Vorerst kein Verkauf der Handy-Sparte bei Siemens

Gamma-Ray

Moderator
Teammitglied
Der Siemens-Konzern wird seine Mobiltelefon-Sparte vorerst nicht verkaufen. "Wir haben einen klaren Fahrplan, wie wir das Handy-Geschäft aus den roten Zahlen bringen", sagte der scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer in einem Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung 'Die Welt' (Donnerstagsausgabe). "Diesen Fahrplan arbeiten wir zügig, aber nicht hastig ab. Da gibt es jetzt noch nichts zu verkünden." Zwar könnten die gleichen Mobiltelefone in Shanghai deutlich billiger produziert werden. "Trotzdem müssen wir nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Mit den Vereinbarungen für die Mobiltelefon-Werke in Bocholt und Kamp-Lintfort schaffen wir es immerhin, mit Standorten in Ungarn mitzuhalten."

In seinem letzten Interview als Siemens-Chef zog von Pierer, der am Donnerstag nach 13 Jahren Vorstandsvorsitz an die Spitze des Aufsichtsrats wechselt, eine kritische Bilanz zu den Standortbedingungen in Deutschland. "Die Grundtendenz ist eindeutig: Die Menschen werden für das gleiche Geld länger arbeiten müssen." Es werde in mehr und mehr Ländern immer leichter, gut ausgebildete, aber kostengünstigere Arbeitskräfte zu finden. "Deshalb werden wir zwangsläufig immer mehr Beschäftigte im Ausland haben." Derzeit arbeiten von den etwas mehr als 430.000 Siemens-Beschäftigten noch 164.000 in Deutschland. Viel wichtiger als die Arbeitszeit sei allerdings die Frage, mit welchen Gütern und Dienstleistungen die Deutschen künftig den Wohlstand verdienen wollten. In China werde es bald 1.000 Universitäten mit jährlich 500.000 Absolventen geben. "Und wir reagieren hier auf die Pisa-Zwei-Studie, als hätten wir nichts anderes erwartet. Damit versündigen wir uns an den nachfolgenden Generationen."

Die Innovationsoffensive von Bundeskanzler Gerhard Schröder sei zwar ein erster positiver Schritt, gleichzeitig bewege man sich in anderen wichtigen Bereichen aber in die falsche Richtung. Von Pierer forderte zudem eine Überprüfung des Gesetzes über die Mitbestimmung aus dem Jahr 1976. "Ich glaube, dass die Aufsichtsgremien in den Unternehmen zu groß sind. Sinnvolle Diskussionen können da kaum entstehen." Seinen eigenen Wechsel an die Spitze des Kontrollgremiums verteidigte der Siemens-Chef, der an diesem Donnerstag den Vorstandsvorsitz an seinen Nachfolger Klaus Kleinfeld übergibt. "Aufsichtsratsvorsitzender sollte derjenige werden, der das Unternehmen und die dort handelnden Personen am besten kennt." In seiner künftigen Funktion an der Aufsichtsratsspitze wolle er den immer rasanteren Wandel bei Siemens unterstützen. "Ins Tagesgeschäft werde ich mich bestimmt nicht einmischen."

Läuft das jetzt in allen Bereichen so ab, dass wir uns auf Weltniveau immer weiter in Richtung Entwicklungsland bewegen sollen? :devil
 
Oben