Als ich 1989 nach Hamburg kam, war der Großteil meiner Wohneinrichtung von jemandem, der kurz zuvor im Nachbarhaus per Kopfschuss hingerichtet worden war. Meinem damaligen Stiefvater - als Hausmeister für die Wohnungen eingesetzt - war sozusagen die Rolle übergeben worden, diese Wohnung leer zu räumen.
Da ich als eigentlich ungeplantes Mitglied der Familie mit nach Hamburg genommen wurde, gab es durchaus ein Mangel an Möbeln. Dieser Mangel wurde eben durch den herrenlosen Besitz dieses kürzlich verstorbenen Menschen aufgestockt. Dazu gehörte auch eine winzige Jucka-Palme.
Diese Palme gibt es noch heute. Steht drei Meter von mir weg. Schon vor zehn, zwölf Jahren hatte ich den Eindruck, das sie meine Verschwurbelichkeit darstellt.
Nicht, das ich mich immer um sie kümmer. Aber irgendwie scheint mir das blöde Ding immer einen Schritt voraus zu sein. (Sofern man natürlich Jucka sprechen kann.)
Der Hauptast ist Jahrelang (so knapp 15) in alle möglichen Richtungen gewachsen. Auch mal gerne zurück. 2010 gab es nen kleinen Sprößling. Hab dann den Topf erweitert und gut. (Ich hab so voll keine Ahnung von Pflanzen. Interessiert mich einfach nicht. Aber wenn da was ist, versuche ich mir doch hin und wieder drum zu kümmern. Sind Lebewesen)
Alles blieb klein bis Mitte 2016. Dann gab es von dem kleinen einen ordentlichen Schub. Genauso wie bei mir. Ich bin damals Menschen begegnet, die mir bei meinem Hass gegen das System im Rahmen der rechtlichen Mittel weiterhelfen konnten. Ich selbst sah wieder - eventuell - Land. Und vielleicht ne Zukunft. (Also so etwas wie eine halbwegs brauchbare Zukunft)
Der alte Ast (der irgendwie mein Dasein von früher darstellt und langsam verblasst) wird immer dünner und schwächer. Das kleine neue Ding wächst gerade wie nix Gutes. Hoch, groß und einfach raus aus der Erde.
Drei zusätzliche Freundinnen (Zweitpartnerinnen) hatte ich in den letzten 15 Jahren. Drei kleine Zweige gibt es auf dem alten großen Ast. Mit der ersten gibt es keinerlei Kontakt mehr, der Ast ist auch inzwischen so gut wie tot. Mit den beiden anderen habe ich durchaus noch Freundschaft. Nicht mehr so häufig. Sie sind inzwischen Mütter. Die zwei Ästchen werden auch immer schwächer.
Neuen Kontakt habe ich jedoch zu M, M, E und I. Und was soll ich sagen: Da sind vier neue kleine Pflänzchen mit Herauschschauqualitäten.
Was sagt mir das alles? - Ich muss diese Pflanze unbedingt umtopfen!
Ich finde diese Zufälligkeiten durchaus erwähnenswert, aber ich bin schlicht nicht esoterisch/religiös oder wie auch immer man das in diesem Zusammenhang nennen muss. Meine Palme würde mir diese Vergleiche wahrscheinlich auch so gar nicht verzeihen.
Aber ja, ich hänge an dieser Zimmerpflanze und sofern mir möglich, werde ich sie immer bei mir behalten. (Also bis zu meinem Ende.. die Pflanze hat ja schon einmal einen Besitzer überlebt. - Is ihr ja auch gegönnt. Kann sich ja nicht einfach bewegen oder so....)
