Tag des Versuchstieres

Desperado

Evolutionär
Heute ist "Tag des Versuchstieres" und es stellt sich nicht nur heute und mir die Frage, ob Tierversuche wirklich sinnvoll und unverzichtbar sind. 92% der entwickelten Arzneiwirkstoffe werden trotz erfolgreicher Tests an Tieren nicht zugelassen, da sie beim Menschen zu nicht vernachlässigbaren bis schwersten Nebenwirkungen führen. 92% der Tiere in Versuchslaboren werden also im Dienste der Wissenschaft zum Wohle der Menschheit erfolglos psychisch und physisch grausam gequält und getötet. Mir fällt dazu spontan ein Zitat vom Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer ein, das ich hier, da in Deutschland verboten, verschweigen muß.
 
Der größte "Verbraucher" von Versuchstieren dürfte inzwischen die Kosmetikindustrie sein.

Bei einem neuen Medikament mag man die Frage nach dem Sinn und Nutzen eines Tierversuches ja vielleicht noch bejahen, aber für die Einführung neuer Lippenstifte, Eyeliner oder Cremes sollte sich die Frage eigentlich nicht mehr stellen.

Ich weiß jetzt nicht, wie viel (zehn)tausend getestete und zugelassene Lippenstifte es auf dem Weltmarkt gibt, aber braucht die Menschheit (bzw. die holde Weiblichkeit) tatsächlich immer noch neue?
 
Ich bin ja eigentlich einen Tag zu spät dran, aber dieses Thema gibt's ja morgen und übermorgen auch noch.

Bei dem Thema bin ich grundsätzlich gespalten.
Wenn es um Erforschung von Krankheiten geht, die zum größten Teil Menschen und Tiere befallen, bin ich Pro,
wenn es aber um Kosmetik geht und um Versuche, wo Tiere gequält werden, dann bin ich wieder bei den Kontra-Leuten.

Bei den vielen Diskussionen bzgl. Tierversuche, reden die Gegner sehr oft aneinander vorbei, weil die eine Seite von der profitierenden Medizin redet und die andere Seite die ethischen Gründe in den Vordergrund stellt.

Aus Planet Wissen pro & contra Tierversuche habe ich mal das Folgende abgeschrieben, vielleicht interessiert es den einen oder anderen:

Zum Thema "Grausamkeit bei Tierversuchen"
sagt der Neurophysiologe Wolf Singer, der ehemalige geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main:
Tierversuche in der Grundlagenforschung sind nicht grausam.
Um Erkenntnisse, etwa über die Funktionsweise von Organen,
zu gewinnen, würden die Tiere im Labor zwar getötet,
es träfe jedoch nicht zu, dass die Tiere gequält würden.

Viele Forscher halten das Töten von Tieren zu wissenschaftlichen Zwecken sogar für ethisch gerechtfertigt, da die gewonnenen Erkenntnisse notwendig seien, um die Ursachen von Krankheiten verstehen und neue Heilverfahren entwickeln zu können.
Tierschützer halten dagegen, dass die Ergebnisse von Tierversuchen nicht immer auf den menschlichen Organismus anwendbar seien. "Diese wissenschaftliche Methode ist vom Ansatz her falsch. Denn wie man immer wieder sieht, sind die Ergebnisse der Tierversuche oft überhaupt nicht auf den Menschen übertragbar", sagt Brigitte Jenner von den Tierversuchsgegnern Berlin-Brandenburg.

Dem entgegnet Hirnforscher Wolf Singer, dass das nicht für die Grundlagenforschung gelte und die Erkenntnisse aus Tierversuchen durchaus auf den Menschen übertragbar seien: "Die biologischen Prozesse im Organismus von Tieren und Menschen sind außerordentlich ähnlich, da alle Lebewesen Ergebnisse derselben evolutionären Prozesse sind und die Natur bei der Entwicklung von Mechanismen außerordentlich konservativ vorgegangen ist."

Tierversuchsgegner werfen Wissenschaftlern wie Wolf Singer auch vor, dass sie sich bislang kaum dafür eingesetzt hätten, alternative Methoden zu entwickeln und zu optimieren. "Wenn man konsequent und mit mehr Geld in dieser Richtung geforscht hätte, wären wir heute viel weiter", sagt Brigitte Jenner.

Auch die Ausbildung, beispielsweise von Human- und Tiermedizinern, müsse langfristig anders gestaltet werden. "Die Studenten lernen, wie man mit Tieren forscht, und arbeiten später natürlich so weiter. Alternativen werden kaum unterrichtet", sagt Tierversuchsgegnerin Jenner.


Gewebekulturen und Computermodelle sind zwei mögliche Alternativen zu Tierversuchen. Für den Hirnforscher Wolf Singer bringen jedoch beide Verfahren Probleme mit sich.
So gingen bei Gewebekulturen alle Merkmale von Organen verloren, weil sich die Zellen in den Kulturen wie Tumorzellen verhielten und entarten würden.

"Gewebekulturen sind nutzlos, wenn es darum geht, die Organisation und Funktionsweise von Organen und Organismen zu untersuchen", sagt Singer. Es sei in der Hirnforschung beispielsweise aussichtslos, Ursachen für Hirnstörungen an Gewebekulturen klären zu wollen.

Auch Computermodelle seien nur bedingt von Nutzen, so Singer. Denn wer realistische Bedingungen simulieren wollte, müsse die Prozesse, die er erforschen will, schon kennen. Und wer die Prozesse kenne, brauche keine Computermodelle mehr.

Darüber hinaus spricht Singer ein grundlegendes Problem an, wenn es um die Suche nach sinnvollen alternativen Verfahren geht. "Da unser ethisches Verständnis das Experimentieren mit gesunden und kranken Menschen ausschließt, bleiben Untersuchungen an Affen und anderen Tieren unentbehrlich, wenn wir Patienten, die an bislang unbehandelbaren Erkrankungen leiden, helfen wollen", sagt Singer.

Dennoch ist sich der Hirnforscher des ethischen Dilemmas, das die Versuche mit Tieren mit sich bringen, bewusst: "Wir stehen in einem Konflikt zwischen zwei miteinander unverträglichen ethischen Verpflichtungen. Auf der einen Seite nach Wegen suchen zu sollen, Krankheiten beherrschbar zu machen und damit menschliches Leid zu lindern, und auf der anderen Seite die Integrität und das Leben von Tieren zu bewahren."

Autorin: Alexandra Stober
Pro und Contra Diskussionen kann man eigentlich gar nicht heranziehen, weil beide Seiten auf andere Probleme reagieren.
 
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