Worldcom-Pleite beeinflusst Internetverkehr vorerst nicht

RollerChris

R.I.P.
Hamburg (dpa) - Die Pleite des US-Telekommunikationsriesen WorldCom hat Ängste vor spürbaren Einschnitten im globalen Internetverkehr geweckt. Schließlich läuft nach Schätzungen von Experten rund die Hälfte des weltweiten Internetbetriebs über die Datennetze des Konzerns und seiner Tochterfirmen. Mehr noch: WorldComs Transatlantikkabel verbinden über den wichtigen Knotenpunkt New York hinweg die USA und Europa miteinander - die beiden Regionen mit der intensivsten Internetnutzung.

Worldcom-Chef John Sidgmore wiegelt die warnenden Worte ab: Kein Grund zur Besorgnis, Netzwerkausfälle werde es nicht geben. Zunächst einmal hat das Konkursgericht in New York hat WorldCom eine Zwischenfinanzierung von 750 Millionen Dollar genehmigt, mit denen die Geschäfte fortgeführt werden können. Auch der Redakteur des Computermagazins «c't», Jürgen Kuri, sieht derzeit die Gefahr von Ausfällen nicht. Sollte aber WorldCom infolge seiner tiefen Krise vom Netz gehen, würde es zu Engpässen kommen. Dann könnten Nutzer einige Webseiten nicht mehr anwählen, elektronische Post müsste längere Wege hinter sich bringen und manche Regionen mit spärlicher Infrastruktur wären womöglich gar nicht zu erreichen.

Das Sprichwort «Alle Wege führen nach Rom» gilt gewissermaßen auch für das Internet. Was Kreuzungen im Straßennetz sind, übernehmen für den Verkehr im Internet so genannte Austauschknoten. Sie verbinden die Kabelnetze verschiedener Firmen, Betreiber und öffentlicher Institutionen miteinander. Ist eine Abzweigung an einer Kreuzung versperrt, nimmt das Datenpaket einfach eine andere Route. Das funktioniert allerdings nur, so lange genug alternative Wege existieren.

Kein Problem waren Umleitungen in den Boomjahren 1998 bis 2000. Netzwerkbetreiber bauten ihre Kapazitäten deutlich aus, in der Hoffnung ein lukratives Geschäft zu machen. Pleiten bedeutender europäischer Netzwerkbetreiber wie der Niederländer Ebone und KPNQwest ließen erstmals Bedenken aufkommen, ob die Krise den Datenfluss ausbremsen könnte. Nach Aussagen Kuris hätten deutsche Nutzer die Abschaltung der paneuropäischen Internetleitung von Ebone Anfang Juli allerdings nicht bemerkt. Lediglich einige Kunden mit einer schnellen T-DSL-Verbindung hätten nicht die gewohnte Datengeschwindigkeit erreicht, sagte Kuri.

Dennoch kann die derzeitige Krise den Datenfluss im Internet langfristig ausbremsen. Gehen immer mehr Netzbetreiber pleite und finden sich keine anderen Investoren, die den kostspieligen Betrieb übernehmen, könnte es eng werden. Kuri sieht vor allem ein Problem in der schnellen Aufeinanderfolge von Boom und Pleite: Netzwerkbetreiber gehen wegen der in den Boomjahren aufgebauten Überkapazitäten pleite. Und Ausrüster stellen technische Entwicklungen ein, da sich Forschungsarbeiten für die Weiterentwicklung des Netzes nicht refinanzieren ließen.
 
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