "Bernd wie Björn" vor. :D

Mein Großvater war während des Krieges Direx eines größeren Werks. Sein Stellvertreter war irgendwie von diesem österreichischen Gastarbeiter, der in der Reichskanzlei jobbte, begeistert. Er nannte deshalb seine Tochter Adolfine Hitlerike. Soweit ich weiß, musste er dann aber den Namen seiner Tochter ändern. Keine Ahnung, wieso.
 
Als Kind fand ich meinen Vornamen einfach nur doof
Ach ja, die Kindheit. Zum Glück reimen sich weder mein Vor- noch Nachname auf irgendwas Vernünftiges. Da hatte der Junge mit dem Nachnamen Finkenzeller es schon schwerer.

Eine Bekannte von mir fand ihren Vornamen gerade in der Kindheit nicht besonders toll. Dieser liest sich rückwärts Adreg.
Und dann kann ich mich noch an einen Mitschüler erinnern dessen Initialen W.C. sind. Den Namen ist er auch ewig nicht losgeworden.
 
Zu meiner Schulzeit mussten wir Älteren mal den Waldtag für die Unterstufe organisieren. Irgendwann kam eine Mitschülerin lachend von der Anmeldung. Als wir sie nach dem Grund für ihre Heiterkeit fragten, meinte sie nur: "Da hat sich gerade eine Beate angemeldet." Wir nur: "Nee, oder?" Sie: "Doch!"

Manche Eltern möchte man echt fragen, was sie sich dabei gedacht haben.
 
Manche Eltern möchte man echt fragen, was sie sich dabei gedacht haben.
Irgendwie scheint mein Alter sich hier bemerkbar zu machen,
aber ich kann nichts Bemerkenswertes an "BEATE" finden.
Ist doch ein ganz normaler Vorname? :unsure:
Vielleicht kann mich mal jemand aufklären? :)
 
Ich habe auch gerade gegrübelt, was an dem Namen so schlimm ist.
Evtl. dachten die Jugendlichen damals ja aber an "Beate Uhse".
 
Ich habe auch gerade gegrübelt, was an dem Namen so schlimm ist.
Evtl. dachten die Jugendlichen damals ja aber an "Beate Uhse".

Ihr Nachname war Uhse. Und das ergab sich in den 90ern aus dem Lachen der Klassenkameradin und dem Vornamen. Für uns war dieser Vollerotikanbieter damals so allgegenwärtig, dass wir sofort einen Kontext hatten.
 
Eine Jugendliebe von mir hieß auch Beate. Also ich konnte und kann daran nichts Komisches/Lächerliches finden. Der Name ist zwar momentan out, aber er war in den 60-er Jahren ganz normal.

Oh, ich hatte zu lange überlegt bevor ich schrieb. Beate Uhse, jetzt verstehe ich es. Die war in der DDR nicht so bekannt :D
 
Eine Jugendliebe von mir hieß auch Beate. Also ich konnte und kann daran nichts Komisches/Lächerliches finden. Der Name ist zwar momentan out, aber er war in den 60-er Jahren ganz normal.

Oh, ich hatte zu lange überlegt bevor ich schrieb. Beate Uhse, jetzt verstehe ich es. Die war in der DDR nicht so bekannt :D

Es ging nicht um den Vornamen, sondern um die Kombination mit dem Nachnamen. Das Mädchen war Ende der 80er geboren und die Eltern, die Uhses, haben sie dann auf Beate getauft. Wir fanden das sowohl belustigend wie auch nicht nachvollziehbar.
 
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