Zum Hexenfesttag noch ein nettes Gedicht (ist lang, aber nicht von Schpaik
)
Das Hexenkind
Die drüben spinnt im Mondenschein
Mit einer schwarzen Spule,
Das ist der Hexe Töchterlein
Und meine süße Buhle.
Da haben wohl das braune Weib
Noch Engellein entbunden,
Als sich dem wehgesprengten Leib
Solch süße Frucht entwunden.
Es war in der Walpurgisnacht,
Wo sich die Hexen schaaren,
Da kam sie durch des Schlotes Schacht
Zu mir an's Bett gefahren.
Ihr weicher, elfenweißer Arm,
Der wollt' mich fast erdrücken;
Sie sprach: Mich friert, dein Bett ist warm,
Willst nicht ein wenig rücken?
Sie schmiegte sich mir drängend an
Mit ihrem kühlen Leibe,
Da ward mein Sinnen Unterthan
Dem wilden Wunderweibe.
Sie sprach: Mein Vater schlummert fein,
Von Zauberdunst umschwommen;
Mich aber hat mein Mütterlein
Zum Blocksberg mitgenommen.
Den Rauchfang durch gieng unsre Bahn,
Sie nahm den Stock geschwinde:
Nun obenaus und nirgend an!
Hui, stiebt's durch die Winde.
Die Hexen saßen um den Tisch,
Ich sollte Kröten hüten,
Und Junker Volland Flederwisch
Begann ein grimmes Wüthen.
Es steht ein Lindenbaum am Wald
Mit wenig kahlen Zweigen,
Drin hängt des Spielmanns Grabgestalt,
Der hebet an zu geigen.
Die Fiedel ist ein Todtenbein,
Die Saiten von Menschengedärmen;
Er spielet schrille Medolei'n,
Die Hexen tanzen und lärmen.
Da schlich ich seitwärts wie ein Dieb,
Hab' meinen Stock genommen, –
Und weißt, mein Bub', ich hab' dich lieb,
Drum bin ich zu dir kommen. –
So schwatzt die wilde Maid und lacht,
Ich lauscht' in süßem Grausen.
O Sturmwind jener Maiennacht,
Wie wonnig war dein Saufen!
Seitdem ist mein das Zauberkind;
Wenn sich die Hexen schaaren
So kommt sie wie ein Wirbelwind
Durch meinen Schlot gefahren.
O Wollust! Ueberschwenglich auch
Dem flammendsten Gelüste! –
Ich sink' mit gluthersticktem Hauch
Auf ihre Lilienbrüste.
Das ist mein einzig Ungemach:
Vom Frei'n will sie nichts wissen,
Hat lachend, als ich solches sprach,
Den Mund mir stumm gebissen.
Doch wird mir manches Wunder kund,
Wenn wir zusammen kosen,
Und lacht ihr perlenreicher Mund,
So regnet's rothe Rosen.
Bald heben wir bei heil'ger Nacht
Den Schatz im Felsgerölle. –
So treibt des Himmels hold'ste Nacht
Unhaltsam mich zur Hölle!
Nicht in des Scheiterhaufens Brand
Weich' ich von ihrer Seiten,
Und will mit ihr durch Holla's Land
Auf einem Rößlein reiten.
Wilhelm Hertz