[Tip] Neues Verfahren für Video-Komprimierung

RollerChris

R.I.P.
Neues Verfahren für Video-Komprimierung

[ 25. März 2002 14:38:00 MEZ ]
Die im Silicon Valley ansässige Startup-Company Pulsent hat in vierjähriger geheimer Entwicklungsarbeit offenbar eine Technik entwickelt, die die Übertragung von Videodaten und damit den Markt für Video on demand revolutionieren könnte. Allerdings ist fraglich, ob es der Firma auch gelingen wird, sie im Markt durchzusetzen, wie unser Schwestermagazin Computerwoche berichtet.
Herkömmliche Kompressionsverfahren wie MPEG, Windows Media oder Real Video arbeiten blockbasiert. Ein Frame (=Einzelbild) wird dabei in kleine Bereiche oder Blöcke aufgeteilt. Hoch komplexe mathematische Algorithmen ermitteln anschließend, welche Blöcke im folgenden Frame sich unterscheiden und neu übertragen werden müssen. Pulsent-Chef Adityo Prakash und seine Frau Eniko Fodor verfolgen dagegen bei ihrer Technik einen "objektorientierten" Ansatz, bei dem ein Bild anhand visueller Attribute aufgeteilt und klassifiziert wird. Die Haare einer Frau könnten damit beispielsweise anhand von Licht und Schatten als drei verschiedene Objekte identifiziert werden. Solche Objekte ließen sich präziser erfassen und von Frame zu Frame nachverfolgen, was die zu übertragenden Datenmenge reduziere.
MPEG-2 benötigt zur Übertragung von Videos in TV-Qualität üblicherweise Bandbreiten zwischen vier und sechs Millionen Bit pro Sekunde. Pulsent gibt an, dass es bereits bei 1,5 Mbit pro Sekunde und damit im DSL-Bereich sogar qualitativ bessere Bewegtbilder übertragen könne. Experten zeigten sich durchaus beeindruckt von dem neuen Ansatz. "Aus technischer Sicht ist das ein Durchbruch", bescheinigt beispielsweise Patrice Capitant, der sich an der Stanford University und später bei Compression Labs mit dem Thema beschäftigt hat. Kollege Robert Rice vom Jet Propulsion Laboratory der NASA findet die Pulsent-Technik so überzeugend, dass er sich an der Firma beteiligt hat.
Der Haken
Allerdings hat die Sache einen Haken: Das En- und Decoding der Pulsent-Daten ist nur über spezielle Chips (ASICs = Application Specific Integrated Circuits) möglich. Diese gibt es erstens noch nicht - Pulsent will Ende des Jahres erste Halbleiter liefern -, und zweitens müssen sie sowohl in Endgeräten wie Settop-Boxen als auch auf Seiten der Netzbetreiber eingebaut werden.
Die meisten Hersteller und Anbieter in diesem Bereich haben jedoch bereits in andere Techniken investiert. Außerdem sind Real, Microsoft, Apple oder DivX natürlich derweil nicht untätig und arbeiten beständig an der Verbesserung ihrer bereits etablierten Systeme.
Pulsent plant nach eigenen Angaben unter anderem Chips, die neben der neuen Technik auch die Standards MPEG-1, MPEG-2 und MPEG-4 unterstützen. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und hat seitdem in zwei Finanzierungsrunden 33,5 Millionen Dollar erhalten. Neben den Venture-Capital-Gebern JP Morgan Partners, Oak Investment Partners und Index Ventures gehört auch der Videoconferencing-Anbieter Polycom zu den Finanziers.
© IDG
Quelle: www.arcor.de
 
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