Nein, das ist noch ein bisschen anders laut meiner Erfahrung. Also nicht, das ich nun schon alle möglichen Varianten durch habe, aber die 1-Euro-Jobs funktionieren noch ein bisschen anders.
Vordergründig sollen diese Tätigkeiten die Leute wieder zu einem geregelten Tagesablauf bringen. Also so mit rechtzeitig schlafen gehen, aufstehen, pünktlichem Erscheinen etc. Das haben viele zwar nicht nötig, aber es gibt dann doch so einige, die ohne eine Verantwortlichkeit ziemlich in ihren Abläufen anfangen zu schlingern.
Dann ist eines der größten Probleme (ist auch im Bericht angeschnitten worden), das diese 1€ Jobs Niemanden einen regulären Arbeitsplatz wegnehmen dürfen. Sprich: es kommen eh nur relativ sinnlose Tätigkeiten oder eben aber Arbeiten, die wiederum für sozial schwache Mitmenschen gedacht sind, zum Einsatz. Natürlich schummelt die Regierung in der Hinsicht ein wenig um Kosten für normale Arbeiter einzusparen. Die häufigste Ausrede ist dann meist, das es für das Allgemeinwohl gemacht wurde.
Einer meiner größten persönlichen Probleme in solchen "Arbeitsmaßnahmen" war immer, das es zu wenig Arbeit für zu viele Leute gibt. In meiner letzten 1€ Tätigkeit (2009; Büro) war es so, das ich zwar um 9 Uhr 30 anwesend sein musste, ich jedoch erst gegen 12 Uhr 30 überhaupt einen freien Arbeitsplatz bekommen konnte. Vorher war meist "in der Gegend rumschlendern" angesagt. Ganz im allgemeinen sind die Tätigkeiten eher auf Langsamkeit (vielleicht nicht unbedingt in der Küche, aber da war ich nie) ausgelegt, weil es eben gar nicht so viele Tätigkeiten gibt, die man ausführen darf.
Besonders die Bereiche im Büro sind meistens reine Abschreibarbeiten. Man bekommt einen Ordner, den man Schritt für Schritt durcharbeiten soll, um sicherer mit dem PC arbeiten zu können. Natürlich muss man jeden Text erst einmal abschreiben um ihn dann zu bearbeiten, so, das der Text am Ende so aussieht, wie die Vorlage es einem vorschreibt. Da viele mit einem 2-Finger-Suchsystem arbeiten, kann man die Leute natürlich "wunderbar" beschäftigt halten. Mag für einige, die sich nicht so mit Textverarbeitungsprogrammen auskennen mal eine schicke neue Erfahrung sein. Für mich grenzt das an Folter, nichts Sinnvolles zu tun zu haben.
In einem anderen (2006) 1-Euro-Job war ich (offiziell)
PC-Technik-Helfer. Da hab ich tatsächlich ein paar lehrreiche Kleinigkeiten aufgeschnappt. Die Hauptaufgabe bestand daraus aus alten, teilweise kaputten Rechnern, wieder lauffähige Systeme zu basteln die dann für wenig Geld an Bedürftige verkauft wurden. Nur wenn es grad an Spenden UND an Aufträgen UND an Kunden mangelt, dann hat man auch dort nix zu tun. Anstatt sich dann mal hin zu setzen und den Untergebenen lehrreich Wissen zu vermitteln, kommen dann unweigerlich irgendwelche sinnfreien Beschäftigungstherapien zum Vorschein. Wirklich unterrichten dürfen die nämlich gar nicht.
Eine andere Tätigkeit, die ich nun nur durch Hörensagen erfahren habe, war die Kontrolle und das Müllaufsammeln auf Freiflächen und Parkanlagen. Da wurden dann zum Beispiel Papierkörbe und Parkbänke kontrolliert, ob man etwas an denen machen muss oder verschönern kann. Falls ja, wurden jedoch auch gleich wieder richtige Arbeitskräfte gerufen. Damit das jedoch (so ne Parkkontrolle ist ja eigentlich recht fix ausgeführt) nicht zu schnell vonstatten geht, gibt es erst einmal einen Trupp, der kontrolliert und sich nur Notizen machen darf. Dann einen, der anhand der Notizen kontrolliert, ob das Problem noch besteht. Dann Leute, die tatsächlich losgehen um die bereits bemerkten Mängel schriftlich und fototechnisch fest zu halten um diese dann (teilweise im Büro) in eine komplizierte Maske einzutragen, damit dann entschieden werden kann, ob dies nun von 1-Euro-Leuten behoben werden darf oder dies eine Arbeitswegnahme darstellt.
Oder auch was die Grone-Schule vor nicht allzu langer Zeit auch als 1-Euro-Beschäftigung verteilt hat. Ein Teil der 80 Leute wurde dafür abgestellt, Schulungsunterlagen in ein neues Format zu bringen. Dafür wurden die alten Vorgaben ausgedruckt und den Leuten vorgelegt, damit diese Blätter abgeschrieben werden können und dann mit dem Verarbeitungsprogramm in das jetzt gewünschte Format zu bringen. Aufgefallen ist mir das, als ich dort letztes Jahr durch Zufall jemanden aus meiner alten Bürogruppe traf (2009). Nachdem er mir das Problem geschildert hab, hab ich ihm dann gezeigt, wie man mit einem simplen Trick auf die ursprünglichen Unterlagen zugreifen kann und dann einfach mit Copy & Paste arbeitet. Spart man sich viel Zeit und Mühe.
Oder deren Problem, ein Katalog für
Stilbruch zu erstellen. Unter Anleitung des Vortänzers wurde ein kleines Heftchen mit 16 Seiten erstellt, was während der Entstehung immer länger benötigte um sich aufzubauen. Der Fehler war eigentlich recht einfach zu erkennen (Rechtsklick auf Datei und sich mal die Größe ansehen). Die hatten die Bilder in Orginalgröße (also 30-60 MB pro Bild) im BMP-Format in den Text integriert. Bei minimal vier Bildern pro Seite kommt man natürlich locker auf zwei drei Gigabyte. Die Lösung sollte dann so aussehen, das die Vorlage aufgemacht wird und jedes einzelne Bild von Hand mit PowerPoint oder so umgewandelt werden sollte.
Ich hab mir nen USB-Stick ausgeliehen, die ganze Datei runtergeladen und zu Hause mal eben Format-Factory drüber gejagt. Hat mich etwas mehr als eine Stunde gekostet.
Eine Zeitlang hat die hamburger arbeit (ja, doch, die schreibt sich so) sogar 1-Euro-Jobber dafür abgestellt Möbel für Ikea anzufertigen. Also weitestgehend zuschneiden und abschleifen. Aber auch da denke ich, das man einfach blöde wird, wenn man drei Monate lang immer die zwei gleichen Bretter zusägen muss.
Was ich damit aufzeigen will, ist, das es gar nicht so einfach ist, 1-Euro-Jobs, anzubieten, die auch eine Befriedigung der
Verurteilten Teilnehmer sicher stellt. In vielen Fällen sind teilweise lachhaft einfache Aufgaben durch vorgeschriebene Arbeitsabläufe unnötig verkompliziert, damit Arbeit, in meinen Augen größtenteils unnötige und sinnfreie Arbeit (oder wie immer man das nennen darf), geschaffen wird. Natürlich sollen auch die Leute wieder an einen Arbeitsalltag gewöhnt werden, aber bei vielen (insbesondere bei mir) fehlt klar die Befriedigung etwas geschafft zu haben, gerade eben weil man nichts schafft. Ich habe durchaus Leute getroffen die damit wunderbar leben können, den ganzen Tag nur rum zu sitzen und mit einem Finger irgendwelche Texte abzuschreiben. Meins ist das so gar nicht.