Fremder schlägt sein Kind - was tun?

bastelmeister

Kurzstreckenflieger
Hallo,

mal ein ernsteres Thema.

Gestern im Geschäft hatte ich einen Vater der meinte, er müsse bei mir im Laden sein Kind schlagen. Der Kleine (vlt. 5 J.) wollte etwas gekauft haben, sollte es aber nicht bekommen, ich stand vlt. 1m daneben und hörte es hinter mir auf einmal klatschen. Dreh mich um und sehe, wie der Vater dem Kleinen nochmal mitten ins Gesicht schlägt (keine harmlose Backpfeife, sondern richtig derbe) der Kleine kam davon etwas aus dem Gleichgewicht und wurde vom Vater am Arm gepackt und an selbigem durch die Gegend gezerrt.

Daraufhin hab ich ihm gesagt, er soll doch bitte aufhören hier sein Kind zu schlagen. Als Antwort bekam ich zu hören "das geht dich gar nichts an, geh doch nach Hause". Ich habe ihm dann nahe gelegt, das Geschäft bitte sofort zu verlassen. Es kam noch dummes Gebrabbel garniert mit ein paar Beleidigungen und als ich zum Telefon griff trollte sich die Familie. Die Mutter des Kleinen sagte kein Wort, schaute nur betreten zur Seite!

Nun stellt sich mir mal wieder die Frage: Ging mich das wirklich nichts an? Was kann man da noch tun? Wie sollte man sich in solchen Fällen korrekt verhalten?
 
Es ging Dich was an! Gut reagiert!
Sofort Anzeigen würde ich den (Türkischen, Albanischen) Typen!
Kameras vorhanden im Geschäft?

Nur nicht direkt auf ihn los, sonst bekommst Du noch ne Backpfeife...
 
Ich habe mich immer davor gegruselt, dass mir dies auch passieren könnte, während ich für meine Filiale verantwortlich bin. Allerdings habe ich da keine perfekte Lösung für Dich. Aus dem Bauch heraus hätte ich ihm gesagt, dass ich jetzt die Polizei riefe (und dies wohl auch getan hätte).

Kindererziehung an sich, finde ich auch, geht fremden Leuten nicht wirklich etwas an, sofern es im Rahmen des Wohlergehens der Kinder stattfindet -und ich muss gestehen, dass ich einen Klaps (Klaps, nicht Schlag!) auf den Hintern, auf die Finger oder auf die Schnute auch mal als... naja "nicht unangebracht" halte- allerdings geht es nach Deiner Beschreibung hier schon stark in die Kindesmisshandlung hinein. Schon durch die nachfolgenden Beleidigungen kann man sehen, dass sich der sogenannte Vater nicht durch Vernunft belehren lässt, also wäre dies für mich persönlich ein Fall für das Jugendamt und entsprechende Ahndungen dererseits.

Tut mir Leid, dass ich Dir jetzt nichts hilfreicheres sagen kann. Ich kann ja am Dienstag mal meinen Chef fragen, wie er in so einer Situation reagieren würde und Dir seine Antwort mitteilen.

Naja, lange Rede kurz: Nichts zu tun ist schon mal ganz falsch (damit macht man sich u.U. dann selbst strafbar!), daher lieber einmal zu viel die Polizei gerufen als einmal zu wenig.
 
Danke Hidden, das wär gut mal noch ne Meinung eines Filialleiters zu hören. Ich werde bei meinigem auch nochmal nachfragen, allerdings wurde uns in einer Sicherheitsschulung mal beigebracht, dass wir außer aus dem Laden schmeißen nix machen können. Nichtmal die Personalien feststellen, damit man fürs Jugendamt ne Adresse hätte.

Hätte der sich an mir vergriffen, hätte ich Umstehende um Hilfe gebeten und dafür gesorgt, dass der bis Eintreffen der Polizei festgehalten wird. Aber so ... Denke der dachte ich ruf die Polizei, weil angesichts des Telefons in meiner Hand hatte der es dann doch etwas eiliger.
 
Wirklich eine dumme Situation, zumal die wirklich angemessene Reaktion gegen die Geschäftsinteressen verstoßen könnte. Der Chef könnte ja sagen "was kümmert uns das, wir können da ja sowieso nichts machen."
Ich habe mal die Polizei angerufen, weil ich aus dem Auto beobachten konnte wie ein Mann eine (seine?) Frau auf offener Straße schlug, und zwar mehrfach. Das hat die nicht wirklich interessiert.
 
Wirklich eine dumme Situation, zumal die wirklich angemessene Reaktion gegen die Geschäftsinteressen verstoßen könnte. Der Chef könnte ja sagen "was kümmert uns das, wir können da ja sowieso nichts machen."
Offen gesagt befürchte ich, auch diese Antwort von meinem Chef zu bekommen. Nicht nur er sondern auch andere Vorgesetzte sagten mir bereits, dass ich die Maßnahmen "Überwachungskameras" und "Polizei" für das Geschäft einzusetzen und nicht für andere Angelegenheiten zu "missbrauchen" (meine eigene Wortwahl!) hätte.

Beispiel aus eigener Erfahrung:
Ich hatte mal einen physischen Streit zwischen 2 Kunden im Laden gehabt nach dem der eine den anderen dann anzeigte. Das "Opfer" meinte dann später noch zu mir, es könnte durchaus sein, dass die Polizei die überwachungsaufzeichnungen einfordern könne.
Einen Tag später wurde mir erklärt, dass das nicht unser Problem sei, mein Wachmann habe die beiden korrekterweise freundlich hinausgebeten (den Angreier etwas weniger freundlich) hatte und die das draußen zu klären hätte. Solange dem Unternehmen dadurch kein Schaden widerfuhr wären private Probleme halt privat zu handhaben.

Ich habe mal die Polizei angerufen, weil ich aus dem Auto beobachten konnte wie ein Mann eine (seine?) Frau auf offener Straße schlug, und zwar mehrfach. Das hat die nicht wirklich interessiert.

Traurig, dass unsere "Freunde und Helfer" scheinbar darauf scheißen, wenn Körperverletzungen stattfinden. Naja, leider ist es (nehme ich an) so, dass das Opfer selbst Anzeige erstatten muss, damit etwas passiert. Machen Unbeteiligte den Schritt in die richtige Richtung ist es auch falsch. Hinterher begeht man unterlassene Hilfeleistung und ist dann ebenfalls der gelackmeierte.
 
Ich finde solche Typen unterirdisch und ich möchte nicht wissen, wie viel Elend da jeden
Tag im stillen Kämmerlein passiert. Da könnte ich kotzen.

Zivilcourage muss aber sein, auch wenn es bei solchen Typen völlig zwecklos ist.
Da könnte man auch einem Ochsen in Horn petzen!

Meistens steht man erst mal ganz verdeppert da und es fallen nicht die richtigen Worte
zur richtigen Zeit ein.

Aber "Sie sollten sich was schämen ein wehrloses Kind zu schlagen. Das finde ich arm."
wäre mir sicher entwichen und alles andere hätte sich ergeben.
Dann hätte man ihn ja sicher auch mit dem Handy fotografieren können, was ihn dann
vermutlich irritiert hätte. Aber das muss einem in so einer Scheißsituation auch einfallen.
 
Die Mutter des Kleinen sagte kein Wort, schaute nur betreten zur Seite!

Das sagt einem eigentlich schon alles. Es scheint in der Familie "Alltag" zu sein, traurig!

In solch einem Fall muss die Polizei eine Anzeige aufnehmen. Dann ist natürlich das Problem, bis die Polizei vor Ort ist, wird die "Familie" schon längst verschwunden sein.

Ich würde in solch einer Situation auf jeden Fall das Handy nutzen.
 
Ich denke du hättest nicht mehr tun können. Selbst das Ansprechen war meiner Meinung nach schon sehr mutig. Heutzutage muss man ja teilweise aufpassen, dass man das nächste mal nicht erst im Krankenhaus die Augen wieder aufschlägt ...
 
Ich habe mal die Polizei angerufen, weil ich aus dem Auto beobachten konnte wie ein Mann eine (seine?) Frau auf offener Straße schlug, und zwar mehrfach. Das hat die nicht wirklich interessiert.
Man muss da vorsichtig sein. Ich kann mich an einen Vorfall aus meiner Kindheit erinnern, als mein Vater mal dazwischen ging, als ein Mann seine Frau auf offener Straße verprügelte (und ich meine wirklich brutal verprügeln und nicht "nur" eine Ohrfeige).

Mein Vater war mindestens einen Kopf kleiner als sein Gegenüber, aber körperlich topfit und keineswegs zimperlich.
Nahkampferfahrung (die der schmutzigen, praktischen und in den Schützengräben erlernte Art, kein Kampfsport) war ebenfalls vorhanden. Und als der Typ auf meinen Vater losgehen wollte hat der ihm die Luft raus gelassen. Das hat keine 10 Sekunden gedauert.

Anschließend durfte er sich wochenlang mit der Polizei auseinander setzen, weil der Frauenverprügler Anzeige gegen meinen Vater erstattet hat und seine Frau auch noch bezeugte, dass mein Vater ihren Mann unprovoziert angegriffen habe. Nur weil einige Zeugen das Gegenteil bestätigten ging die Sache noch glimpflich aus.
 
Grainger hat natürlich auch Recht. Man muss ja leider immer erst abschätzen, wann man Hilfe leistet.
Das schreckt auch viele Mitbürger ab zu helfen.

Kenne ich aus eigener Erfahrung. Da sagt die Staatsanwalt auch schon mal, eigenes Versagen.:rolleyes:
 
Bei den Geschichten kann man doch nur den Kopf schütteln, kein Wunder, dass man deprimiert über die Gesellschaft nachdenkt und sich sagt, alle seien verkommen :(
 
Ein interessanter Diskusionsstoff den du hier ansprichst Bastelmeister,
ich wüsste jetzt auch nicht wie ich reagiert hätte, wenn ich in so einer Situation wäre.
Hätte den Vater warscheinlich auch an gesprochen und gefragt was das soll.
Jeder muss selbst wissen wie er seine Kinder erzieht. Allerdings halte ich nichts von Körperlicher Gewallt gegen Kinder, besonders die eigenen.
In der Öffentlichkeit gehört sich soetwas schonmal garnicht.
Das zeugt für mich nur von schlechten Erziehungsmethoden.
Ich denke viel mehr als die betroffene Person ansprechen und ggf. verbal zu schlichten kann man nicht tun.
Du hast schon richtig reagiert wie ich finde.

Wie gesagt, ein interessantes und auch heikles Thema

Gruss und einen schönen Start in die Woche
Schmoli
 
Das Problem ist, die Polizei kann nur eingreifen, wenn tatsächlich Körperverletzung vorliegt - Sprich wenn sichtbare Male am Kind zu entdecken sind. Ansonsten ist das Ganze ein Fall fürs Jugendamt, das prüft, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Die kann in den meisten Fällen aber nicht nachgewiesen werden, da das Kind zumeist auf der Seite der Eltern steht - Egal wie heftig es missbraucht worden ist. In dem Fall rückt das Jugendamt unverrichteter Dinge wieder ab. Ich konnte das selbst kaum glauben, aber meine Freundin, die ja Soziale Arbeit studiert und dort bisher den Schwerpunkt Kinder und Jugendliche hatte, hat mich dahingehend mal aufgeklärt, wie beschissen unser Rechts- und Kinderschutzsystem dahingehend ist.
 
Nun stellt sich mir mal wieder die Frage: Ging mich das wirklich nichts an? Was kann man da noch tun? Wie sollte man sich in solchen Fällen korrekt verhalten?
Kurzantwort von mir: juristisch wohl nein, ethisch/moralisch ja
Wenn es "Stammkunden" sind Anzeige beim Jugendamt (auch wenn jetzt kommt "da passiert eh nichts")
Öffentlichkeit schaffen ist genaus das richtige erste Mittel, nicht wegesehen das ist doch mehr als das was ein Großteil der Menschheit in einem solchen Fall macht.
Gibt es korrekt verhalten? Ich glaube nein, aber wie Du gehandelt hast ist doch gut. Du mußt nicht den Heldentod sterben, kämpfe mit den Waffen die dir zur Verfügung stehen und bringe dich nicht unnötig in Gefahr. Sehe ich wie erste Hilfe, machen soviel geht aber dabei nicht das eigene Leben riskieren.
 
Das Problem ist, die Polizei kann nur eingreifen, wenn tatsächlich Körperverletzung vorliegt - Sprich wenn sichtbare Male am Kind zu entdecken sind. Ansonsten ist das Ganze ein Fall fürs Jugendamt, das prüft, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Die kann in den meisten Fällen aber nicht nachgewiesen werden, da das Kind zumeist auf der Seite der Eltern steht - Egal wie heftig es missbraucht worden ist. In dem Fall rückt das Jugendamt unverrichteter Dinge wieder ab. Ich konnte das selbst kaum glauben, aber meine Freundin, die ja Soziale Arbeit studiert und dort bisher den Schwerpunkt Kinder und Jugendliche hatte, hat mich dahingehend mal aufgeklärt, wie beschissen unser Rechts- und Kinderschutzsystem dahingehend ist.

Kann ich aus der Berufserfahrung einer Angehörigen bestätigen. Die leitete einen Hort an einer Brennpunktschule. Eines Tages kam eine Sozialarbeiterin vom Jugendamt und beschwor sie die ellenlange Warteliste zu ignorieren, um ein kleines Mädchen aufzunehmen. Es gäbe starke Verdachtsmomente wegen sexuellem Missbrauch durch den Vater, aber man könne nichts machen. Die Betreuung wäre die einzige Möglichkeit das Mädchen wenigstens für ein paar Stunden am Tag vor dem Vater in Sicherheit zu bringen. Als meine Angehörige dann ihrerseits Verdachtsmomente wegen eines Jungen bzw. wegen seines Vater in ihrem Hort äußerte, zuckte die Sozialtante nur müde mit den Schultern. Sie könne das zwar gerne weitergeben, aber es würde ohnehin nicht viel passieren.

Was soll man dazu noch sagen?
 
Aus meiner Sicht?!....:

Du musst dir selbst treu bleiben. Mache das, was du für richtig hältst! Wenn dir etwas nicht gefällt, gehe dazwischen. Selbst wenn man niemanden Anzeigen kann,
Ich halte die Zweifel, die man selbst hat, ob man nun reagieren oder es lassen sollte oder dazwischen gehen sollte, für schlimmer, als eine Rüge, von wem auch immer.

Die Polizei kann tatsächlich eher nix tun, aber die Jugendämter (sollten) interessieren sich eigentlich für solche Fälle.

Wobei ich die persönliche Erfahrung gemacht habe, das die Bolizei sowieso nicht kommt, wenn ich die Tatsachen erzähle. Eine gewisse Übertreibung des Sachverhaltes ruft die Jungs und Mädels viel schneller herbei. Wobei es hier nicht klug wäre, irgendwelche nicht vorhanden Tatsachen zu erfinden, sondern eher die eigene Reaktion zu übertreiben.

Aussagen, wie: der die das hat sie ihn es blutig, brutal, ungerecht, unfair, krankhaft geschlagen, behandelt, getreten, vernichtet, beleidigt, bös angesehen, etc. ... ruft in der Regel keine Reaktion der Polizei herbei.

Wenn du jedoch sagst, du schnappst dir jetzt dein Nudelholz/Machete/Axt/Schwert/Morgenstern/Telefonbuch/Freund/Freundin/Taser/etc. und legst direkt nach der Info der relevanten Daten auf, dann sind die "Gesetzeshüter" meiner Erfahrung nach ratz fatz zur Stelle.

Hängt unmittelbar damit zusammen, das die Polizei Selbstjustiz verhindern soll. Oder zumindest Leute aufgreifen soll, die dieses praktizieren. Das du nun selbst beim Telefongespräch wesentlich aufgebrachter/bereiter/intensiver/etc. dazu bereit warst, dieses jedoch dann nur auf eine Drohung (der Polizei gegenüber) belassen hast, ohne sich an der Person, die deinen Ärger/deine Wut herausbeschworen hat zu versinnbildlichen, können sie dir nicht ankreiden.


Wobei ich hier, in deinem speziellem Fall den Kontext nicht habe. Ich kenne das Kind nicht, ich kenne den Erwachsenen nicht, der mit dem Kind unterwegs war.
Ich persönlich habe eher wenig Probleme damit einen Menschen zu hauen (nicht schlagen, nicht treten, nicht boxen oder ähnlichem. Ich meine Hauen). Was jetzt genau hauen ist oder wie es verstanden wird, ist wahrscheinlich eine Diskussionsrunde für sich. ;)

Erziehungstechnisch bin ich zum Glück (ich hab ne Menge Nichten und Neffen, auf die ich immer mal wieder aufpassen musste) um das "Hauen" von Kindern herumgekommen, aber ich kann dir versichern, das ich durchaus ein paar mal dicht davor war.
 
Dieses Thema, im Allgemeinen,wie verhalte ich mich in Situationen die mir irgendwie gegen den Strich gehen, ohne Erbsenzählerei zu betreiben, treibt mich schon lange um.
Wann sollte man sich einmischen, wann sollte man wegsehen.
Ich denke da an Gegebenheiten wie: Väter/Mütter, die mit ihrem Kind bei Rot über die Strasse gehen.Radfahrer auf dem Gehweg. Rücksichtslose Autofahrer, so man sie ansprechen kann.Wenn man sieht, wie ein offensichtlich angetrunkener Fahrer sich in den Wagen setzt.
Jemandem beim Klauen erwischen. Verbale Angriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln.( Da fängt es schon an gefährlich zu werden. Wenn ich da an den Lehrer denke, der in München vor einiger Zeit totgetreten wurde, weil er einem Jugendlichen zu Hilfe eilen wollte. )Da gehört wirklich Mut zu.
Generell unfreundliche Menschen. Soll man ihnen sagen, dass sie ruhig etwas freundlicher sein können?
Es gibt noch mehr Situationen,und bestimmt auch schwerwiegendere, in denen man das Verhalten seiner Mitmenschen bemängeln kann.
Bin ich der Einzige, den so etwas stört? Die Beispiele sind nun auch nicht gerade die Weltbewegendsten, aber ihr versteht sicherlich was ich meine.
Soll man über alles hinwegsehen und sagen:Geht mich nichts an?
 
Oben