Diskussion Lust auf "Clean Meat"?

chmul

Moderator
Teammitglied
Es klingt nach Sience Fiction und wenn man sich nachfolgend verlinkten Bericht durchliest, fühlt man sich unweigerlich an einschlägige Filme erinnert, in denen Menschen in von der Decke hängenden Beuteln oder Glascontainern herangezüchtet werden. Und es geht tatsächlich um etwas Ähnliches. Die Herstellung von Fleisch. Und zwar ohne dafür Wälder für Futtermittel abzuholzen oder die Ozonschicht durch Tierabgase zu zerstören.

Aus Stammzellen wird Fleisch gezüchtet. Echtes Fleisch. Weil die Zellen "denken", sie befänden sich in der selben Umgebung wie die Kollegen, die in tatsächlichen Schweinen, Rindern oder Hühnern vor sich hin wachsen. "Clean" wird das Fleich genannt, weil eine Belastung mit Fäkalkeimen oder Antibiotika ausgeschlossen werden kann.

Die Forschung ist schon recht weit, die zitierten Verbraucher sind aber skeptisch. Grundsätzlich hätte ich mit tierlosem Fleisch keine Probleme (wenn Geschmack und Konsistenz (nahezu) identisch sind). Es bliebe natürlich abzuwarten, und dieser Teil fehlt im Artikel) was eine massenhafte Produktion von gezüchtetem Fleisch für die Umwelt bedeuten würde.

Und für die Schlechtes-Gewissen-Vegetarier wäre das natürlich eine super Sache. Was meint Ihr?

Quelle
 
Ich wünsche dieser Forschung schnellste und allerbeste Ergebnisse. Die Bevölkerungsexplosion auf der Erde ist neben dem Klimawandel die größte Gefahr für das Leben auf der Erde. All diese Menschen brauchen Nahrung. Auf die bisherige Art werden sich in fernerer Zukunft mit Sicherheit nicht alle Menschen mehr ernähren können. Wälder brauchten nicht mehr zwecks Schaffung von Futterpflanzenanbauflächen gerodet werden, könnten wieder aufgeforstet werden. Alles (Schlacht-)tierleid würde ein Ende finden.
 
Ich bin da sehr skeptisch. Fleisch ist nunmal ein Grundnahrungsmittel und als "Ersatz" gibt es schon Tofu. Ich ess Fleisch auch nicht roh, sondern nur gebraten/gekocht. Braucht der menschlichs Körper nicht auch "richtiges" Fleisch?
 
Nun, es geht ja erst mal um Hackfleisch.

So ein Tierchen bewegt sich und bildet Muskeln, Sehnen usw.
Bis ein "inVitro" Steak auf dem Grill liegt dürften noch ein paar Jahrzehnte vergehen.

Ale Trekki warte ich immer noch auf einen funktionierenden Replikator :D
 
Es ist ja richtiges Fleisch. Kein Ersatz. Es wächst nur nicht am Tier sondern im Reagenzglas.
 
Ich würde es auf jeden Fall ausprobieren.
Man hat eine reflexartige Abneigung gegen alles "Unnatürliche", wenn man aber weiß, wie der Großteil des Fleisches produziert wird, welches wir konsumieren, dann hat das mit "natürlich" auch nicht mehr viel zu tun.
 
Laut cleanmeat.org ist die Idee keineswegs brandaktuell. Schon vor 5 Jahren gab's den ersten Clean Meat Burger. Hat damals halt noch umgerechnet 330.000 USD gekostet. Über 40 USD pro Gramm soll man 2020 bereits auf 10 USD pro Hamburgerpatty kommen. Mit dem Ziel in zehn Jahren billiger zu sein als alle anderen Varianten der herkömmlichen Fleichproduktion.
 
Ausprobieren?
Na klar, nur bis es soweit ist werde ich meinen Konsum weiterhin einschränken und die Bezugsquellen entsprechend auswählen.
Derzeit kaufe ich mein Fleisch bei einem Dorfschlachter der seine Schlachttiere in der Region einkauft und selbst aussucht, d. h.
aber nicht das es sich um reine BIO-Ware handelt.
... und nein, ich habe kein schlechtes Gewisssen mal ne Bratwurst auf nem Rummel zu essen. :D

Sollte sich der Fleischbedarf durch "clean Meat" decken lassen, so ist dies ein großer Schritt, fraglich ob wir dann genug Trink-
wasser haben werden.
 
Supi hat es schon angesprochen ... wir essen hauptsächlich Industrieware. Und wenn man sich die Kontrollen für irgendwelche Biosiegel anschaut, kann man sich ausrechnen, wie natürlich und artgerecht da gehalten wird. Zumal es spätestens auch im Bio-Schlachthof, bzw. auf dem Weg dahin, unschön für das Tier wird, bis dann endlich das Bolzenschußgerät zum Einsatz kommt.

Natürliches Essen und glückliche Tiere ... nicht bei den Mengen, den Transportwegen und den Marktpreisen die in dieser Industrie üblich sind.

Wenn man natürliches Fleisch eines halbwegs natürlich lebenden Tieres haben will, bleibt eigentlich nur der Griff zum im Wald geschossenem Wild. Ich betone das mit dem Wald, da es mittlerweile auch Zuchtanlagen für Wildfleisch gibt.

Ich finde das In-Vitro-Fleisch eine gute Lösung, solang es für mich auf dem Teller weitestgehend identisch zum konventionellen Fleisch daherkommt und die Ökobilanz nicht schlechter ausfällt. Berührungsängste hätte ich da keine.
 
... wir essen hauptsächlich Industrieware

Richtig! Aber als ich noch berufstätig war und landwirtschlaftliche Betriebe gesehen hatte,
wie dort Schweine gehalten wurden, konnte einem schon der Appetit. vergehen.
 
Den Gedanken so etwas zu essen empfinde ich tatsächlich gruselig. Das mag aber an meiner Erziehung liegen. Desperado hat es auch schon schön umschrieben wie ich finde. Das ist eventuell tatsächlich ein brauchbarer Ansatz.

Im Artikel selbst steht ja bereits, das unser jetziges Fleisch viel mit Fäkalkeimen belastet ist. Ganz klar, Säugetiere produzieren nun mal Abfallprodukte. In einem Kommentar aus chmuls Link erzählt einer von dem CO2 Ausstoß, den die Produktion verursachen könnte. Bzw. das halt darauf nicht eingegangen wird. Wenn ich jedoch bedenke, wie viel Methan so ne normale Kuh schon von sich ausstößt, dürfte die Rechnung wahrscheinlich eher für das künstliche Fleisch sprechen.

Wobei 'diese Erfindung' unsere Probleme auf der Welt damit nur verschiebt. Zudem werden die Ärmsten der Armen, die Teilweise nur einen Monatslohn von 40 USD oder sogar weniger erwirtschaften können, gar nicht in den Genuss kommen. Anderseits kommen sie ja auch schon heute nicht in den Genuss von Fleisch, außer sie ziehen selber auf.


Insgesamt: Ja, sobald das Zeug auf dem Markt ist, ausprobieren! Halte ich persönlich für einen grundsätzlich guten Gedanken. Aber es ist kein Allheilmittel.
 
Also so richtig verstanden habe ich es nicht.
Was wird aus den Bauern, die eben Tiere halten, die zum Schlachten sind? Dann werden die "echten" Fleischprodukte noch teurer, als die ohnehin schon sind. Oder nur die Reichen können es sich mal leisten, sowas mal zu kaufen.

Was kommt als nächstes? Obst und Gemüse aus dem Reagenz? Dann wird der Beruf "Bauer" schon bald als ad acta gelegt. Die Lebensmittel heutzutage sind eh schon teuer (nach meinem Befinden).
 
shinshan schrieb:
Also so richtig verstanden habe ich es nicht.
Was wird aus den Bauern, die eben Tiere halten, die zum Schlachten sind? Dann werden die "echten" Fleischprodukte noch teurer, als die ohnehin schon sind. Oder nur die Reichen können es sich mal leisten, sowas mal zu kaufen.

Das weiß noch keiner! Im bestehenden Öko-System wäre es kontraproduktiv alle grasfressenden Tiere abzuschaffen. Eine weitere Aufrüstung innerhalb der Massentierhaltung ist jedoch genauso kontraproduktiv.
 
Ich würde es auch probieren, alleine schon wegen der ganzen unschönen Dinge rund um die Massentierhaltung.

Das Welternährungsproblem wird man damit aber sicherlich nicht lösen können, weil Clean Meat bei einer Kalkulation aller damit verbundenen Kosten niemals preiswerter oder ökologisch sinnvoller sein wird als "konventionell produziertes" Fleisch (zumindest nicht auf absehbare Zeit).

Für das globale Problem der Überbevölkerung ist die Idee, auf Biegen und Brechen einfach mehr und mehr Nahrungsmittel zu produzieren (oder rund um die Welt zu transportieren), ohnehin ein grundlegend falscher Ansatz.
Die Lösung dieses Problems kann dauerhaft nur Geburtenkontrolle heißen.
 
Ich finde die Idee auch erst mal gut, aber wie viele schon angesprochen haben, geht diese "Lösung" auch ein wenig an den grundsätzlichen Problemen, die wir mit unserer Nahrungsmittelproduktion haben, vorbei.
Der Großteil der Menschen auf der Erde ist eher arm und viele haben jetzt schon keinen Zugang mehr zu frischem Wasser. Das wird nicht besser, indem die Welt immer mehr Futtermittel für unsere Viecher anbaut und selbst nix zu beißen hat.
Eine reiche Indurtiegesellschaftsschicht leistet sich Nahrungsmittelfabrikation im Überfluß (wirft 50% davon dann weg) und isst immer unnatürlichere Nahrung.
Der Natur und den Tieren gegenüber wird gnadenlos Raubbau betrieben, bis die völlig überzüchteten Rassen nicht mehr richtig "funktionieren".
Die assoziale ausbeuterische Nehmer-Grundhaltung, auf die unser Wertesystem aufbaut, ist das Problem und die wird nicht durch künstliches Fleisch gelöst.

Ich würde den InVitro Burger wahrscheinlich nicht probieren, da für seine Produktion immer noch echte tierische Stammzellen gewonnen werden müssen.
Einen leckeren Seelachs aus dem Replikator a la StarTrek hingegen würde ich sicher mal probieren.
Aber ich muß sagen, ich lebe seit fast 30 Jahren vegetarisch und mir "fehlt" eigentlich Fleisch gar nicht. (Ihr kennt ja meine Futter-Bilder) Mein Hausarzt meint, ich hätte Blutwerte wie ein Sportler-Ass (ich mache keinen), und ich finde den ganzen Hype um "der Mensch braucht Fleisch" ein wenig albern. Ehrlicher wäre zu zugeben "ich will auf Fleisch nicht verzichten".

Wenn ihr wirklich gutes Fleisch kaufen wollt, müsst ihr in einen echten Bioladen (nicht in die großen Ketten, die haben nur EG-Bio-Mist) gehen, am besten einen, der direkt von einem Lieferanten beliefert wird, den er kennt und den man auch jederzeit besuchen kann.

Ich war letztens auf dem Bauck Hof in Niedersachsen, die bauen Kartoffeln an, haben eine Hühner- und Bruderhahn-Zucht und man bekommt dort neben Eiern auch Geflügel-Fleisch und Rindfleisch. Die Bauern dort leben noch richtig im Kreislauf der Natur - man versteht sehr schnell, daß jeder, der Eier konsumieren will, auch froh sein muß um Leute, die die Tiere (bzw. die Bruderhähne) später auch essen. Und die ganzen Kartoffeln und das Hühnerfutter könnte der Hof gar nicht anbauen, hätten sie nicht den Mist der Rindviecher, die auch irgendwann aufgegessen werden müssen. Dennoch sagen auch die Bauern, daß sie sehr froh wären, wenn die Menschen nur einnmal die Woche Fleisch essen würden (Sonntagsbraten) und vielleicht noch ein wenig Wurst und Produkte aus den "Resten", aber immer so daß das ganze Zier verwertet wird und nicht nur Teile davon. Ich war ja immer shcon ein gemäßigzer Veggi, auch wenn viele das nicht denken, da ich sehr viel vegan koche, aber der Besuch hat mich mal wieder davon überzeugt, daß es möglich wäre, relativ wenig brutal Tierhaltung und -nutzung zu betreiben, wenn sich alle mit ihrer Gier und dem "billig-billig"-Gekaufe am Riemen reißen würden und sich mal überlegen würden, was so ein Verhalten wirklich kostet.
 
Oben