Politik Fachkräftemangel? Wo denn?

Chom

gehört zum Inventar
Hallo,
Wie die Überschrift schon sagt, frage ich mich, besonders als ich diesen Artikel gelesen habe, wo denn bitte hier ein Mangel besteht.
Der Punkt ist der, ich kenne viele "Fachkräfte", wie zum Beispiel Ingenieure, die berichten mir was ganz anderes, nämlich das Gehalt sinkt und Stellen bekommt man mit guten Abschluss auch keine, daher man kann nicht zwischen stellen wählen, sondern muss nehmen was man bekommt.
Es ist nämlich so, dass wenn man mal nach Stellen googelt, sagen wir mal Elektrotechniker (Dipl. Ing.) findet man viele Stellen (meisten von großen Firmen like Bos**).
Jedoch kenne ich auch viele die sich dort Beworben haben und als Antwort bekommen haben, das im Moment keine Stelle frei sein.
Auch kenne ich einige die in der Personalabteilung arbeiten, die sagen es auch, dass die Firmen nur die Angebote schalten um zu sagen: "wir wachsen, seht her" (was wohl an Konkurenten gerichtet ist).
Dies soll auch helfen, um mal den Markt zu überblicken, was bieten denn die potentiellen Arbeitnehmer an?

Zu dem Thema, gibt es auch schon viele Disskussionen, zum Beispiel hier.
Aber mich würde jetzt mal eure Meinung interessieren.
 
Im Handwerk ist es genau das gleiche.
Es gibt kaum noch Leute mit Meistertitel, die auch so eingesetzt und vor allem bezahlt sind.
 
Mal unabhängig, ob ihr beide euch unterbezahlt vorkommt - und das ist schon seit
ich arbeiten gehe und vorher so... Wir haben definitiv Fachkräftemangel!
In meiner Branche wird händeringend gesucht, weil die Firmen versäumt haben,
selbst auszubilden, jetzt, 10 Jahre weiter, rächt sich der Geiz.
Das Perverse dabei: wenn man nix hat, kommt kein Arsch an - wenn man was hat,
geht permanent das Telefon.
Berufsbilder, die man "universeller" ausbilden wollte - die können viel, aber nichts richtig.
 
Kann Brummel nur zustimmen. In meiner "Branche" kippt es auch gerade. Die in den letzten Jahren zu Hauf eingestellten günstifix-Mitarbeiter mit befristeten Verträgen bringen eine extrem hohe Fluktuation mit sich, sehr schlecht.

Die Qualität der Arbeit mit einem geringen Fachkräfteanteil sicherzustellen, ist extrem schwer. Bei uns (Unternehmensgröße: ca. 17.000 Mitarbeiter) sind Stellen für Fachkräfte noch und nöcher ausgeschrieben. Man kann mittlerweile sogar schon wieder anfangen, Forderungen zu stellen ;)
 
Ich kann für das Gesundheitswesen einen sich verschärfenden Fachkräftemangel für etliche Berufsgruppen bestätigen.

Und nach dem, was ich von meinen im Handwerksbereich tätigen Freunden und Bekannten so höre, sieht es da auch zunehmend schlecht aus.

Und noch enger wird es, wenn man gute Fachkräfte will. Nicht jeder Tischler, Schlosser oder Kfz-Mechaniker ist auch wirklich gut in seinem Beruf. ;)

Das trifft aber auf alle Berufe zu.

Wenn ich mir außerdem die Altersstruktur bei meinem Arbeitgeber so ansehe, dann werden in den nächsten 10 Jahren auch noch viele Fachkräfte mit reichlich Berufserfahrung in den Ruhestand gehen. Die Situation wird sich somit eher noch verschärfen.

Um dem entgegen zu wirken, müsste man spätestens jetzt anfangen, Fachkräfte in ausreichender Anzahl zu qualifizieren. Das den Führungsebenen klar zu machen gleicht aber einem Kampf gegen Windmühlenflügel.
 
Klar, die "Baby-boomer" gehen in den Ruhestand, aber es ist ja so, dass es genügend Uni (FH) Abgänger gibt, die sich auch bewerben, aber die Arbeitgebern nehmen halt fast nie Abgänger, weil es für die zu teuer ist die ein zu arbeiten, und so etwas müsste man verhindern.

Wenn ich mit Leuten aus der Industrie spreche, gibt es dort tatsächlich
einen Fachkräftemangel.
Und zwar an (jungen, also Ende 20 Anfang 30) Fachkräften mit 5-10 Jahren
Berufserfahrung.
Die scheinen tatsächlich Magelware zu sein.

Die Aussage, die ich öfter höre ist folgende:
Die Einstellung von Berufseinsteigern ist oft nicht zielführend, weil
sie nach einer Einarbeitung nach 3 Jahren wieder weg sind.
 
weil sie nach einer Einarbeitung nach 3 Jahren wieder weg sind.
Typisches Beispiel - eingearbeitet, aber kein Weiterkommen und nur Stress und
Hektik nebst reichlich Überstunden - für's selbe Geld. Irgendwann hat man die
Schnauze voll und ist weg. Dazu die letzten 2-3 Jahre, wo es bergab ging,
Börsencrash. Es kommt natürlich auch auf die innere Einstellung und
Firmenverbundenheit an - "warum bin ich hier, was erhoff(t)e ich mir hier?"
Überall wird "Geld" als herausragendes merkmal benutzt - und die Gewerkschaften
sowieso - man wird quasi darauf getrimmt. Geh doch mal heute hin und sage,
dass man einen befriedigenden Job statt Geld möchte - man wird angeschaut
wie'n Auto nur nicht so schnell. Der Monteur, mit dem ich letztens draussen war,
auch - jede Menge Stunden (55/W), Stress mit stellv. Chef (weil ein Leuteschinder),
der ist da nicht glücklich, aber hat nur 10 Minuten bis dahin. Der ist froh, wenn
auf Tagesbaustelle oder länger weg. Klar hätte ich wohl mit Kusshand dort anfangen
können, aber nach der Beschreibung hab ich ihm ehrlich gesagt, dass mir niemand
meine Gesundheit bei den Umständen bezahlen könne.

Gestern kam noch ein Bericht über Arbeitsamt, und Umschulungen für ältere Frauen
auf Altenpflege/-Betreuung. 2 Jahre mit Aussicht auf Vollzeit. Pustekuchen, Arschkarte.
Wenn, dann nur halbtags mit 800 Euro. Grad mal so an der Steueruntergrenze wenn
überhaupt. Für die Betreuten ist das ganz großer Mist, keine einzelne Bezugsperson
am Tag, 2 oder 3 dann, ist doch Mist. Klar kostet das Geld, das der Gruppe.
Ich hätt auch kein Problem, in einen Top dafür zu buttern - wenn es denn auch
dort ankäme!!!
 
Wieder mal ein Thema, dass sich prima für eine Huhn/Ei-Diskussion eignet:
Was war zuerst da - der Mangel an Fachkräften, oder die mangelnde Bereitschaft, hochqualifiziertes Personal auch hoch zu bezahlen?

Ich persönlich neige zu der Überzeugung: Diejenigen, die den Mangel beklagen, haben ihn selbst verursacht - und sie sind auch noch immer nicht bereit, die Ursache zu beseitigen.
 
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