[Hinweis] Kritik am Web-Angebot der Bundesagentur für Arbeit

Gamma-Ray

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Kritik am Web-Angebot der Bundesagentur für Arbeit

Viele Unternehmen bevorzugen deshalb kommerzielle Jobbörsen

Der Virtuelle Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit (BA) ärgert dem Nachrichtenmagazin 'Focus' (kommende Ausgabe) zufolge viele Nutzer. Das Internet-Angebot sei zu langsam und zu unübersichtlich, sagten sowohl Jobsuchende als auch Firmen-Vertreter zu 'Focus'. Oft lande man nach der Eingabe eines gesuchten Berufs im Nirgendwo. "Die Suchfunktionen sind nicht sonderlich Ziel führend und komfortabel", sagte der Leiter E-Recruiting bei der Commerzbank in Frankfurt, Peter Reggentin. Viele Unternehmen bevorzugten deshalb kommerzielle Jobbörsen. "Von deren Standard ist die BA noch weit entfernt", urteilte Reggentin.

Der Betriebswirtschaftsprofessor für Personal- und Bildungswesen an der Fachhochschule Koblenz, Christoph Beck, sagte dem Blatt: "Da die Agentur schon als Bundesanstalt für Arbeit keinen guten Ruf hatte, scheuen sich heute zahlreiche Firmen, dort ihre Anzeigen im Web zu platzieren." Inseriere ein Konzern dennoch, werde er "bisweilen ohne präzise Vorauswahl mit Bewerbern überschwemmt, die nicht dem Anforderungsprofil entsprechen".

Ich kenne übrigens auch einen kommerziellen (professionellen) Arbeitsvermittler der das gleiche behauptet. Er sagt, dass die Arbeitsämter nicht in der Lage sind, ein aussagefähiges Profil des Arbeit suchenden zu erstellen.
Beispiel: Computerkenntnisse ja/nein
Welche Kenntnisse (MS Office / Windows / Programmierung..) werden in der Regel nicht genannt.
Damit können die Firmen nichts anfangen.
Wichtig sei eben zu einen Anforderungsprofil der Firmen auch im Gegenzug das Qualifizierungsprofil des suchenden.
 
Dass die Webseiten für Arbeitssuchende schlichtweg bescheuert sind, hab ich ja schon an anderer Stelle geflucht, und natürlich frage ich mich, wo denn die Milliönchen geblieben sind, die da so intensiv verbuddelt wurden. Hat sich damit wieder mal ne amerikanische Beratungsfirma fäustchenlachend zur Erfolgsmeldung bei Bush begeben? "Auftrag ausgeführt, Motor vom alten Europa lahmgelegt! Gute Aussichten für unsere Wirtschaft, Chef! - Und bezahlt ham die uns ooch noch!!!"

Die deutsche Politik (die Wirtschaft sowieso) öffnet der allseits bekannten amerikanischen Wirtschaftspionage Tür und Tor mit ihrer Unfähigkeit und ihrem Unwillen, eigene Kräfte zu mobilisieren.

Wie wär´s denn z.B. statt der Einberufung zu einer sinnlosen Dienstausbildung an der Waffe, junge Arbeitslose - meinetwegen mit dem leidigen Hartz-IV-Sozialhilfezusatznotgroschen*) von 2 € - zum sozialen Dienst an ihrer zuständigen Arbeitsagentur zu verpflichten. Da sind doch nicht nur zugekiffte Aushilfsbetonbauer drunter. Und Mädels könnte man da auch ohne Kommentar in den "Zivildienst" einberufen, um die Ungleichbehandlung abzuschaffen.

Manche von denen - auch wenn sie keine entsprechenden Zeugnisse besitzen - sind echte Künstler im Webseitenbau oder haben ihre Freundin gegen ne schmucke Datenbank eingetauscht. Denen einen gestandenen und interessierten (da arbeitslosen) IT-Professor beizustellen, kostet unter den heutigen Arbeitsmarktbedingungen auch nicht mehr die Welt.

Aber - und hier liegt meines Erachtens auch der Königspudel begraben - unsere gesamte Wirtschaft kann sich dank der hohen Arbeitslosenrate ohne großen Aufwand die Sahne oben abgreifen und die Milch darunter zum Sauermilchkäse gerinnen lassen. Übelriechend, aber lange haltbar.

Personalchefs - die innerhalb der Arbeitsagentur als auch die in der freien Wirtschaft - haben sich´s immer einfacher gemacht, ihre Stellen zu besetzen. Das bedeutet, in der Ablauforganisation konnten die einzelnen Stellenanforderungen dank des breiten Arbeitslosenkissens durchweg auf "akademisch" gesetzt werden. Unter Abitur ist heute - durchaus gewollt - kaum mehr eine Qualifikation. Ist ja bei der Riesenauswahl auch einfacher, als die Einzelqualifikationen mühsam zu einem Stellenbild zusammenzupuzzlen.

Was ich meine?
Viele Stellen werden mit Überqualifizierten besetzt, obwohl die dort bei primitiver Fließbandarbeit selbst am Schreibtisch perspektivlos verratzen. Und das nur, um die Einarbeitungszeiten abzukürzen. Am Ende muss man den Doofköppen ja noch was beibringen? Dann nehmen wir lieber einen, der zuviel drauf hat und schrauben seine Ansprüche runter, wenn er nicht schon durch die Arbeitslosigkeit demoralisiert ist. Ist billiger und geht ganz einfach. Studenten bohren nicht in der Nase und verstehen (vielleicht, *ggg*, Anm. des Verf.) auch mal n Fremdwort.
Im Ernst, das glauben die wirklich.

Dadurch werden aber viele Berufsbilder - auch die gerade erst gebackenen - stark verzerrt. Dazu kommt denn noch, dass 2 Mitarbeiter in der Personalentwicklung durchaus verschiedener Meinung über die Notwendigkeit von Teilqualifikationen sein können. Eine Einigung sieht dann so aus, dass sie auf jeden Fall verlangt werden muss, um sicher zu gehen. Es gibt ja genug Auswahl.

Diese durch die jahrzehntelange hohe Arbeitslosenquote entstandene Verzerrung muss nun über eine Webseite mit Datenbankanschluss wenn nicht korrigiert, dann doch wenigstens dargestellt werden. Selbst bei viel gutem Willen und herausragenden Fähigkeiten kann das Ergebnis aber eben nicht besser sein als das, was es wiederspiegeln soll. Insoweit möchte ich die Design-Architekten und Programmierer in Schutz nehmen.
Aber keinen Schritt darüber hinaus.

*) langer Name für so ne Kleinigkeit, hä?
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