Diskussion Der Brexit, das Desaster darf seinen Lauf nehmen

So ganz allmählich kann ich die EU auch nicht mehr verstehen.

Was soll das mit den immer neuen Aufschüben (hat mich schon in der Griechenlandkrise genervt, dass man den Griechen ständig neue Fristverlängerungen genehmigt hat)?
Entweder die Briten schaffen es endlich, ihre Hausaufgaben zu erledigen (und das kann denen die EU nicht abnehmen) oder es gibt eben einen harten Brexit, den die EU dann aber auch so hart wie legal nur irgendwie möglich durchziehen muss. Keine Zugeständnisse, kein Entgegenkommen mehr.

Wenn aber hinterher nach einem (gefühlten) Dutzend Fristverlängerungen dann auch noch ein Deal heraus kommt, der den Briten so ziemlich alle relevanten Vorteile einer EU-Mitgliedschaft ohne die (zweifelsohne ebenfalls vorhandenen) Nachteile lässt, dann sollte Deutschland vielleicht auch mal über einen Brexit nach englischem Vorbild nachdenken.

Die Vorteile, die uns die EU bringt, erkaufen wir uns schließlich mit dem mit weiten Abstand größten Nettobeitrag zum EU-Haushalt. Wenn das auch ohne geht … :D
 
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Jetzt ist es wohl doch an die Öffentlichkeit gekommen:
Das britische Parlament hat einen Dachschaden. :eek:

Wir müssen uns also nicht wundern, warum es nicht voran geht.
Auch die Heizung läuft das ganze Jahr über durch, weil man befürchtet, diese nicht wieder in Gang zu bekommen.
Das bedeutet unter extremen klimatischen Bedingungen zu arbeiten.
Wen wundert es also, dass die nicht zu Potte kommen, wenn sie andauernd raus müssen und schwitzen wie die Ferkel auf engstem Raum. :)

https://www.faz.net/aktuell/politik/das-britische-unterhaus-hat-einen-dachschaden-16124895.html
 
Wir schreiben das Jahr 2867. Die ganze Erde ist der Vereinigten Föderation der Planeten beigetreten. Außer natürlich Großbritannien, das inzwischen seit 100 Jahren einziges und letztes EU-Mitglied ist, weil es noch immer über den Austritt verhandelt.

Quelle: Twitter
 
Jan Fleischhauer, Kolumnist beim Spiegel, sieht die Demokratie als überschätzte Staatsform an und fordert die Machtergreifung der Queen

Ich würde nicht so weit gehen, wie es Herr Fleischhauer tut. Aber er hat sicherlich darin recht, dass die Briten und die Demokratie anscheinend so ihre Beziehungsprobleme miteinander haben. Diese Staatsform ist halt nicht für jedes Volk etwas. Wir Deutschen sollten endlich lernen zu akzeptieren, dass unsere demokratischen Maßstäbe Entwicklungsländer wie GB manchmal einfach überfordern. Wir sollten versuchen sie zu verstehen, statt sie dafür zu verurteilen.
 
Was die Briten wollen, scheint jetzt etwas deutlicher geworden zu sein, nachdem die Tories mit minus 38% eine Klatsche bei den Kommunalwahlen bekommen haben.
Aber auch Labour blieb nicht verschont, deren Zickzackkurs ebenfalls abgestraft wurde.
Eins sollte jetzt zumindest in der Herleitung klarer sein, es war kein eindeutiges Votum der Briten für den EU-Austritt.
Vermutlich liegen die Zahlen für die Gegner des Brexit jetzt deutlich höher.

Und das schlimmste ist doch eigentlich, dass die Politiker immer noch keinen Plan haben und das Land weiter ins Chaos treiben.
Jetzt hat man die Zusatzfährverträge für 4000 LKW wieder storniert in einem Volumen von 120 Millionen Pfund.
 
Das wirklich Schlimme ist die Aussichtslosigkeit. Keine Partei scheint sich bewegen zu wollen/können. Ohne Veränderung der Faktoren scheint derzeit keine Lösung möglich. Aber der einzige Faktor, der auf die Schnelle verändert werden könnte, wäre die Besetzung des Premierministers. May würde allerdings vermutlich ein Hardliner nachfolgen. Sprich: Der harte Brexit wäre plötzlich massiv wahrscheinlicher.

Es ist ein Elend und ich bin nicht unfroh darüber, dass es derzeit eine Atempause gibt.
 
Was die Briten wollen, scheint jetzt etwas deutlicher geworden zu sein, nachdem die Tories mit minus 38% eine Klatsche bei den Kommunalwahlen bekommen haben.
Aber auch Labour blieb nicht verschont, deren Zickzackkurs ebenfalls abgestraft wurde.
Eins sollte jetzt zumindest in der Herleitung klarer sein, es war kein eindeutiges Votum der Briten für den EU-Austritt.
Vermutlich liegen die Zahlen für die Gegner des Brexit jetzt deutlich höher.

Und das schlimmste ist doch eigentlich, dass die Politiker immer noch keinen Plan haben und das Land weiter ins Chaos treiben.
Jetzt hat man die Zusatzfährverträge für 4000 LKW wieder storniert in einem Volumen von 120 Millionen Pfund.
Das wirklich Schlimme ist die Aussichtslosigkeit. Keine Partei scheint sich bewegen zu wollen/können. Ohne Veränderung der Faktoren scheint derzeit keine Lösung möglich. Aber der einzige Faktor, der auf die Schnelle verändert werden könnte, wäre die Besetzung des Premierministers. May würde allerdings vermutlich ein Hardliner nachfolgen. Sprich: Der harte Brexit wäre plötzlich massiv wahrscheinlicher.

Es ist ein Elend und ich bin nicht unfroh darüber, dass es derzeit eine Atempause gibt.

Ich bin mir unsicher, aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Die Demokratie in GB hat vor einigen Jahren FÜR einen Brexit gesorgt. Wie wir inzwischen alle wissen kam dieses vor Allem aufgrund von Fehlinformation und Egalität zustande.
(Ne, Egalität ist das falsche Wort...mh... was ich meine ist: Viele sind gar nicht zur Wahl gegangen, weil es ihnen EGAL war bzw. sie sich nicht vorstellen konnten, dass es überhaupt zu einem Brexit kommen könnte.)

Die bekannte Problematik bei Wahlen sind zum einen, dass Nicht-Wähler nicht gezählt werden und zum anderen, das man eine Wahl nicht stornieren kann, wenn die Wahlversprechen, die vor der Wahl gegeben/behauptet wurden, nicht eingehalten werden. (Wie wir schon des Öfteren in Deutschland feststellen mussten.)

Das Ergebnis damals für einen Brexit war sehr knapp. Zumindest von den abgegebenen Stimmen her. Die Nicht-Wähler sind jedoch in keinem Fall berücksichtigt worden. So rein vom demokratischen Grundgedanken her empfinde ich dieses als äußerst Fragwürdig. ;)

Jetzt haben wir es mit einem Stillstand zu tun. Meiner Ansicht nach her aus einem recht logischen Grund. Keinem gefällt nämlich die tatsächliche Konsequenz und jeder will etwas vom Kuchen ab haben.
Da dieser Kuchen jedoch auf einmal (durch den Brexit) kleiner geworden ist, sind selbst die großen Stückchen eigentlich nicht mehr Lohnenswert.

Oder auf gut Deutsch: Die Briten waren mit den alten Verhältnissen unzufrieden und wollten eine Änderung.
Inzwischen ist ihnen jedoch klar, das diese Änderung sehr viel problematischer ausfällt, als der alte Status Quo. Eine Änderung (bzw. die angestrebte Änderung) würde zwar eventuell für mehr Eigenständigkeit sorgen, für jedoch einen wesentlich kleineren Kuchen. Niemand will weniger Kuchen! - Zudem fällt die Sahne komplett weg. :cry:

Jetzt haben die Labours und die Toris (anscheinend die zwei wichtigsten Parteien dort) Verluste hinnehmen müssen. Finde ich nicht sehr überraschend. Die einen wahren wohl dafür, die anderen dagegen und nix hat sich getan. Niemand ist 'befriedigt' worden.
Was mir jedoch fehlt ist: Wo sind die Stimmen hin? Wären es Nicht-Wähler, dann wäre dies egal. Anscheinend gibt es jedoch noch andere Parteien. Wofür stehen diese denn?

Und was sollen die Kommunal-Wahlen mit den Faktoren zu tun haben?

GB bzw. May kämpft/bettelt ständig um irgendwelche Sonderleistungen der EU, die sie nicht bekommen wird. Ohne diese Sonderleistungen will aber ihre Regierung nicht zustimmen. Ob die Frau nun wegkommt oder nicht, ändert nix am Verhalten der Parteien in ihrem Parlament. May ist kein Faktor. Also nicht in meinen Augen.

Um noch einmal zu meiner Metapher zurück zu kommen:
Die Brexit Befürworter waren mit dem Kuchenstück der EU unzufrieden. Die wollten ihren eigenen Kuchen haben. Und im damaligen Wahlkampf ist ja auch alles und jedes ausgetütet worden. Teils hat man an die damalige Weltmacht Großbritanniens erinnert, an diverse Schlachten auf See gegen andere Nationen oder auch, wie die Engländer ganz alleine die Nazis besiegt haben....etc. ppp.
Ganz klar: Diese kleine Insel da oben hatte mal den ganz großen Kuchen, mit Sahne und Erdbeeren drauf.

Sorry, aber diese Zeiten sind vorbei und kommen auch nicht wieder, wie uns die Geschichte lehrt. (Könnten ja sonst alle kommen. Die Griechen, die Italiener, die Spanier, die Araber, die Franzosen, die Norweger, die Sachsen, die Russen etc.)

Nun mussten die auf der Insel jedoch feststellen, das bei einem Austritt aus der EU ihr eigener Kuchen - so groß sie irgendwann einmal waren - tatsächlich kleiner wäre, als das Stückchen vom EU Kuchen. Zudem ohne Sahne und Erdbeeren. Mit dem Parlament in Schottland wahrscheinlich sogar ohne Zucker. :ROFLMAO:

Das will aber keiner. Politiker sind hungrig nach Kuchen.



Eine Atempause sehe ich nicht. Allerhöchstens ein Mangel an Informationsüberflutung in deutschen Gefilden.
 
Ich sehe da jetzt keinen großen Widerspruch.

Was deine Frage nach der Kommunalwahl angeht - die war eine Protestwahl Richtung London. Haben sich alle Kandidaten drüber beschwert bzw. es genutzt. Geändert hat sich nichts.

Was die Atempause angeht - natürlich geht der Brexit weiter. Allerdings auf einem anderen Niveau. Der Druck ist vorerst raus. Spannend wird, ob sie ohne zeitlichen Druck mehr auf die Reihe kriegen, oder ob wir im Oktober wieder auf Stand März sind. Was ich irgendwie befürchte.
 
Wieso sollte das in irgend einer Form für uns spannend sein?

GB hat verloren. Auf ganzer Linie. Selbst wenn sie in ein paar Monaten oder vielleicht erst Jahren wieder "Heim ins Reich" wollen, ist der zur Zeit bereits entstandene Schaden nicht mal eben einfach wieder gut zu machen.

Und selbst wenn sie es tatsächlich schaffen, einen Schlussstrich bei der EU zu ziehen, so haben sie an Glaubwürdigkeit maximal verloren. Dies zu kompensieren geht nur (leider immer) wenn Verträge außerhalb der Bevölkerung ausgehandelt werden.
 
Naja, spannend ist es schon. GB ist ein nicht ganz unwichtiger Wirtschaftspartner. Sollte der harte Brexit kommen, bedeutet das Verluste. Und die wird jemand tragen müssen. Und ich verrate dir eines - es werden nicht diejenigen sein, die bisher die Gewinne eingeheimst haben.
 
es werden nicht diejenigen sein, die bisher die Gewinne eingeheimst haben.

Die haben bereits ihre Schäfchen im Trockenen, würde mich nicht wundern wenn sie an den Börsen auf Brexit bedingte Unternehmenspleiten setzen.


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Mittlerweile gibt es sogar schon Prognosen, die tatsächlich dem BER einen Eröffnungstermin vor dem Brexit einräumen.
Momentan sehe ich für beide denselben Termin: Den Sankt-Nimmerleinstag. ;)
 
GB ist ein nicht ganz unwichtiger Wirtschaftspartner.
In was?

GB WAR ein wichtiger Handelspartner, weil sie sich einen Sonderstatus in der EU - mit eigener Währung, mit eigenen Verträgen, mit eigenen EU-Beiträgen und mit eigenen Steuern - von Anfang an heraus genommen haben. Groß Britannien war schon immer, ist es bis heute und wird es wahrscheinlich immer sein, höher Verschuldet als es Griechenland jemals sein könnte. Die Griechen haben jedoch keine eigene Währung mehr. Die Engländer schon.

Die EU schreibt zwingend vor, das Bankgesellschaften (also sozusagen die fettesten Schweine dieser Welt) zwingend eine Zweigstelle in der EU haben müssen um in der EU Geschäfte tätigen zu können. Also ohne größere Auflagen.

Diese Insel, insbesondere London war/ist seit der großen Zeit eigentlich immer eines der fettesten Finanzzentren gewesen. Eine vorsichtige Schätzung von Ökonomen geht von acht Arbeitsplätzen pro Bänker aus. Bei geschätzten Fünfzehntausend Bänkern die abgewandert sind, wären das Arbeitsplätze für 120.000 Personen die inzwischen in die EU umverteilt worden sind.

Wobei du mich wahrscheinlich darüber belehren kannst, was wir denn nach England verkauft haben. Tatsächlich weiß ich das so gar nicht.
 
Guckst du ...

GBs Probleme aus der EU raus zu kommen, sind halt auch unsere Probleme, wenn sie rausgehen. Die Vernetzung ist einfach zu stark. Es ist nicht mir einfach nur ein Im- und Export-Geschäft, sondern, dass die ganze Wertschöpfungskette eines Produkts, z.B. eines Autos, sich über die gesamte EU bzw. sogar die Welt erstreckt.

Es ist eigentlich nur Wahnsinn, wie Sachen die ganze Zeit durch die Welt geschippert werden, nur, weil man in Land X den Türgriff ein paar Cent billiger drannageln kann. Aber es ist nun mal so. Solang nicht die ökologischen Kosten durch den Staat beigetrieben werden, wird sich daran auch nichts ändern.
 
Ich habe immer schon einen Krampf bei den Zollformalitäten mit der Schweiz bekommen. Ein weiteres Land in Europa wie die Schweiz erhöht den administrativen Aufwand in den Firmen nochmal deutlich.

Und wenn es um viele Lieferungen im Jahr geht, dann braucht es auch einen zusätzlichen Zollabwickler in der Firma.
Da es sich um Steuerrecht geht, kann das niemand auf die leichte Schulter nehmen, weil sonst ernsthafte Konsequenzen drohen.

Und wenn dann noch weitere Länder Geschmack dran finden, dann ist die Kotzgrenze noch mal deutlich höher.

Nur damit setzt sich niemand jetzt auseinander, weil ja auch kein Politiker abschätzen kann, was bei den Briten heraus kommt.
 
Brexit-Partei stärkste Kraft

Für Klickfaule:

Farages Brexit-Partei führt die Prognosen mit 34 % an. Seine ehemalige Partei Ukip kommt auf 4 %.
Tories 11 % und Labour 21 %.
Die restlichen proeuropäischen Kleinparteien zusammen 27 %.

Fazit: 38 % für einen harten Brexit, 27 % gegen einen Brexit und 32 % für irgendwas dazwischen.
 
Ich denke, genügend.

Wird als Kampfabstimmung gehypt werden. Die Brexiteers werden zur Endschlacht gegen Brüssel und London aufrufen, während die Briten, die auch gerne Europäer wären, die Wahl zum Votum über ein zweites Referendum erklären werden.
 
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