Kino Work Hard - Play Hard

Saurer Regen

treuer Stammgast
Über einen Artikel auf zeit.de bin ich auf diesen Dokumentarfilm gestoßen:


Im Grunde ja nichts neues. Die völlige Unterwerfung der eigenen Existenz zugunsten eines "höheren" Zweck gab es immer. Sei es einer Religion, einer Ideologie, einer Wirtschaftsform oder sonst etwas.
Aber das aus meiner Sicht gruslige ist, das es diesmal nicht der xte Film über die ist, die aus dem System herausgefallen sind und mit Hartz IV oder gleich auf der Strasse dahinvegitieren, sondern über die die im System drin sind und sich selbst wohl noch zu den Gewinnern zählen.
Und es zeigt die Verlogenheit unseres Systems, wenn uns z.B. Bilder von Jubelveranstaltungen aus Nordkorea präsentiert werden oder Guido Knopp mal wieder Fackelzüge über den Bildschirm marschieren lässt.

Zumal es jenseits des "großen Ganzen" ja auch jeden einzelnen von uns betrifft. Wer schon mal in einem solchen Unternehmen gearbeitet hat, in dem selbst die Körperhaltung während der Pause analysiert wurde um Rückschlüsse über Motivation und Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters zu ziehen weiß wovon der Film handelt. Mittlerweile hat ja selbst an dem Leistungsgedanken unverdächtigen Orten wie den Unis diese Seuche Einzug gehalten. Nicht nur bei den Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern, sondern auch bei Lehrern, Politikwissenschaftlern und ähnliches.

Das grusligste was ich mal erlebt habe, war ein Dozent der voller Begeisterung erzählte wie man Schülergesundheit steigern könnte. Evaluation, Supervision, gestaltete Pausen, ständiger Lehrer-Eltern-Austausch, optimierte Lernräume - für den Mann war das Selbstwertgefühl der Schüler eine nummerische Größe innerhalb einer Studie die unbedingt gesteigert werden muss, egal mit welchen Mitteln. Der Mann hätte vermutlich sogar Lobotomien als geeignete Maßnahme eingestuft, wenn eine Studie zu dem Schluß gekommen wäre, das man damit die Gesundheit von Schülern steigern kann.
 
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Ich bin immer wieder geschockt, wenn ich Leute in Spitzenpositionen sehe, die so schockierend dumm sind, dass sie glauben, man würde die eigenen Ziele besser erreichen, in dem man Menschen unterwirft, kontrolliert, manipuliert...

Es ist eine uralte Regel, dass man Menschen am Besten dazu bringt, das zu tun, was man von ihnen will, in dem man dafür sorgt, dass sie es gerne tun.

In einem Betrieb mit frostigem Arbeitsklima wird jeder Dienst nach Vorschrift tun - aber eben auch nicht mehr.
Dabei genügen schon wenige kleine Annehmlichkeiten, die Mitarbeiter dazu zu bewegen, dies mit überproportionaler Mehrleistung zurück zu zahlen.

Eigentlich muss man ja froh sein, dass die allermeisten Unternehmer zu doof sind, das zu kapieren.
Die derzeit gelebte Variante sorgt ja wenigstens dafür, dass sie auf keinen Fall mehr Gegenleistung bekommen, als sie verdienen.
 
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