Wundert mich, dass bislang noch niemand das Thema auf den Tisch gebracht hat, deshalb mach' ich das jetzt mal.
Um was geht es eigentlich? Um Sexismus! Und warum reden wir jetzt drüber? Weil's plötzlich in aller Munde ist.
Wikipedia definiert Sexismus folgendermaßen:
Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen. Der Sexismus unterteilt alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.
Hier im Board wurde das auch schon mal thematisiert, allerdings in etwas direkterer Art, wobei sich AK neutral verhalten hat und beiden Geschlechtern Munition geliefert hat. Link 1 und Link 2
Aktuell losgetreten wurde die Diskussion durch einen Beitrag im Stern mit dem Titel "Herrenwitz", in dem eine Journalistin des Magazins "Stern" beschreibt, wie der FDP-Politiker Brüderle in einem Interview mehrfach Bemerkungen gemacht haben soll, die eben sexistisch sind. Deutschland (und inzwischen auch die Schweiz) diskutiert und Brüderle schweigt.
So spaßig wie man auf den ersten Blick meinen könnte ist das Thema indes nicht. Leicht Kost allerdings auch nicht. Wo liegt die Grenze, wann ist sie überschritten? Läuft das Ganze nur in eine Richtung oder gibt es auch männliche Opfer? Ist die Bezeichnung "Opfer" überhaupt angebracht oder reden wir hier nur über ein Problem das nur in den Köpfen einiger Emanzen existiert?
Unbestritten dürfte für uns vernünftige Menschen sein, das physische Übergriffe, wie der Griff an Brust oder Po (bezogen auf das Thema Sexismus) Tabu sind und nicht zu rechtfertigen sind. Selbiges gilt für Beleidigungen wir "Schlampe" oder ähnliches. Aber wie sieht es mit Bemerkungen aus, die witzig sein sollen oder gar als Kompliment ausgelgt werden könnten?
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Sexismus durchaus in beide Richtungen funktioniert. Manch Frau hat einem Mann schon unterstellt, dass ein besonders schnittiges Auto vermutlich als Schwanzersatz diene. Allerdings dürfte die große Mehrheit der fragwürdigen Bemerkungen von Männern kommen und an Frauen gerichtet sein. Auch ich erwische mich hin und wieder dabei, dass ich Frauen nach ihrem Äußerlichen beurteile, auch wenn ihr Erscheinungsbild weder im Zentrum der Aktion steht noch in irgendeiner Weise unterstrichen wird. Obwohl ich mich für einen toleranten und liberalen Menschen halte und Sexismus (wie Rassismus, der ja ähnliche Züge hat) ablehne, passiert es mir, dass sich meine Aufmerksamkeit bei einer Vorstandscheffin oder Politikerin auf das gesprochene Wort und auf das Erscheinungsbild verteilt, was bei einem männlichen Vertreter kaum passieren würde, wenn er nicht gerade eine Karnevalsmütze im Bundestag trägt.
Viel schlimmer ist, dass ich sexisitsche Gedanken hege, wenn die Politesse, die mir einen Strafzettel verpasst, nicht meinem Schönheitsideal entspricht. So etwa nach dem Motto: So wie die aussieht, muss sie sich ja an der Welt rächen.
Ok, das war jetzt erfunden, soo bösartig bin ich nicht. Aber dennoch klingt das nicht unwahrscheinlich, während ich mich bei einem männlichen Verkehrsüberwacher nur über den Strafzettel ärgern würde. Und selbst, wenn ich eben gelogen habe und mir solche Gedanken doch durch den Kopf gehen, äußern würde ich sie sicher nicht. Auch nicht Frauen gegenüber, die nicht am längeren Hebel sitzen.
Was eine Bedienung in einer normalen Kneipe alles ertragen muss, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Auch wenn meine erste Reaktion da wäre, dass man das wissen muss, wenn man so einen Job antritt und das Meiste davon ja gar nicht ernst gemeint ist. Aber das kann keine Entschuldigung für Belästigungen sein. Und Belästigung ist nicht etwa das was der Absender meint, sondern was der Empfänger versteht.
Knifflig. Zumal der Mann natürlich oft auch in der Zwickmühle steckt. Wann wird eine Bemerkung über das Äußere einer Frau als Kompliment verstanden und wann als Belästigung. Dazu zwei Beispiele:
In der Touristinfo beugt sich eine Dame beim Erklären eines Weges trotz ihrer ohnehin schon weit offenen Bluse etwas tiefer als nötig zu mir. Darf ich jetzt den schönen Ausblick erwähnen?
Im Supermarkt geht eine Dame in die Hocke um die Ware im unteren Regal genauer in Augenschein zu nehmen. Durch bauchfreies Shirt und Hüfthose springt mir der rote Stringtange ins Auge. Darf ich jetzt den schönen Ausblick erwähnen?
Vermutlich sollte man politisch korrekt auf beide Fragen mit nein antworten. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass der Ton die Musik macht und auch mein Auftreten als "Täter". Wenn beides für die Frau stimmt, hätten sie vermutlich nichts gegen das Kompliment. Mache ich dabei anzügliche Gesten oder Grimassen, sieht das sicher anders aus.
Es ist also wie so oft, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt und richtig oder falsch schwierig anzuwenden ist. Es geht immer um den Einzelfall. Unabhängig davon, dass ich bei einer fremden Frau meinen Mund eh nicht aufbekommen würde, wäre mein Ansatz, sich lieber eine Bemerkung mehr zu verkneifen als eine weniger.
Wie seht Ihr das? Müssen wir darüber überhaupt reden? Wie haltet Ihr es mit diesem Thema? Wart Ihr selbst schon mal Opfer?
Um was geht es eigentlich? Um Sexismus! Und warum reden wir jetzt drüber? Weil's plötzlich in aller Munde ist.
Wikipedia definiert Sexismus folgendermaßen:
Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen. Der Sexismus unterteilt alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.
Hier im Board wurde das auch schon mal thematisiert, allerdings in etwas direkterer Art, wobei sich AK neutral verhalten hat und beiden Geschlechtern Munition geliefert hat. Link 1 und Link 2
Aktuell losgetreten wurde die Diskussion durch einen Beitrag im Stern mit dem Titel "Herrenwitz", in dem eine Journalistin des Magazins "Stern" beschreibt, wie der FDP-Politiker Brüderle in einem Interview mehrfach Bemerkungen gemacht haben soll, die eben sexistisch sind. Deutschland (und inzwischen auch die Schweiz) diskutiert und Brüderle schweigt.
So spaßig wie man auf den ersten Blick meinen könnte ist das Thema indes nicht. Leicht Kost allerdings auch nicht. Wo liegt die Grenze, wann ist sie überschritten? Läuft das Ganze nur in eine Richtung oder gibt es auch männliche Opfer? Ist die Bezeichnung "Opfer" überhaupt angebracht oder reden wir hier nur über ein Problem das nur in den Köpfen einiger Emanzen existiert?
Unbestritten dürfte für uns vernünftige Menschen sein, das physische Übergriffe, wie der Griff an Brust oder Po (bezogen auf das Thema Sexismus) Tabu sind und nicht zu rechtfertigen sind. Selbiges gilt für Beleidigungen wir "Schlampe" oder ähnliches. Aber wie sieht es mit Bemerkungen aus, die witzig sein sollen oder gar als Kompliment ausgelgt werden könnten?
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Sexismus durchaus in beide Richtungen funktioniert. Manch Frau hat einem Mann schon unterstellt, dass ein besonders schnittiges Auto vermutlich als Schwanzersatz diene. Allerdings dürfte die große Mehrheit der fragwürdigen Bemerkungen von Männern kommen und an Frauen gerichtet sein. Auch ich erwische mich hin und wieder dabei, dass ich Frauen nach ihrem Äußerlichen beurteile, auch wenn ihr Erscheinungsbild weder im Zentrum der Aktion steht noch in irgendeiner Weise unterstrichen wird. Obwohl ich mich für einen toleranten und liberalen Menschen halte und Sexismus (wie Rassismus, der ja ähnliche Züge hat) ablehne, passiert es mir, dass sich meine Aufmerksamkeit bei einer Vorstandscheffin oder Politikerin auf das gesprochene Wort und auf das Erscheinungsbild verteilt, was bei einem männlichen Vertreter kaum passieren würde, wenn er nicht gerade eine Karnevalsmütze im Bundestag trägt.
Viel schlimmer ist, dass ich sexisitsche Gedanken hege, wenn die Politesse, die mir einen Strafzettel verpasst, nicht meinem Schönheitsideal entspricht. So etwa nach dem Motto: So wie die aussieht, muss sie sich ja an der Welt rächen.
Ok, das war jetzt erfunden, soo bösartig bin ich nicht. Aber dennoch klingt das nicht unwahrscheinlich, während ich mich bei einem männlichen Verkehrsüberwacher nur über den Strafzettel ärgern würde. Und selbst, wenn ich eben gelogen habe und mir solche Gedanken doch durch den Kopf gehen, äußern würde ich sie sicher nicht. Auch nicht Frauen gegenüber, die nicht am längeren Hebel sitzen.
Was eine Bedienung in einer normalen Kneipe alles ertragen muss, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Auch wenn meine erste Reaktion da wäre, dass man das wissen muss, wenn man so einen Job antritt und das Meiste davon ja gar nicht ernst gemeint ist. Aber das kann keine Entschuldigung für Belästigungen sein. Und Belästigung ist nicht etwa das was der Absender meint, sondern was der Empfänger versteht.
Knifflig. Zumal der Mann natürlich oft auch in der Zwickmühle steckt. Wann wird eine Bemerkung über das Äußere einer Frau als Kompliment verstanden und wann als Belästigung. Dazu zwei Beispiele:
In der Touristinfo beugt sich eine Dame beim Erklären eines Weges trotz ihrer ohnehin schon weit offenen Bluse etwas tiefer als nötig zu mir. Darf ich jetzt den schönen Ausblick erwähnen?
Im Supermarkt geht eine Dame in die Hocke um die Ware im unteren Regal genauer in Augenschein zu nehmen. Durch bauchfreies Shirt und Hüfthose springt mir der rote Stringtange ins Auge. Darf ich jetzt den schönen Ausblick erwähnen?
Vermutlich sollte man politisch korrekt auf beide Fragen mit nein antworten. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass der Ton die Musik macht und auch mein Auftreten als "Täter". Wenn beides für die Frau stimmt, hätten sie vermutlich nichts gegen das Kompliment. Mache ich dabei anzügliche Gesten oder Grimassen, sieht das sicher anders aus.
Es ist also wie so oft, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt und richtig oder falsch schwierig anzuwenden ist. Es geht immer um den Einzelfall. Unabhängig davon, dass ich bei einer fremden Frau meinen Mund eh nicht aufbekommen würde, wäre mein Ansatz, sich lieber eine Bemerkung mehr zu verkneifen als eine weniger.
Wie seht Ihr das? Müssen wir darüber überhaupt reden? Wie haltet Ihr es mit diesem Thema? Wart Ihr selbst schon mal Opfer?