Verantwortung übernehmen

Thargor

Senior Member
Es ist Samstag und ich liege im Bett und lese das aktuelle Hamburger Abendblatt. Zwischen den üblichen Katastrophen wie EU Rettungsschirm, dem Iranischen Nuklearprogramm und anderen Schlagzeilen wird auch wieder über den Tod eines elfjährigen Pflegekindes in HH berichtet. Es starb an einer Überdosis Methadon und nun werden die Hintergründe in der Öffentlichkeit diskutiert.

Dabei fällt mir das mittlerweile reflexhafte Ich-war-es-nicht Verhalten aller beteiligten Behördenmitarbeiter auf und mir drängt sich die Frage auf, ob wenigstens dieses Mal jemand für seine Fehler einstehen muss. Ich erinnere an den Fall der eingestürzten Eissporthalle vor ein paar Jahren mit mehreren Toten, oder die Loveparade und der Bürgermeister, der nun wirklich nichts dafür kann. Der schon fast zynische Umgang mit den Hinterblieben en der Opfer ist mittlerweile ein Standard-Verhalten in der Politik.

Der Fall der Hamburger Elbphilharmonie zeigt, dass man auch beim Geldvernichten parteiübergreifend niemals Schuld ist. Politiker geben nur noch Lippenbekenntnisse ab, aber in der Verantwortung steht keiner mehr.
 
  1. Springer-Verlag = Hamburger Abendblatt (Es sind die gleichen Redakteure wie für das billig Bild!) - und schon bist du verantwortlich, das du diesen Scheiß Verein unterstützt.
  2. Wenn es um Politiker geht, dann geht es nur um Rücktritt oder nicht. Oder hast du in den letzten 10 Jahren erlebt, das ein Politiker für den Scheiß, den er verzapft hat, zur Verantwortung gezogen wird, bzw. im Knast landet, erlebt?

Ich lese seit Jahren (seit knapp zwei Jahrzehnten) immer wieder, das irgendjemand die Frage aufstellt, ob dieser oder jener Politiker ehrlich ist bzw. ehrlich rüberkommt.

Das ist so eine Hohlsinnsfrage..... da könnt ich kotzen.
  1. Politiker sagen nur die Wahrheit, die den Leuten passt, die sie gewählt haben
  2. Politiker sagen nur das, was die meisten hören wollen (außer in Duisburg), weil sie wieder gewählt werden wollen.
  3. Politiker lügen nie! - Jedoch neigen sie dazu, die Wahrheit zu verdrehen.
  4. Politiker orientieren sich eventuell sogar mal in eine neue Richtung, weil sie mit ihren eigentlichen Themen, in den Umfragen fallen.

Und das ist bei den Beamten nicht anders!

Es gibt tatsächlich rigorose Maßnahmen gegen Untergebene, die sich nicht so verhalten, wie von oben vorgeben. Das sich da ne Beamtin weigert, dafür verantwortlich zu sein, kann ich gut verstehen.

Oder speziell für mich: Das Sozialamt ist erst dann für mich wohnungstechnisch zuständig, wenn die Räumungsklage vorliegt. Nicht, das mir die Leute aus dem Amt nicht helfen wollten, nein, das ist deren Ansage! Vorher dürfen sie gar nicht auf meine Wohnungssorgen eingehen.
 
Alles nur reine Kosten-Nutzen-Rechnung ohne jegliche Betrachtung der Einzelschicksale.
Analog ist eine Krankenversicherung primär keine Gesundheitsvorsorgeversicherung und
da darf man auch nicht einfach präventiv dafür sorgen, dass man nicht krank wird.

In der Politik sagen die Heuchler das nur nicht so offen, weil es dann Haue gibt aus allen
Richtungen und so tut man einfach so, als wenn man das alles nicht gewusst hätte. :angel

Inzwischen sind dort einige dermaßen borniert, dass sie nur noch in Gutsherrenmanier von
oben herab auf das dumme Volk schauen. Deutschland ist da keinen Deut besser, als die
anderen. Es könnte der Korruptionsgesellschaft allerdings auch eine Anarchie folgen.
 
Das Thema ist so unwahrscheinlich komplex, man kann gar keine grundsätzliche Meinung dazu haben.
Der Fall scheint so einfach und klar - das Jugendamt hat trotz Hinweisen aus dem Umfeld gepennt und hat deshalb Schuld - also immer feste druff auf den Sündenbock.
Also wird die Amtsleiterin gefeuert, die Volksseele hat ihr Bauernopfer und alles ist gut.
Vielleicht sollte man aber auch mal hinterfragen, ob die Leute im Amt überhaupt handlungsfähig genug sind - vielleicht gehen sie derartigen Hinweisen nicht nach, weil sie wissen, dass ihnen ohnehin die Hände gebunden sind.

Nach einem Schuldigen zu suchen und diesen zu bestrafen, ist unser natürliches Bedürfnis, wenn irgendwo etwas Schlimmes passiert ist.
Aber machen wir es uns selbst damit nicht auch zu einfach?

In der Politik fordert man den politischen Gegner gerne auf, Verantwortung zu übernehmen und abzutreten. Ich frage mich dann immer "ja was denn nun, es geht doch nur entweder das Eine oder das Andere".
 
Verantwortung übernehmen ... ?

Dazu fällt mir spontan ein Lied ein :
"Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinem ... " *träller*
:rolleyes:
 
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