Information Einsatz von Zwangsarbeitern bei IKEA?

chmul

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Per Zufall habe ich eben einen Artikel entdeckt, in dem davon berichtet wird, dass der begründete Verdacht besteht, IKEA-Möbel seien auch unter Mitwirkung von Zwangsarbeitern produziert worden. Und mit einbisschen Googlei finden sich denn auch recht viele Berichte zum Thema.

IKEAs Aufstieg ist unter anderem auch der Tatsache zu verdanken, dass im früheren Ostblock vergleichsweise billig produziert werden konnte. Diese Tatsache war aber bekannt und IKEA hat dies auch bestätigt. Schon vor einger Zeit kam aber der Vorwurf auf, dass auch in DDR-Gefängnissen für IKEA produziert worden war. Und zwar nicht nur von "normalen" Kriminellen, sondern auch von politischen Gefangenen, die sich beispielsweise "mehrfache Ausreiseanträge" zu Schulden haben kommen lassen.

Eine Organisation ehemaliger politischer Gefangener hat IKEA dazu aufgefordert, die Sache aufzuklären und anders als bei anderweitigen Vorwürfen hat der Konzern die Mithilfe zugesagt. Generell sei der Einsatz von Zwangsarbeiten inakzeptabel und man werde die Vorfälle untersuchen. Dazu hat man die entsprechenden Unterlagen von Berlin kommen lassen. Eine abschliessende Aussage lasse sich natürlich erst machen, wenn diese Untersuchung abgeschlossen sei.

Ehemaliger Werter und Gefangene bestätigen, dass Dokumente in schwedischer Sprache bearbeitet wurden und IKEA-Möbel wieder erkannt wurden. Es scheint also unstrittig, dass auch auch Gefängnisinsassen zurückgegriffen wurde. Kniffliger ist hingegen die Frage, ob IKEA davon gewusst hat, haben könnte oder haben müsste. Ich tippe darauf, dass IKEA kaum direkt mit den Gefängnischefs gesprochen hat, das ging sicher über staatliche Stellen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass IKEA ahnungslos war.

Schon 2011 hat der WDR eine Reportage dazu gesendet, gestern Abend lief dann eine Sendung vom schwedischen Fernsehen, das sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt hat. Was bei der gestrigen Sendung nun raus gekommen ist, weiss ich nicht, offensichtlich liegen aber inzwischen über 800 Stasi-Dokumente vor, die Bezug zu IKEA haben. Da wird die Sichtung vermutlich noch eine Zeit lang dauern.

Es scheint als habe jedes größere Unternehmen irgendwelche Leichen im Keller. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es IKEA (finanziell) wahrnehmbar schaden würde, falls sich herausstellen sollte, dass IKEA um den Einsatz von Zwangsarbeitern in DDR-Gefängnissen gewusst hat. Letztendlich profitieren alle Kunden überall in irgendeiner Weise von Ausbeutung. Vermutlich kann man dem nur entgehen, wenn man in den Wald zieht, sich von Beeren und Blättern ernährt und letztere auch als Kleidung nutzt. Ich gebe zu, dass ich solche Berichte zwar mit Interesse lese, bislang aber noch nichts passiert ist, dass mich dazu gebracht hat, ein Unternehmen zu boykottieren, das etwas anbietet, das ich haben will.

Das ist übrigens ein wichtiger Faktor bei der Diskussion. Ferrari, Rolex oder einen Anbieter von Damenbinden würde ich problemlos boykottieren, weil ich diese Waren eh nicht kaufe. Wenn ich mir ein IKEA-CD-Regal kaufe, denke ich aber nicht darüber nach, wer es unter welchen Umständen produziert hat. Die Frage stellt sich, ob man das heutzutage überhaupt noch kann ohne (wie Supi es mal an anderer Stelle bemerkt hat) nur noch im Trigema-Trainingsanzug rumlaufen zu müssen.

Eine Quelle
 
Hm.. ganz ehrliche Meinung von mir: Aha. Na und?
Ich seh deshalb keinen seinen Billy zurücktragen.
Oder Kloppe*.
 
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mehr gibt's hier
 
Es ist wirklich so, dass man dieser Situation als Verbraucher hilflos und praktisch auch alternativlos gegenübersteht.
Selbst wenn man sein Einkaufsverhalten an strengen moralischen Grundsätzen ausrichten wollte, das ist doch gar nicht mehr zu schaffen.
Versuche mal alle Produkte zu meiden, die auch nur indirekt und teilweise aus China stammen - völlig unmöglich, man bekäme ja nicht mal die entsprechenden Informationen zusammen.

Dass über solche Fälle berichtet wird und dass sie aufgeklärt werden, halte ich dennoch für wichtig.
 
IKEA war da nicht die einzige Firma. Der gute alte "Neckermann macht´s möglich" verwendete für seine Kühlschränke von politischen Gefangenen im Gefängnis Cottbus gefertigte Elektomotoren. Neckermann freute sich über billige Qualitätshandarbeit und die DDR über harte D-Mark. Nur die politischen Gefangenen fanden das nicht so witzig ;) Deshalb kam ab und zu auch schon mal Sabotage vor.
 
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