Grainger schrieb:
@Schpaik
Sorry, aber was Du da gerade machst geht für mich zu sehr in Richtung Verharmlosung der Tat und sogar einen Teil der Schuld beim Opfer zu suchen.
Da zeigt sich wieder einmal, das mir klar die Eloquents eines chmul oder eines Supernature fehlt!
Meine Suche ist immer die, der Begründung. Von nix kommt nix. Eine Verharmlosung solcher Taten ist mir nie in den Sinn gekommen. Wenn du dieses jedoch aus meinem Betrag so heraus ließt, dann habe ich meinen Beitrag falsch gestaltet. Eigentlich dachte ich, das ich meine persönliche Einstellung zu dieser und auch allen ähnlichen Taten mit "festschnallen, kochen und dem eventuell danach erzwungenen Verzehr des Objekts"
deutlich zum Ausdruck gebracht hätte.
Grainger schrieb:
Möglicherweise muss man bei Tieren erwarten, dass diese in bestimmten Situationen zu 100% triebgesteuert sind. Bei Menschen (auch bei jungen Männern unter Alkoholeinfluss) erwarte ich aber etwas anderes.
Ja, ich auch! Aber anscheinend scheint unsere beider Ansicht der Welt (auch der hier in Deutschland) ziemlich egal zu sein. Hier mal zwei Links:
Eins und
zwei. Diese Statistiken zeigen uns, das es zwischen 2012 und 2016 jedes Jahr zwischen etwas über 7.000 und etwas über 8.000
'angezeigter Fälle' von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung gab. Laut Experten liegt die Dunkelziffer mindestens um den Faktor 10 höher.
Das sind also seit 2012 JEDES JAHR MINDESTENS zwischen siebzig bis achtzig tausend Fälle alleine hier in Deutschland. Das waren also wohl mal eben jedes Jahr rund 75.000 Männer (und ein paar Frauen) die sexuelle Nötigung oder eben Vergewaltigung praktiziert haben.
Grainger schrieb:
Ali B. hat das Mädchen ja nicht "nur" vergewaltigt, sondern anschließend auch getötet. Selbst wenn ich willens wäre, Deiner Argumentation zu folgen (was ich ausdrücklich nicht bin) wäre damit vielleicht die Vergewaltigung "erklärbar", aber nicht der anschließende Mord.
Öh,... warum nicht, bzw. warum kannst du dies nicht nachvollziehen?
Ich hatte dazu auch schon ein gruseliges Beispiel in Beitrag
#11 in diesem Thread gebracht.
Da ist eine Person, die warum auch immer, sich an einem anderen Menschen vergeht. Menschen können sprechen bzw. berichten. Der Mord ist schlicht eine Panikreaktion. Der Versuch die eigene verwerfliche Tat ungeschehen zu machen. Das Opfer könnte ja sonst vielleicht über das Geschehnis berichten.
Im Verwandtenbereich, wo Missbrauch ja nun auch nicht gerade selten ist, ist das Vorgehen eher von schlimmen Konsequenzen zu sprechen. Nicht an der Gestalt des Opfers, sondern an irgendetwas, was lieb und teuer ist. So etwas wie: "Deine Mutter wird, falls je davon erfährt, fürchterlich wütend auf dich und gibt dich dann weg." - Ein auf der ganzen Welt immer wieder gern genommenes Muster. Der Täter pflanzt dem Opfer ein, das die wichtigste Bezugsperson sich von einem abwenden würde, falls es jemals etwas DAVON sagen würde.
Grainger schrieb:
Ich sehe in der Tat und im weiteren Vorgehen von Ali B. absolut nichts, dass sich strafmindernd auswirken könnte.
Wie gesagt: Ich suche nach Begründungen, nach Ursachen. Nichts kann in meinen Augen klein Ali von seiner Schuld freisprechen. Völlig egal unter welchem Druck er gestanden hat, ein Ausleben, eine aggressive Handlung an welchem Menschen auch immer darf nicht toleriert werden! Ob das nun sein Neffe, die Schwester seiner Mutter, der Großvater seines Großcousins, die Apothekerin um die Ecke oder wohl einfach ne dumme Nuss mit sozialproblematischem Hintergrund hier in Deutschland war, ist irrelevant!
Desperado schrieb:
@Schpaik
Du kannst noch 100 Beiträge in Romanlänge schreiben, realistischer wird deine Sozialromantik und vernunftgeprägter deine Auf-Teufel-komm-raus-Toleranzbereitschaft, in meinen Augen nicht.
ot:
Tja, Pech für dich! :ätsch
Wir zwei haben jedoch auch ganz klar sehr unterschiedliche Ansatzpunkte dieses "Problem" gedanklich anzugehen. Dies hängt, wie ich bereits an anderer Stelle vermutet habe daran, das wir unterschiedliche Erlebnisse und Erfahrungen gemacht haben.
Ich für meinen Teil kann mich daran erinnern - da war ich zehn, vielleicht zwölf Jahre alt - da hingen in der
bayrischen Kreisstadt Pfarrkirchen immer so rund fünfzig "schwarze Menschen" (Neger) am Hauptplatz rum. Den ganzen Tag über. Jeder hat sich über diese Ansammlung beklagt. "Wieso gehen die nicht arbeiten?", "Wieso hängen die gerade hier rum.", "Neger sind schwarz, weil sie so faul sind!" usw. usf.
Diese Menschen hatten keine Arbeitserlaubnis. Was macht man, wenn man nicht arbeiten darf? Man hängt rum.
Mein Vater hat diesen Menschen damals vorgeschlagen, das es bei ihm auf dem kleinen Hof etwas zu tun gäbe. Das haben die dankbar angenommen.
"Endlich etwas zu tun!" - Er hatte ihnen (schwarz) auch angeboten sie zu bezahlen. Die Wortführer haben IMMER abgelehnt. Mein Vater ist dafür sogar von Anwohnern und von der Kreisstadt verklagt worden, aber gegen freiwillige Arbeit kann man eigentlich nix machen.
Die vierzig Jungs waren dermaßen Dankbar dafür,
irgend etwas Zielgerichtetes tun zu können..... die haben uns dann regelmäßig etwas von ihren Lebensmitteln abgegeben. (Die bekamen kein Geld sondern immer nur Lebensmittelmarken.)
Und ich denke, dass das jedem Menschen so geht.
Bitte, bitte irgendetwas tun zu können, was ein Ziel hat.
Jetzt haben wir ganz viele neue Menschen. Im Regelfall müssen diese neun Monate, wenn nicht länger warten, bis es eine Entscheidung gibt. Das bedeutet schlicht: Neun Monate NICHTS TUN DÜRFEN. Und in diesen "Zellen" der Unterkünfte gibt es ja auch nix weiter. Selbst nen Deutschkurs bekommen ja erst die Leute, die anerkannt werden.
Mir persönlich ist das ziemlich Banane ob wir nun 1, 2, 10 oder 100 Millionen Menschen in dieses Land lassen. Auf jeden Libanesen kommt in deren Land ein Flüchtling. Und dieser Staat ist wesentlich ärmer als wir es jemals sein werden. (Zumindest in den nächsten 100 Jahren)
Ich interessiere mich für den Menschen. Du hast (Vermutung) anscheinend vor dem Verfall der Republik Angst. Oder wovor auch immer?
Ich Sozialromantiker?
Wir sind in den letzten 20, 25 Jahren zum drittgrößten Waffenexporteur auf dieser Welt geworden. Die Teile werden nicht brav, wie einige meiner Nachbarn es machen, an der Wand aufgehängt, sondern benutzt. Du findest inzwischen fast in jedem Krieg auf dieser kleinen Welt Waffen aus Deutschland. (Übrigens kam diese Praxis auch unter den Grünen, die am Anfang immer davon gesprochen haben Waffenexporte oder auch die Bundeswehr komplett abzuschaffen, zustande.)
Kein Staat aus den Industrie-Nationen hat daran Interesse, das Afrika aufsteigt. Die Computertechnologie macht es jedoch möglich, das sich die Menschheit vernetzt. (Auch weil eben die fetten Firmen an JEDEN verkaufen. Deswegen sind sie ja so fett.)
Deutschland hat ein paar ganz ganz miese Knebelverträge mit diversen Ländern in Afrika. So ähnlich wie TTIP.
Die Folge ist: Wenn es keine Zukunft gibt, wandere ich weg. Ein absolut menschliches Prinzip. Haben wir
Homo Sapiens immer gemacht. Machen wir seit mehreren 10.000 Jahren so.
Was uns hier jetzt mit den Flüchtlingswellen trifft, haben wir selbst zu verantworten. Wir geben unterentwickelten Ländern kaum Chancen und sorgen dafür, das es in kriselnden Regionen zu Flüchtlingsmassen kommt. Und natürlich nicht die Menschen vergessen, die Aufgrund der Möglichkeit des Waffengebrauchs von Idioten in die Flucht gezwungen werden. (die Waffen, die wir an die Idioten verkauft haben!)
Ich bin jetzt ein 'Sozialromantiker' weswegen? Weil ich bereit bin, Verantwortung für Menschen in Not zu übernehmen, die es nur durch uns überhaupt gibt?