Tauschbörsen-Klagen - Chaos Computer Club strikes back

-=SubSys=-

dem Board verfallen
Es hat nicht lang gedauert: Gestern gab die deutsche Musikindustrie bekannt, gegen 68 Nutzer von Tauschbörsen wie eMule oder Kazaa Strafanzeige gestellt zu haben, schon bläst ihr heftiger Gegendwind entgegen. Der Chaos Computer Club (CCC) ruft auf seiner Webseite dazu auf, die Musikindustrie zu boykottieren. Mit seiner heute vorgestellten Kampagne trifft der Club offenbar den Nerv zahlreicher User: die Webseite des CCC ist auf Grund des starken Publikum-Verkehrs nur schwer zu erreichen.

Musikindustrie ist selber Schuld

Wörtlich heißt es seitens des CCC, die Branche solle nicht den Nutzern die Schuld geben, wenn sie selber den Beginn des Informationszeitalters verschlafen und es versäumt habe, ihr Geschäftsmodell an die digitale Welt anzupassen. Weiter schreibt der CCC, dass es keine rechtliche Grundlage dafür gebe, Privatkopien zu verbieten. Diesen Umstand versuche die Musikindustrie "durch pausenlose Kampagnen zu unterminieren." Besonders übel stoße dabei auf, dass das Kopieren von Musik-CDs auf die selbe Stufe wie Kinderschänder und Rechtsradikale gestellt werde. Die eigene Kundschaft werde "auf infame Weise verunglimpft."

Während die Musikindustrie ankündigte, dass die verhängten Anzeigen erst der Anfang gewesen seien, fordert der CCC bereits jetzt, dass mit den Klagen Schluss sein müsse. Man müsse die Musikindustrie dort treffen, wo sie am verwundbarsten sei. Zu gut Deutsch: Man soll ihr den Umsatz entziehen, der dann nicht mehr dazu verwendet werden könne, die eigenen Kunden in großen Anzeigenserien "zu diffamieren."


Sinkende Musikqualität am Markt

Auf seiner Webseite nennt der CCC auch gleich mehrere Gründe, warum es so weit kommen konnte, dass die Musikindustrie mit immer stärker sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen habe. Einmal mehr kritisiert der CCC, dass die Preise für CDs viel zu hoch seien. Auch wird zu denken gegeben, dass die Qualität an Musik in den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken sei. Falsch ist diese Aussage sicherlich nicht, blickt man auf die zahlreichen One-Hit-Wonder wie "Deep Blue Something", "4 Non Blondes" oder "OMC"“ zurück.


Kritik an Kopierschutz und CD-Kosten

Kritisch sei auch, dass der auf zahlreiche CDs gepresste Kopierschutz viel zu heftige Auswirkungen habe. Auf zahlreichen Auto-CD-Spielern sei es nicht mehr möglich, gekaufte CDs abzuspielen. Logisch, dass bei den Käufern schnell Unmut aufkommt und sie sich ihre CDs lieber über Musik aus dem Internet zusammenstellen. Weiter führt der CCC aus, dass sich Tauschbörsen zu idealen Vertriebskanälen für Musik entwickelt hätten, es fehle allerdings noch an einer guten Bezahlfunktion.

Ein nicht näher genanntes Mitglied des Clubs wird mit äußerst forschen Worten zitiert: "Soll jetzt die Bevölkerung kriminalisiert werden, weil der Markt es nicht schafft, das Angebot für die Nachfrage zu liefern? Gesetzliche Sicherheit gegen Marktversagen auf Kosten der Freiheit? Wie kommt es, dass man mit Klingeltönen mehr Geld macht als mit Musik?"


Banner sollen Kampagne unterstützen

Damit alle User, die sich von der Musikindustrie auf den Schlips getreten fühlen, ihrem Unmut Luft verleihen können, bietet der Chaos Computer Club auf seiner Webseite einige Banner zum freien Download an, die man zum Beispiel auf der eigenen Homepage mit einbinden kann. Ob diesem Banner der Weg zum Erfolg sind, darf bezweifelt werden, für Aufmerksamkeit sorgen sie aber allemal.

Unklar bleibt indes, warum der CCC das Kopieren von CDs bei seiner Kampagne in den Vordergrund stellt. Die Musikindustrie geht schließlich nicht gegen die Kopierer von CDs vor, sondern gegen Personen, die ihre Musikstücke in großen Stil zum Download anbieten.


Filmindustrie ähnlich aktiv

Bedenken muss man allerdings auch, dass die deutsche Musikindustrie mit ihrem Vorgehen nicht allein auf weiter Flur steht. Auch die deutsche Filmindustrie hat bereits unter dem Motto "Raubkopierer sind Verbrecher" eine ähnliche Kampagne gestartet.
 
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