Diskussion Frische Leichen braucht das Land - oder wehrlos Organspender werden

Gamma-Ray

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Irgendwie verfolgt mich das Thema, aber nicht weil ich schon älter bin. Gestern Abend haben wir eine englische Serie geschaut: The Frankenstein Chronicles
Da ging es um Leichen in der Zeit um 1820 und dass dort ein wilder Handel florierte damals. Im Web haben ich dazu noch einen interessanten Artikel gefunden, ja er hat mich zu dieser Überschrift inspiriert.

Aber zufällig diskutieren die Politiker insbesondere Herr Spahn darüber in einer Form, die ich absolut ablehne.
Vorlage: Wer nicht ausdrücklich selbst oder über Angehörige widerspricht, darf "verwendet werden".
Das ist ja wohl das allerletzte, dass man hier den Spieß einfach herum dreht.

Ja mir tun die Menschen leid, die betroffen sind. Aber das ist nicht der Weg. Hier werden Menschen aus anderen Körperteilen zusammen geflickt und woanders werden ihnen die Gliedmaßen weggeschossen.

Jetzt sinkt die Akzeptanz für mich auf den absoluten Frostpunkt und ich will ganz normal verrotten.

Spahn raus. (n)
 
Ich war jahrelang mit Organspendeausweis unterwegs. Habe damit kein Problem. Womit ich ein Problem habe, ist die korrupte Ärzteschaft. Nach dem Skandal habe ich mir einen neuen Ausweis besorgt und jede Spende ausgeschlossen. Daher ist es mir gleich, was Spähnchen so beschließen will. Kein FDP-Stammwähler kann sich meine Leber kaufen.

Überzogene Kritik? Hatte die Diskussion tatsächlich mal mit einem FDP-Mitglied. Er war der Überzeugung, dass es doch egal sei, ob jemand mit Geld "nachhelfe", er würde doch auch ein Organ brauchen und ob mir das denn egal wäre. Meine Antwort könnt ihr euch denken.
 
Grundsätzlich ist es mir eigentlich egal was nach meinem Tod mit meinem Körper geschieht.
Ich habe eigentlich auch kein Problem damit wenn noch brauchbare Organe "weiter verwendet" werden.
Seit den letzten Skandalen sehe ich das aber auch sehr viel kritischer (eigentlich schon, seit für Herrn von Thurn und Taxis kurz hintereinander zwei Spenderherzen zur Verfügung standen während weniger vermögende Menschen noch nicht einmal eines bekommen können).

Ich habe durchaus ein Problem damit, wenn andere mit meinen Organen einen Reibach machen wollen.
Ich soll so sozial sein und meine Organe kostenlos zur Verfügung stellen, aber die Gesundheitsindustrie möchte einen ordentlichen Profit damit machen.

Die von Herrn Spahn angestrebte Lösung hätte aber den Vorteil, dass sicherlich mehr als genug Organe zur Verfügung stünden. Ein Überangebot verdirbt immer die Preise.
Und wer das nicht will kann ja immer noch widersprechen, es wird mir ja nicht die grundsätzliche Entscheidungsmöglichkeit entzogen.

Ich kann aber auch mit dem jetzigen Modell weiter leben, nur würde ich mir eine konsequentere Umsetzung wünschen, z.B. das nur Organspender auch Organempfänger sein dürfen.
Wer also nicht seit mindestens xxx Jahren registrierter Organspender ist bekommt auch keine Organe.

Ganz einfach eine Art Solidargemeinschaft der Organspender und wer sich nicht beteiligen will bekommt auch nichts. Egal wie viel er im Notfall zu zahlen bereit ist, denn wenn es um das eigene Leben geht schmeißt man seine Weltanschauung und seine angeblich heiligen Prinzipien schnell mal über Bord.
Für Kinder könnte es eine Ausnahme geben (Eltern haften für ihre Kinder).

Hätte natürlich letztendlich zur Konsequenz, dass man Menschen, die sich aktiv gegen eine Organspende entschieden haben, sterben lassen muss falls sie selbst einmal eine Organspende benötigen. Aber so viel Eigenverantwortung sollte man mündigen Bürgern durchaus zutrauen dürfen.
 
In meinem Alter muß ich eigentlich über meine Organspendebereitschaft nicht mehr groß nachdenken, meine Organe sind nicht mehr begehrt :D Aber ich stehe im Prinzip eigentlich zu der Idee von Spahn. Viele Leute sind einfach zu bequem, sich einen Organspendeausweis ausstellen zu lassen. Das ist so wie mit dem Blut spenden. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, zum Blutspenden zu gehen. Hätte man mich persönlich darauf angesprochen, hätte ich gespendet.
 
Ich kann aber auch mit dem jetzigen Modell weiter leben, nur würde ich mir eine konsequentere Umsetzung wünschen, z.B. das nur Organspender auch Organempfänger sein dürfen.
Wer also nicht seit mindestens xxx Jahren registrierter Organspender ist bekommt auch keine Organe.

Das mit der konsequenten Umsetzung ist halt das Problem. Solange Geld winkt werden die Dinge immer anders aussehen.

Gerade im Zusammenhang mit den letzten Skandalen, die sich durch falsche Verhaltensweise von Ärzten und Kliniken bei der Vergabe von Spenderorganen auszeichnen, traue ich bei Organen niemandem im Gesundheitswesen mehr. Wer sagt mir, dass ein Mensch (im Zweifelsfall ich) bei bestehendem Organbedarf nicht vorzeitig für Hirntod erklärt wird? Aktuell sind das Ärzte - eben diejenigen, die auch mit dem Verschieben von Patienten auf den Wartelisten zu tun hatten. Daher sehe ich eine "Opt-Out" Lösung als absolutes No-Go an.
 
Ich denken die geplante Regelung hat vorm Bundesverfassungsgericht keinen Bestand.
Und das ist auch gut so !!
 
Aber zufällig diskutieren die Politiker insbesondere Herr Spahn darüber in einer Form, die ich absolut ablehne.
Weil Deutschland sich schon immer schwer tat mit solchen Plänen - ich, ich ich, dann erst die anderen mit viel Abstand.

Prinzipiell halte ich die Idee für sinnvoll, weil es Leben rettet. In anderen Ländern funktioniert es doch auch. Es ist doch nicht so, dass man spenden muss. Für mich betrachtet, ich will noch mindestens 25 Jahre leben, und da ich eingeäschert werden möchte, spricht nichts gegen eine Spende, der Rest geht eh in Rauch auf. Ob die Qualität ausreichend ist, steht auf einem anderen Blatt.

Gottlob gibt es ein soziales Umdenken in Deutschland, unabhängig von grad anderen aktuellen Tatsachen, denen ich kritisch gegenüber stehe. Und da sind Aussagen wie obige (#1) gottlob eine absolute Minderheit, weil man hier seinen Frust an der Politik auslässt und die (spenden-)bedürftigen Menschen dabei vollkommen vergisst. Geld ist nicht alles in einem sozial-demokratischem Staat, ein Leben lässt sich nun mal nicht erkaufen.

Den Daumen (n) hast du dir verdient, aber nicht Herr Spahn oder wer auch immer dort.
 
Ich habe nichts gegen Organspenden, mir geht es um die Diskussion, wer nicht widerspricht ist automatisch Spender.
Außerdem hat es im Gesundheitswesen schon so viele Ungereimtheiten in letzter Zeit gegeben, dass ich einigen Leuten ziemlich skeptisch gegenüber bin.
Dort werden z. B. vom Hersteller kostenlos zu ersetzende Defibrillatoren doppelt bei den Krankenkassen abgerechnet,wenn sie ausgetauscht werden müssen.
Aber das ist ein anderes Thema.

Ja es wäre ja gut, wenn es mehr Spender gäbe, nur sollte das nicht mit so einem blöden Trick passieren, sondern mit Überzeugung und Information von Spendern.

Ich gehe davon aus, dass es ohnehin keine Chance hat, es so durchzuboxen.
 
Aber das ist ein anderes Thema.
äh, ja. Stimmt. Wie gesagt, können die Patienten nichts für, wenn du anderweitig Ärger verspürst. Die Krankenkassen haben dieses Jahr auch etliche Milliarden Überschuss, da ich einiges an IGeL gezahlt habe in den letzten Jahren, ein absolutes Ärgernis. Und dass Deutschland eine ausgeprägte Ego-Kultur hat, ähnlich hat es auch jemand auf SPON ausgedrückt
Organspende: Spahn verteidigt Widerspruchslösung im Bundestag - Forum SPIEGEL ONLINE

Meines Erachtens kann eine gerechte Regelung nur auf der Widerspruchslösung basieten. Dann aber unlösbar und unwiderruflich mit der Konsequenz verbunden, bei (volljährig) erklärtem Widerspruch niemals selbst ein Fremdorgan zu bekommen. Die jetzige Regelung "Bei Bedarf bitte bitte für mich und zwar ganz oben auf der Liste" nur im Gegenzug "Aber nicht für Andere ein Stück meines einzigartigen Leichnams" gehört endlich abgeschafft, ist jedoch ein Spiegel unserer asozialen und egozentrischen Gesellschaft.

Völlig unverständlich:
Bis jetzt bin ich Organspender. Dank dir nicht mehr. Ich lass mir doch nicht [...] die Mündigkeit nehmen.
Mit seiner Unterschrift hat er doch schon seine Mündigkeit bzgl Organe abgegeben, was soll das also jetzt? Wird er jetzt auch AfD-Wähler? (überspitzt)

Sollte es verabschiedet werden, kommt garantiert ein Brief ins Haus, ich hoffe, er ist dann unbegrenzt haltbar für den Widerspruch.
 
Ich bin der ziemlich festen Überzeugung, dass eine Opt-Out-Lösung den finanziellen "Spenden" um früher (oder überhaupt) an ein Organ zu gelangen, mittelfristig das Wasser abgraben wird.

Ganz einfach weil es dann genug Organe geben wird.

Gehen wir mal von 80 Mio Einwohnern in Deutschland aus.
Rund 13,5 Mio davon sind unter 18 Jahre alt, die schließen wir mal als potentielle Organspender aus, weil in deren Fall die Erziehungsberechtigten zu entscheiden haben.
Bleiben 66,5 Mio übrig.

Im Augenblick besitzen rund 1/3 der Einwohner einen Organspendeausweis und haben sich somit aktiv für eine Organspende entschieden.
Unterstellt, dass bei einer Opt-Out-Regelung ebenfalls 1/3 ihrer Spendebereitschaft aktiv widersprechen würden hätte sich die Anzahl der potentiellen Organspender dennoch schlagartig verdoppelt.

Im Jahr 2018 hatten wir in Deutschland weniger als 10 Organspender pro 1 Mio Einwohner, denen tatsächlich Organe entnommen wurden.
Selbst wenn sich diese Zahl verdoppeln würde wäre die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst "dran kommt" immer noch bei 20:1.000.000.
Das ist zwar ca. 270 mal so hoch wie ein Sechser im Lotto, aber immer noch ziemlich unwahrscheinlich.

Und letztendlich bleibt es nach wie vor jedem selbst überlassen, ob er Organspender sein will oder nicht.
Jetzt braucht man einen Ausweis, wenn man dafür ist. Später vielleicht, wenn man dagegen ist.
 
Ich bin der ziemlich festen Überzeugung, dass eine Opt-Out-Lösung den finanziellen "Spenden" um früher (oder überhaupt) an ein Organ zu gelangen, mittelfristig das Wasser abgraben wird.
...

Die Menge allein machts nicht, die passenden müssen es sein.



Weiterhin ist doch verwunderlich, das es ellenlange Wartelisten gibt, aber sobald ein C-Promi eine
"Spende" braucht gaaanz zufällig genau das passende Organ bereit steht.
 
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