Mein Aufreger dieser Woche, der 0 Euro Job!

prot

treuer Stammgast
Nix mit Mindestlohn: Arbeiten für 0 Euro geplant - taz.de
Jeder Arbeitnehmer weiß das er einen gewissen Aufwand für die Arbeit hat. Fahrten hin und zurück, Arbeitsachen kaufen und diese sauber halten.
Doch ein SPD Mann will nun auch wenn es oft keinen Job für gering qualifizierte gibt. Die Aufwandsentschädigung der 1€ Jobber abschaffen. Und da die "öffentlichen Medien", das nicht ins Visir nehmen. Gebe ich zu einem die Information weiter was da in Hamburg geschehen soll. Und habe für Menschen aus der Region die bitte Firmen, Verbände und weiters zu nennen die solche Art von Jobs einrichten. Ich denke daran diese mit einen Boykott Aufruf zu benennen. Und so meinen kleinen Teil in Form einer Webseite zu tun, das 2015 nicht die Rückkehr der Zwangsarbeit wird.
Bitte last euch nicht auf das Argument ein sie bekommen Leistungen. Solche Jobs erschaffen keine Rentenansprüche. Und somit verbleiben diese Menschen im System und haben auch keine Zukunft. Die Abwertung gegen eine Aufwandsentschädigung zu arbeiten, sagt dem Menschen du bist wenig wert. Dieser Schritt sagt ihm, du bist wertlos. Diese Jobs sollen "produktiv" sein? Wer von euch würde da bestehen können? Wenn einer in seinem Unternehmen auftaucht der dem Arbeitgeber nichts kostet!
Ich danke allen helfenden. Denn ich hoffe das ich alle Ausrichter weit vor dem Start herausfinde. Ich denke kein Unternehmer und kein Verband in Hamburg will jetzt Umsatz verlieren weil er eine Idee in erwägung gezogen hat.
 
Ich war an anderer Stelle schon über das Thema gestolpert. Bin voll Deiner Meinung - wer hier mit dem Argument kommt, dass die Betroffenen ja Geld fürs Nichtstun bekommen und ruhig ein bisschen was dafür arbeiten sollen, dem darf man direkt das Prädikat "Asozial" verleihen.

Zwangsarbeit ist das richtige Wort dafür. Fehlt eigentlich nur noch die Einrichtung von Kasernen, in denen die Leute mit Rotkreuz-Kleidung versorgt und drei Mal täglich mit lebenserhaltender Pampe gefüttert werden.

Ja, Deutschland ist ein Wohlstandsland. Und ja, es ist durchaus zu begrüßen, dass Menschen ohne Job bei uns nicht im Rinnstein verrecken müssen, sondern eine Grundversorgung erhalten. Dafür sollten die Betroffenen dankbar sein. Dass sie meist keine Dankbarkeit empfinden können, dafür haben sie allerdings ebenso mein Verständnis.

Wenn wir den Wohlstand verteidigen wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass solche Modelle nicht um sich greifen. Schon die 1-Euro-Jobs sind entwürdigend. Selbst wenn man das für die Leute noch für zumutbar halten mag - man darf nicht vergessen, dass durch diese Zwangsarbeiten verhindert wird, dass jemand anders den Job für halbwegs angemessene Bezahlung erledigt.
Und wenn mir ein Unternehmer erzählt, dass er nur durch solche "Jobs" sein Unternehmen wirtschaftlich betreiben kann, dann muss er sein Unternehmen eben schließen, so einfach ist das.
 
man darf nicht vergessen, dass durch diese Zwangsarbeiten verhindert wird, dass jemand anders den Job für halbwegs angemessene Bezahlung erledigt.
Nicht nur "jemand anders", auch der Betroffene selbst wird dadurch um eine mögliche Anstellung betrogen.
Vielleicht nur eine Milchmädchenrechnung, aber: 500 Null-Euro-Jobs = 500 reguläre Arbeitsplätze weniger! Und sei es vielleicht auch nur Teilzeit.
 
Ich spiele mal den Advocatus Diaboli (ne, das ist keine scharfe Pizza, sondern einer der gegen die Gruppenmeinung argumentiert ;)):

Was ist den mit denen, die knapp über dem verdienen was jemand als Arbeitslosenunterstützung bekommt, und dafür Vollzeit arbeiten müssen.
Kann man nicht verstehen, dass die sich benachteiligt fühlen und sich denken könnten: wenn ich jetzt den Arsch zuhause lasse, gehts mir nicht
schlechter... Wenn das dann alle machen, kann sich der Staat die Unterstützung nicht mehr leisten.
Will sagen: ist es nicht verständlich, dass arbeitende Menschen sich wünschen, dass diejenigen die Unterstützung bekommen dafür auch eine Leistung
entrichten müssen? Dass das System Arbeitsplätze vernichtet sei mal ausgeblendet, das macht es natürlich problematisch da ein System zu
erfinden.

Das ist jetzt nicht meine Meinung, u.a. weil ich mich mit ALGII/H4 zuwenig auskenne, aber das ist - so meine ich manchmal herauszuhören - das was der Stammtisch fordert.
 
Auch diese Ansicht ist durchaus verständlich.

Doch zumindest bei ehemaligen Langzeit-Arbeitnehmern könnte man auch sagen, dass diese die erhaltenen Leistungen schon lange durch ihre Sozialabgaben im Voraus abgegolten haben (wenn die Arbeitslosigkeit sich natürlich nicht ewig lang hin streckt). Gerade die ehemals "besser Verdienenden" hatten recht hohe Abgaben, bekommen aber in der Arbeitslosigkeit deswegen keinen einzigen Cent mehr, die eingezahlten Beträge halten somit auch länger vor.
 
Ich habe mich auch freiwillig für einen 1,60 € Job entschieden. Ich dachte mir besser als nix. Und in sofern stimme ich Cheffie zu, wenn man Miete und Leistungen zum Lebensunterhalt bekommt, das man dann schon etwas machen sollte, auch wenn das Salär nicht der Hammer ist. Also repariere ich jetzt Computer, bzw. bringe ich die Computer/Notebooks von Leuten zum laufen die das Geld dafür nicht haben (also Rentner und Jobsucher) bei Nutzmüll e.V.
Hätte nicht gedacht, das mir das so viel Spaß macht. :)

Zu Hause bin ich fast irre geworden. Ich dachte eigentlich immer, das ich arbeiten kann, bis ich umfalle. Naja, Baunebengewerbe ist Geschichtsunterricht, daher jetzt dieser kleine Job und ich sage mir, besser als garnix.
Ich glaube, das wir hier in Deutschland zu sehr durch Überindividualisierung und Anspruchsdenken versaut sind (also ich meine manche - nicht "alle").
Wenn man zu doof war eine Bank zu gründen (rette mich), dann muß man eben von den Krümeln leben, die die Banken noch übrig gelassen haben.
 
Nein, das ist noch ein bisschen anders laut meiner Erfahrung. Also nicht, das ich nun schon alle möglichen Varianten durch habe, aber die 1-Euro-Jobs funktionieren noch ein bisschen anders.
Vordergründig sollen diese Tätigkeiten die Leute wieder zu einem geregelten Tagesablauf bringen. Also so mit rechtzeitig schlafen gehen, aufstehen, pünktlichem Erscheinen etc. Das haben viele zwar nicht nötig, aber es gibt dann doch so einige, die ohne eine Verantwortlichkeit ziemlich in ihren Abläufen anfangen zu schlingern.

Dann ist eines der größten Probleme (ist auch im Bericht angeschnitten worden), das diese 1€ Jobs Niemanden einen regulären Arbeitsplatz wegnehmen dürfen. Sprich: es kommen eh nur relativ sinnlose Tätigkeiten oder eben aber Arbeiten, die wiederum für sozial schwache Mitmenschen gedacht sind, zum Einsatz. Natürlich schummelt die Regierung in der Hinsicht ein wenig um Kosten für normale Arbeiter einzusparen. Die häufigste Ausrede ist dann meist, das es für das Allgemeinwohl gemacht wurde.

Einer meiner größten persönlichen Probleme in solchen "Arbeitsmaßnahmen" war immer, das es zu wenig Arbeit für zu viele Leute gibt. In meiner letzten 1€ Tätigkeit (2009; Büro) war es so, das ich zwar um 9 Uhr 30 anwesend sein musste, ich jedoch erst gegen 12 Uhr 30 überhaupt einen freien Arbeitsplatz bekommen konnte. Vorher war meist "in der Gegend rumschlendern" angesagt. Ganz im allgemeinen sind die Tätigkeiten eher auf Langsamkeit (vielleicht nicht unbedingt in der Küche, aber da war ich nie) ausgelegt, weil es eben gar nicht so viele Tätigkeiten gibt, die man ausführen darf.
Besonders die Bereiche im Büro sind meistens reine Abschreibarbeiten. Man bekommt einen Ordner, den man Schritt für Schritt durcharbeiten soll, um sicherer mit dem PC arbeiten zu können. Natürlich muss man jeden Text erst einmal abschreiben um ihn dann zu bearbeiten, so, das der Text am Ende so aussieht, wie die Vorlage es einem vorschreibt. Da viele mit einem 2-Finger-Suchsystem arbeiten, kann man die Leute natürlich "wunderbar" beschäftigt halten. Mag für einige, die sich nicht so mit Textverarbeitungsprogrammen auskennen mal eine schicke neue Erfahrung sein. Für mich grenzt das an Folter, nichts Sinnvolles zu tun zu haben.

In einem anderen (2006) 1-Euro-Job war ich (offiziell) PC-Technik-Helfer. Da hab ich tatsächlich ein paar lehrreiche Kleinigkeiten aufgeschnappt. Die Hauptaufgabe bestand daraus aus alten, teilweise kaputten Rechnern, wieder lauffähige Systeme zu basteln die dann für wenig Geld an Bedürftige verkauft wurden. Nur wenn es grad an Spenden UND an Aufträgen UND an Kunden mangelt, dann hat man auch dort nix zu tun. Anstatt sich dann mal hin zu setzen und den Untergebenen lehrreich Wissen zu vermitteln, kommen dann unweigerlich irgendwelche sinnfreien Beschäftigungstherapien zum Vorschein. Wirklich unterrichten dürfen die nämlich gar nicht.

Eine andere Tätigkeit, die ich nun nur durch Hörensagen erfahren habe, war die Kontrolle und das Müllaufsammeln auf Freiflächen und Parkanlagen. Da wurden dann zum Beispiel Papierkörbe und Parkbänke kontrolliert, ob man etwas an denen machen muss oder verschönern kann. Falls ja, wurden jedoch auch gleich wieder richtige Arbeitskräfte gerufen. Damit das jedoch (so ne Parkkontrolle ist ja eigentlich recht fix ausgeführt) nicht zu schnell vonstatten geht, gibt es erst einmal einen Trupp, der kontrolliert und sich nur Notizen machen darf. Dann einen, der anhand der Notizen kontrolliert, ob das Problem noch besteht. Dann Leute, die tatsächlich losgehen um die bereits bemerkten Mängel schriftlich und fototechnisch fest zu halten um diese dann (teilweise im Büro) in eine komplizierte Maske einzutragen, damit dann entschieden werden kann, ob dies nun von 1-Euro-Leuten behoben werden darf oder dies eine Arbeitswegnahme darstellt.

Oder auch was die Grone-Schule vor nicht allzu langer Zeit auch als 1-Euro-Beschäftigung verteilt hat. Ein Teil der 80 Leute wurde dafür abgestellt, Schulungsunterlagen in ein neues Format zu bringen. Dafür wurden die alten Vorgaben ausgedruckt und den Leuten vorgelegt, damit diese Blätter abgeschrieben werden können und dann mit dem Verarbeitungsprogramm in das jetzt gewünschte Format zu bringen. Aufgefallen ist mir das, als ich dort letztes Jahr durch Zufall jemanden aus meiner alten Bürogruppe traf (2009). Nachdem er mir das Problem geschildert hab, hab ich ihm dann gezeigt, wie man mit einem simplen Trick auf die ursprünglichen Unterlagen zugreifen kann und dann einfach mit Copy & Paste arbeitet. Spart man sich viel Zeit und Mühe.

Oder deren Problem, ein Katalog für Stilbruch zu erstellen. Unter Anleitung des Vortänzers wurde ein kleines Heftchen mit 16 Seiten erstellt, was während der Entstehung immer länger benötigte um sich aufzubauen. Der Fehler war eigentlich recht einfach zu erkennen (Rechtsklick auf Datei und sich mal die Größe ansehen). Die hatten die Bilder in Orginalgröße (also 30-60 MB pro Bild) im BMP-Format in den Text integriert. Bei minimal vier Bildern pro Seite kommt man natürlich locker auf zwei drei Gigabyte. Die Lösung sollte dann so aussehen, das die Vorlage aufgemacht wird und jedes einzelne Bild von Hand mit PowerPoint oder so umgewandelt werden sollte.
Ich hab mir nen USB-Stick ausgeliehen, die ganze Datei runtergeladen und zu Hause mal eben Format-Factory drüber gejagt. Hat mich etwas mehr als eine Stunde gekostet.

Eine Zeitlang hat die hamburger arbeit (ja, doch, die schreibt sich so) sogar 1-Euro-Jobber dafür abgestellt Möbel für Ikea anzufertigen. Also weitestgehend zuschneiden und abschleifen. Aber auch da denke ich, das man einfach blöde wird, wenn man drei Monate lang immer die zwei gleichen Bretter zusägen muss.


Was ich damit aufzeigen will, ist, das es gar nicht so einfach ist, 1-Euro-Jobs, anzubieten, die auch eine Befriedigung der Verurteilten Teilnehmer sicher stellt. In vielen Fällen sind teilweise lachhaft einfache Aufgaben durch vorgeschriebene Arbeitsabläufe unnötig verkompliziert, damit Arbeit, in meinen Augen größtenteils unnötige und sinnfreie Arbeit (oder wie immer man das nennen darf), geschaffen wird. Natürlich sollen auch die Leute wieder an einen Arbeitsalltag gewöhnt werden, aber bei vielen (insbesondere bei mir) fehlt klar die Befriedigung etwas geschafft zu haben, gerade eben weil man nichts schafft. Ich habe durchaus Leute getroffen die damit wunderbar leben können, den ganzen Tag nur rum zu sitzen und mit einem Finger irgendwelche Texte abzuschreiben. Meins ist das so gar nicht.
 
Ich gebe mal zu Ergänzung noch ein Zitat, wie es gedacht ist mit den 0€ Jobbs dazu. Es enstammt den Verantwortlichen.

Die Senatsverwaltung will diese Null-Euro-Jobs jedenfalls »stärker produktionsorientiert« anbieten. Sie sollen auf Paragraph 16 Absatz 1 Sozialgesetzbuch (SGB) II in Verbindung mit Paragraph 45 SGB III fußen. Auf diesem Weg versucht der Sozialsenat offenbar, die Schutzvorschriften des Paragraphen 16 d SGB II auszuhebeln. Letzterer hat für Ein-Euro-Jobs mit klaren Maßgaben gegolten: Eine Mehraufwandsentschädigung ist demnach zu gewährleisten, ebenso der Arbeitsschutz und die Berücksichtigung des Bundesurlaubsgesetzes. Das Bundessozialgericht hatte geurteilt, ein solcher Job müsse das Kriterium der Zusätzlichkeit erfüllen; reguläre Jobs dürfen nicht durch ihn verdrängt werden. (Quelle : Junge Welt)

Gerade weil hier auch die gesetzliche Grundlage des 1€ Jobs hier angenommen wurde. So beachte man eher "produktiv" ! Ausklammerung der Urlaubsregel! Und das diese Jobs nicht zusätzlich sein müssen. Also bitte nicht mir der Grundlage der 1 € Jobs verwechseln. Weil diese oft vor Gerichten als Zwangsarbeit oder Arbeitszwang ein Ende gefunden haben, versucht man genau deswegen diese Jobs auf einer anderen Rechtsvorschrift aufzubauen.
 
Könnte man nicht den Tread nur "Mein Aufreger der Woche" benennen, ohne Spezifikation, die ja jeder dann selber dort einsetzen würde.
Oder gibt es einen solchen schon, und ich weiss es nur nicht?
Möchte nicht alle Seiten durchgehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schreib doch selbst einen über deinen "Aufreger der Woche" - so bleibt es alles thematisch beisammen, und wird nicht durcheinandergewürfelt, wenn eine Diskussion noch nicht beendet ist aber der andere schon einen neuen Aufreger postet.
 
@ an alle, die mal so einen Sklavenjob am Hals hatten: was passiert, wenn einer zu dumm ist, oder sich nur so anstellt, daß sich selbst eine Scheibe Tostbrot erschüttert abwendet? :angel Schlußendlich gib's ja noch keine Pille gegen Dummheit? Möchte mal das Amt/Arbeitsstelle sehen, auf der sie 3-4 Leuten alle Stunde den Weg auf's Scheißhaus zeigen müssen, weil die denen sonst an den Schreibtisch pinkeln - Weg vergessen. :ROFLMAO:
 
Oben