Der 11. September stärkte das Bewusstsein für IT-Sicherheit

RollerChris

R.I.P.
Hamburg (dpa) - Nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 ist vielen Unternehmen und Behörden die bis dato oft ignorierte Verwundbarkeit der hoch technisierten westlichen Welt bewusst geworden. Die Trümmer der Zwillingstürme begruben Telefon- sowie Datenleitungen, Computer sowie Unternehmens-Server und damit Datenbestände und Infrastruktur im Wert von Hunderten Millionen Dollar. Die klaffende Wunde inmitten der «Hauptstadt der Welt» machte deutlich, dass hoch moderne Infrastruktur Angriffen ungeschützt ausgeliefert sein könnte.

«Das Thema IT-Sicherheit hat einen deutlichen Anschub durch die Terroranschläge des 11. September erfahren», sagt Michael Dickopf, Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Information (BSI). Auch die starke Nachfrage nach entsprechenden Lösungen auf den folgenden Fachmessen Systems und CeBIT hätte dies gezeigt. Die Sicherung von Daten, Netzwerken und des elektronischen Geschäftsverkehrs hatten Experten immer wieder angemahnt, doch scheuten viele die hohen Ausgaben. Nach Ansicht von Christoph Meinel, Direktor des Instituts für Telematik in Trier, reicht das heutige Sicherheitsbewusstsein dennoch nicht aus. «Aktuelle Wirtschafsprobleme haben das Phänomen sehr schnell wieder in den Hintergrund gerückt», sagt Meinel.

Während die IT-Industrie weiter in die Flaute rutschte, bekam der Markt für IT-Sicherheitsdienstleistungen Hochkonjunktur. Künftig wird sich der deutsche Markt für IT-Sicherheit nach Untersuchungen der Marktforschungsfirma Meta Group von derzeit etwa 300 Millionen Euro bis zum Jahr 2005 auf mehr als 830 Millionen Euro fast verdreifachen. Die amerikanische Sicherheitsberatung @stake erwartet im gleichen Zeitraum Investitionen weltweit von insgesamt 14,5 Milliarden US- Dollar. Es gebe jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen, sagt Meinel. «Im Bankensektor ist das Sicherheitsbewusstsein vorbildlich.» Mittelständische Unternehmen verfügten dagegen oft nicht über hinreichend qualifizierte IT- Abteilungen. «Da werden Sicherheitsprobleme oft schnell heruntergespielt.»

Die Biometrie zur eindeutigen Identifizierung von Personen anhand von Merkmalen wie Fingerabdrücken oder der Iris erlebte nach dem 11. September einen wahren Nachfrageboom. Nach Schätzungen der internationalen Organisation der Biometrieanbieter (IBIA) wird der weltweite Umsatz mit biometrischen Anwendungen in diesem Jahr erstmals die 500-Millionen- Euro-Grenze überschreiten. Manche Unternehmen setzen entsprechende Verfahren, die zuvor oft als nicht ausgereifte Nieschenprodukte galten, inzwischen als Zugangskontrolle in ihren Betrieben ein.

Nach anfänglich großem Interesse hatten jedoch zum Beispiel Flughäfen und Banken schnell wieder von Plänen zum Einsatz biometrischer Kontrollen Abstand genommen. Denn für den massentauglichen Einsatz eignen sich die Verfahren nur bedingt. Im Mai untersuchte das Computerfachmagazin «c't» elf biometrische Sicherungssysteme auf ihren Nutzwert. Fazit: Die Geräte konnten Personen nicht von simplen Fotos unterscheiden oder ließen sich mit einem fremden, auf Tesafilm festgehaltenen Fingerabdruck ohne Probleme täuschen.

Bis heute wird heftig um Kiminalitätsbekämpfung und Datenschutz im Internet debattiert. In den USA wurde unterdessen das so genannte Cybercrime-Gesetz noch einmal verschärft. Bei schweren Verstößen droht Hackern nun lebenslange Haft. Das Gesetz soll auch eine schnelle Analyse des Telefon- und E-Mail-Verkehrs gewährleisten und Internet-Diensteanbieter ihre Daten zur Verfügung stellen müssen. In Europa wird über eine Verordnung zu einer Vorratsspeicherung von Verbindungsdaten durch die Internet-Provider noch heftig gestritten. Bisher ist die Speicher-Verpflichtung in der EU nicht einheitlich geregelt. Kritiker und Branchenverbände befürchten jedoch eine Durchweichung des Datenschutzes und immense Kosten, die für die Speicherung auf die Telekommunikations-Branche zukommen würde.
 
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