Diskussion Hierarchien im Beruf

Madame

Liebenswerte Berghutze
Da gibt es ja die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Lebensformen :D.

Ich schreibe jetzt absichtlich (vorerst) nicht, was mich hier bewegt, würde aber gerne Eure Erfahrungen teilen dürfen.
Ich kenne Bereiche, da sind alle verantwortlich aber nur bestimmte Personen dürfen einige Dinge machen.
Bei anderen bestimmt einer und dirigiert ganz konkret andere.
In noch anderen Bereichen fühlen sich alle verantwortlich und machen auch alles aber da läuft anderes schief.

Verantwortlich sind sicher immer nur wenige (einer oder zwei).
Die stehen in der Hierarchie 'oben'.

Was vermitteln diese - ob nun sinnvoll oder nicht - was sind Eure persönlichen Erfahrungen und Meinungen zu Hierarchie im Arbeitsprozess?

(mögliche Ausgangsfragen für das eigene Posting:
  • ist es sinnvoll streng zu sein?
  • ich habe es gern wenn man mich mal gewähren lässt/ wenn man mir klare Richtlinien zuweist
  • dieses laissez-aller geht mir voll auf den Sender
  • ich werde überhaupt nicht eingebunden in den Arbeitsprozess - habe nur zu funktionieren
  • ich mache dauernd eine Arbeit, für die ich eigentlich gar nicht bezahlt werde
:)
 
Oh je ... was ist dir denn über die Leber galloppiert, dass du mitten in der Nacht solche Fragen stellst ...

Verantwortlich sind sicher immer nur wenige (einer oder zwei).
Die stehen in der Hierarchie 'oben'.

Das kommt auf den persönlichen Standpunkt an ... man sollte sich schon für das, was man tut (auch das, was einem gesagt wird was man tun soll) verantwortlich fühlen ... und auch dazu stehen.

Ein Hierarchie ist wichtig ... nicht jeder kann/muss/will sich um alles kümmern oder alles wissen.
Man braucht ab einer gewissen Größe einer Firma eine sinnvoll Aufgabenteilung und Filterfunktionen zur Entscheidungsfindung in Bezug auf das Wohl aller ... (klingt platt - ist aber so).

Natürlich haben Teamwork und flache Hierarchien ihre Vorteile. Das hat aber alles Grenzen - genauso wie absolute Führung. Es ist nur logisch, dass man hier versuchen sollte eine Art Balance herzustellen um ein Maximum an Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit herzustellen (geil - wie ich diese Sätze liebe ... aber irgendwie kann ich´s auch nicht anders ausdrücken ...).

Die "möglichen Ausgangsfragen" sehen mir doch sehr in Richtung "Mitarbeiterbefragung" eines großen Unternehmens aus. Dies sind Fragen und Aussagen, die sicher fast alle schon mal vor ihrem geistigen Auge haben aufpoppen sehen.

Daher mal meine Meinung/Erfahrung zu Hierarchien:
Mir ist egal wer unter mir Chef ist ... :ROFLMAO: (OK - nicht ganz ernst gemeint)
Wenn man sich im Team nicht einig wird braucht´s ein Zünglein an der Waage ... einer muss entscheiden ... die nächsthöhere Führungskraft ...
Läuft´s aus diversen Gründen mal nicht so rund ... wer schützt mich und meine Arbeit ... mein Chef (im Idealfall) ...
Als Führungskraft muss man aus einer Vielzahl von Informationen diejenigen herausfiltern, die für ausgewogenen und vorteilhafte Entscheidungen notwendig sind. Hier brauche ich nicht die Meinung aller, sondern nur wirklich zielführende. Dafür habe ich kleinere Führungskräfte unter mir, die alle Informationen bündeln und Weisungen entsprechend weiter geben ...
etc. etc.

Mir geht grad die Zeit aus ... da könnte ich nach über 25 Arbeitsjahren eine ganze Menge drüber schreiben ... und andere könnten bestimmt noch viel mehr schreiben ...

Für mich sind Hierarchien wichtig und sinnvoll. Schwächen des Systems inklusive - sonst würd´s ja keinen Spaß machen ...
 
Der folgende Beitrag ist kein Rezept das sagt wie es sein sollte, sondern beschreibt einfach nur die Arbeitsumgebung in der ich mich persönlich am wohlsten fühle.

Ich halte nichts von Teamarbeit als solches. Für mich steht Team für "Toll ein anderer macht's!".

Das fängt in der Schule bei Gruppenarbeiten an, geht in der Uni mit gemeinsamen Referaten weiter und findet seinen Gipfelpunkt am Arbeitsplatz. Es gibt überall Schmarotzer die sich clever an andere dranhängen, damit diese ihnen die Arbeit machen und sie dann von deren Leistungen profitieren können. Ich bin für klare Zuständigkeiten. Die Arbeit ist durch den Vorgesetzten gleichmäßig zu verteilen. Muss er einem mehr Arbeit aufdrücken, weil ein anderer zu wenig leistet, hat der der mehr leistet auch mehr Vergütung (in welcher Form auch immer) zu bekommen. Kooperation zwischen den einzelnen entsteht dann meiner Erfahrung nach ganz natürlich. Man hilft anderen, um zu einem späteren Zeitpunkt selbst Hilfe zu bekommen. Da braucht es keinen von oben befohlenen Teamgedanken, das erledigt die soziale Natur des Menschen von ganz alleine.

Was Hierarchien angeht. Der Chef hat eine Vorstellung wie das Ergebnis aussehen soll. Irgendwer muss ja den Soll-Zustand definieren. Ob er dann dem Einzelnen freie Hand lässt oder genaue Vorgaben macht ist sicherlich von jedem Einzelnen abhängig. Manche brauchen genaue Anweisungen, manche arbeiten lieber freier und bringen so bessere Ergebnisse. Ich bin da persönlich eher gespalten. Wenn mir etwas neu und unbekannt ist bin ich um genaue Anweisungen dankbar. Weiß ich in etwa was erwartet wird, ist es mir am liebsten der Vorgesetzte verschwindet und lässt mich in Ruhe meine Arbeit machen. Der Idealzustand bei mir ist, wenn ich alle mit einem "Ruhe, hier wird gearbeitet!" rauswerfe (selbst die Vorgesetzten).

Bin ich selbst der Chef, versuche ich meine Entscheidungen den jeweiligen Nachgeordneten anzupassen. Manche brauchen klare Aufgabenstellungen, manche brauchen Freiräume, manche müssen gescheucht werden, manche gehätschelt und das alles so das sich keiner benachteiligt fühlt. Ist sehr schwierig für mich, da ich selbst oft an sehr klaren Vorstellungen leide, wie etwas auszusehen hat und nur schwer delegieren kann. Insgesamt ist es aber meiner Meinung nach cleverer auf die jeden einzelnen einzugehen, als nur per ordre de mufti zu regieren.

Das Problem ist dann meist die Interaktion der Teams mit ihren Chefs. Ich war schon in Topgruppen, wo der Chef schlau genug war, gar nichts mehr zu sagen weil er wusste das sich die Gruppe selbst organisiert und er nur Problemfälle angehen muss. Ich war schon in Gruppen wo der Chef hoffnungslos überfordert war und die Gruppe gar nichts zustande brachte oder wo der Chef überfordert war, dann aber glücklich, weil er eine Topgruppe bekommen hat, die morgens pünktlich aufkreuzte, die Computer anwarf und ständig nach mehr Arbeit verlangte und er in der Zentrale Terror schieben konnte, wieso denn nichts nachkämme, seine Leute seien verärgtert in die Mittagspause verschwunden und in spätestens einer Stunde müsse das neue Material vorliegen.

Kurz und gut: Irgendwie ist das aus meiner Sicht alles ziemlich chaotisch und allgemeingültige Antworten scheint es da nicht zu geben.
 
Also ich habe kein Problem mit Hierarchien, zumindest solange sie gewachsen sind.

Ich habe es in meinem Berufsleben des Öfteren erlebt, dass einem da irgendwelche Vollpfosten vor die Nase gesetzt wurden, die weder Ahnung hatten, noch willens waren, sich die Ahnung anzueignen. So kam es denn, das sinnlose Regeln eingeführt wurden, Arbeiten mehrfach gemacht werden mußten und dadurch Überstunden angefallen sind, die dann später niemand abzeichnen wollte. So war es z.B. so, dass ich ziemlich oft auch Nachts unterwegs war und dafür dann auch später im Büro war. Meinem neuen "Vorgesetzten" (er wurde mir in der Tat vorgesetzt) fiel das irgendwann auf und er bestand darauf, dass ich während der Bürozeiten von 09:00 - 18:00 Uhr anwesend sein soll. Natürlich sollte ich auch den Rest meines Jobs nicht vernachlässigen. Ich versuchte ihm mehrfach zu erklären, dass das kompletter Unsinn wäre, da meine Haupttätigkeit eben nicht im Büro stattfinden würde, dennoch bestand er drauf, er sei schließlich der Abteilungsleiter (ich wurde da übrigens nicht aus logischen Gründen eingegliedert, sondern nur aus hierarchischen - meine Tätigkeit hatte nur begrenzt mit dem Einkauf zu tun). Nun ja, es kam wie befürchtet, dass ich meine Überstunden am Monatsende abrechnete. Als er dann mal 60 Überstunden abzeichnen sollte, sprang er wie ein Irrwisch im Dreieck und warf mir vor, ich wolle die Firma bescheissen. Das ließ sich natürlich recht leicht widerlegen und nach ein paar weiteren Monaten wurde ich dann direkt dem Vertrieb unterstellt, was eher zu meinem Job passte und wo eben auch die Überstunden wieder ein normales Maß annahmen, da niemand von mir erwartete, dass ich nach einer Dienstreise, von der ich morgens um 04:00 Uhr wieder zurück war, morgens um 09:00 uhr wieder im Büro zu stehen (womit ich grundsätzlich kein Problem habe, wenn etwas anliegt, aber nicht, um stumpf einen Schreibtisch zu besetzen ...).

Eine gute Hierarchie ist so gewachsen, dass der Teamleiter die Fähigkeiten seiner Teammitglieder sehr gut kennt und die Teammitglieder entsprechend einsetzt, ihnen die Freiräume gibt, die sie brauchen und auf der anderen Seite auch vor seinem Team steht, wenn es Druck von aussen gibt. So kann eine Hierachie funktionieren.

Wenn es aber darum geht, dass jemand aufgrund seiner Standzeit im Unternehmen in der Hierachie nach oben aufsteigt, ohne jemals Fähigkeiten bewiesen zu haben, oder ein neuer Mitarbeiter mit xJahren Studium ohne jegliche Praktische Erfahrung (und Kenntnisse des Unternehmens) aufgrund seines Studiensanschlusses eine hohe Position in einem Unternehmen bekommt, bekomme ich das Würgen!

Es macht in meinen Augen Sinn, wenn man als Team-/Abteilungsleiter die Vorgaben definiert, was bis wann geschafft werden soll. Das Ganze noch mit realistischen Werten dekoriert, kann ein Team motiviert zum Ziel führen. Werden unrealistische Vorgaben genannt, ist es eher unmotivierend für das Team, wenn es die Vorgaben unmöglich erfüllen kann. Mit einem eingeschworenen Team ist es aber auch durchaus möglich ab und an mal Schallmauern zu durchbrechen. Es sollte nur nicht zur Regel werden.

Man könnte es auch kurzfassen:
Gute Hierarchien können für überdurchschnittliche Leistungen sorgen, schlechte Hierarchien lassen die Ergebnisse eher unterdurchschnittlich werden.
 
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