Versprochene Sprüche

gisqua

ist wieder öfter hier
Ich bin nicht ganz sicher, ob die Geschichte nicht doch vielleicht in Comedy besser aufgehoben wäre . . .
. . . aber andererseits handelt es sich schließlich um ernste Angelegenheiten.



Vor einiger Zeit bin ich auf eine Liste mit verdrehten Zitaten gestoßen.
Hier nun der Versuch, einen Zusammenhang herzustellen.

Anmerkung:
veranschlagte reine Lesezeit ca. 10 Minuten


Ich bin durch, lassen Sie mich Arzt!

(bitte nicht zu verwechseln mit dem Ausspruch des berühmten Autors J.Z. aus W.)


Abends in der Notaufnahme eines Hafenkrankenhauses - in irgendeiner Stadt auf diesem Erdball.

Schichtwechsel.

Schwester Ida Red übergibt einige Unterlagen an Schwester Luise Gute.
Ida: “Du bist aber heute früh!”
Luise: “Klaro - Wer zuerst kommt; fängt den Wurm.“
Mit einem verstohlenen Seitenblick in das Ärztezimmer flüstert sie:
“Kannst Du nicht mal beim Doktor ein gutes Wort für mich einlegen? Du weißt doch:
Eine Krähe wäscht die andere. Ich könnte dafür am Samstag mit Dir den Dienst tauschen.”
Ida: “Nix da, Du machst den Mund auf, wenn du nur lügst! Das hast Du schon mit Susi probiert.
Die hat sich aber geschickt aus der Atmosphäre gezogen. “
Luise: ”Wäre ja auch zu wahr, um schön zu sein!” . . .
Luise wechselt lieber das Thema.
“Hast Du schon den Medi-Schrank überprüft?”
Ida: “Ich denke, das wolltest Du machen? Ich habe vorhin die Formulare geordnet. ”
Luise: “So kommen wir nie auf einen gemeinsamen Zweig! Menno, das ist doch meine Arbeit.
Ich habe gestern noch diverse Formulare angefordert.”
Ida: “Aber wir haben doch noch mehr als genug, das ist ja wie Säulen nach Athen tragen.”

Inzwischen warten der Auszubildende Max Willnich und die Praktikantin Susi Wichtich etwas
gelangweilt neben dem Arztzimmer.
Irgendwie hat man den Eindruck, es ist die Ruhe vor dem Sturm.
Die Tür ist nur angelehnt und man hört Stationsarzt Dr. Al Hambra und den diensthabender
Arzt Otto Lassmich diskutieren.
Da bist du auf dem Holzdampfer. Der Ober wird die Chefarztstelle nie bekommen, das ist
ein Schleimer. Wenn ich erzählen würde, was ich alles von dem weiß, dann wär’ der sofort weg
vom Fenster. Aber: Reden ist Schweigen und Silber ist Gold!
Ich sage immer: Man sollte keine schlafenden Hühner wecken.
Lass uns böse Miene zum guten Spiel machen ”

“Du hast ganz recht, wir sind aus dem gleichen Pulver geschnitzt;
wir machen unsere Arbeit ja nicht wegen des schnöden Mammuts.!”


Währenddessen hebt sich draußen bei blinkendem Licht das Tor, damit der Notarztwagen
vom DRK reinfahren kann.
Die Straßenlaternen spenden ein spukhaftes Licht und das Glashäuschen des Pförtners
verschwindet fast in dem Schatten einer großen Linde - man könnte sagen:
Große Schatten werfen ihre Ereignisse voraus.
Der Pförtner war gerade dabei, Hemd und Hose zu wechseln, weil er sich die Uniform
total bekleckert hatte.
Als der Fahrer vom Rettungswagen, er heißt übrigens Hein Bringer, ihn sieht, ruft er ihm
lachend zu: “Wer im Glashaus sitzt, sollte angezogen sein!”

Noch immer leicht schmunzelnd hilft er dann dem Sanitäter den ersten Patienten dieser
Schicht aus dem Wagen zu holen.
Es handelt sich um einen etwas cholerischen Mann mit erheblichen Brandverletzungen,
die er sich bei einer Grillparty zugezogen hat, welche seine Ehefrau für ihre Freundinnen
organisiert hat.
Bei einem häuslichen Streit hat er angeblich gebrüllt: “Da kräht doch kein Schwein danach,
ob das nun billiges oder teures Fleisch ist.
Das ist bei Deinen Weibern sowieso Säue vor die Perlen werfen.”

Kurze Zeit später haben sich die Eheleute wohl wieder ausgesöhnt und er konnte mit Eifer
seiner Bestimmung als häuslicher Grillkönig nachkommen.
Allerdings wohl etwas zuuu eifrig, denn er hat den Spruch
-Immer gut, wenn man noch eine Hand im Feuer hat- allzu wörtlich genommen.

Bei der Aufnahme der Personalien fragt Schwester Luise die begleitende Frau:
“Sind Sie eine Verwandte?”
Die Frau antwortet etwas verwirrt:
“Ja, wir führen eine lebensähnliche Gemeinschaft!
Oh Gottogott, wie kann sowas nur passieren, dabei bin ich doch eingefleischte Vegetarierin!”

Noch während die Brandwunden versorgt werden, wird der nächste Notfall gebracht.
Sofort wird Dr. Al Hambra gerufen, denn es handelt sich um einen (überge-)wichtigen Prominenten,
einen Privatversicherten, um einen Künstler des hiesigen Opernhauses,
also kurz gesagt: um einen zahlungskräftigen Notfall.

Max murmelt vor sich hin:
Aller Umfang ist schwer!”
Und Susi haucht ehrfurchtsvoll:
“Ist das nicht der begnadigte Sänger Julio Bassanto?”
Herr Bassanto berichtet derweil langatmig mit tiefer sonorer Stimme über den Hergang
des Unfalls, wobei er sich den Fuß verstaucht (oder vielleicht sogar gebrochen) hat.
Um es etwas abzukürzen:
Es war Generalprobe und die Bühnenarbeiter waren noch mit Farbtopf und Leim unterwegs.
(Was auch immer solche Utensilien bei einer Opernaufführung zu suchen haben - Antwort könnte
nur ein sog. Aktionskünstler / Regietheaterregisseur wie bspw. Christoph Schlingensief geben.)

Jedenfalls ist Bassanto ausgerutscht, hat sich am Fuß verletzt und sich schmutzig gemacht.
Nach erfolgreicher Fußwaschung mit etwas zu kühlem Wasser ruft Max leicht melodiös:
“Jetzt mal Schwamm beiseite, da hat Sie wohl jemand auf dem kalten Fuß erwischt!”
Leicht irritiert registriert der Promi-Notfall die wachsende Unruhe in der Notfallaufnahme,
denn nun kommen mehrere Krankenwagen und sogar die Feuerwehr mit lautem Tatütata.
Er wird in den angrenzenden Raum zum Röntgen (ab-)geschoben.

Nun geht es Schlag auf Schlag - im wahrsten Sinne des Wortes. Es werden nämlich mehrere
Verletzte einer Massenschlägerei gebracht.
Aber lassen wir mal die großen Sachen weg, um die kümmern sich schon die Ärzte.
Wir konzentrieren uns lieber zusammen mit Susi, Luise und Notarzt Dr. Stichling auf die
kleineren Fälle.

Da wäre z. B. der ältere Mann, der im Rotlichtviertel leicht orientierungslos aufgegriffen wurde.
Ich wollte meinem Kumpel doch nur aus der Bretagne helfen!
Der hat mir nämlich erzählt, dass er seine eigenen Schnäppchen ins Trockene bringen will!”
Die herbeigerufene Enkelin sagt aus: “Die haben ja gastronomische Preise dort,
und Opa gibt das Geld mit offenen Armen aus.
Der sogenannte Kumpel, von dem Opa immer
erzählt, ist nämlich gar kein Kumpel, das ist ein Verbrecher, der dem Opa Lügenmärchen erzählt.
Als ich den vorhin bei meinem blutenden Opa gesehen habe, hatte ich plötzlich ‘nen dicken Kloß
im Bauch.
Nee, nee, nee ewig währt am längsten!”

Dr. Stichling versorgt inzwischen die stark blutende Kopfwunde und brummelt:
“Wer sündigt, schläft nicht.”
Die Enkelin brummelt zurück: “Das ist ein ganz schmaler Spagat.”
Danach nimmt sie den alten Mann an die Hand und sagt:
“So Opa, jetzt gehen wir wieder zurück in Deine Seniorenresistenz.”

Zuletzt ist da noch der Junge mit dem Hundebiss.
Er erzählt Schwester Luise, dass er den kleinen Hund im Nachbarabteil seines Reisezuges
“gefunden” hat und dass er ihn nur ganz kurz mal streicheln wollte.
Der Kommentar von Luise war nur kurz: “Ja, ja, Der Teufel steckt im Abteil. “
Max: “Da hast Du total recht, heißt es nicht: Wer zuletzt beißt, ist ein Hund.?”
“Klaro,” antwortet Luise “Das haut jetzt dem Fass den Nagel auf den Kopf”

Und schon steht wieder Schichtwechsel an.
Schwester Ida kommt etwas müde durch die Tür und versucht sich durch einen flotten Spruch
selbst zu motivieren: “Morgenstund ist ungesund “
“Habt Ihr den ganzen Schriftkram schon fertig?”
“Klaro, den habe ich bereits ad aorta gelegt.”

Draußen ertönt das Martinshorn . . .

Doch das ist eine andere Geschichte, davon vielleicht beim nächstenmal.








handelnde Personen:

Schwester Ida Red (manchmal auch Apple genannt)
Schwester Luise Gute (einfach nur Birne genannt)
Pfleger Achim (hat heute frei)
Auszubildende Max Willnich
Praktikantin Susi Wichtich
Stationsarzt Dr. Al Hambra
diensthabender Arzt Otto Lassmich
Pförtner, ohne Hose Namen
Krankenwagenfahrer Hein Bringer
Sanitäter
angebrannter Mann
die dazu gehörige Frau
angeknackster Sänger, Julio Bassanto
Dr. Stichling, Notarzt
blutender Opa
die dazu gehörige Enkelin
Hunde-Junge
 
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