Sperren in SaudiArabien

RollerChris

R.I.P.
[ 17. Juli 2002 ]
Über Filtermaßnahmen nationaler Regierungen wurde schon viel berichtet. Egal ob in China oder in Nordrhein-Westfalen, überall denken Regierungsstellen über solche restriktiven Pläne nach oder realisieren sie bereits. Wissenschaftler der Harvard University haben nun erstmals am Beispiel Saudi Arabiens empirisch getestet, welches Ausmaß diese Filtermaßnahmen annehmen und welche Kriterien dabei herangezogen werden.

http://cyber.law.harvard.edu/filtering/saudiarabia/

Jonathan Zittrain und Ben Edelman haben dazu eine Stichprobe von über 63.000 Seiten des WWW gebildet und diese versucht, über einen Proxy-Server in Saudi-Arabien abzurufen. Das erste Ergebnis: Von der genutzten Stichprobe waren über 2.000 Seiten (3%) durch die Filter gesperrt.

Die gesperrten Inhalte lassen sich dabei in verschiedenste Katgorien einordnen. Wenig erstaunlich war, dass pornographische Inhalte und zionistische bzw. anti-arabische Seiten zu den am häufigsten gesperrten Sites gehören. Generell scheinen alle nicht-islamischen Sites mit religiösen Inhalten gesperrt zu werden. Hinsichtlich der pornographischen Sites gehen nach den Ergebnissen der Studie die Sperren soweit, dass sogar Verkaufsangebote für Bikinis und Badeanzüge davon erfasst werden.

Aber auch in Sachen Humor versteht man in Saudi-Arabien keinen Spaß. Über Pupse (z.B. createafart.com) darf ebensowenig gelacht werden, wie über Monika Lewinsky. Gesperrt wurden überhaupt viele Unterhaltungsangebote wie beispielsweise Sites zu den Themen "Film" und "Musik". Diese Inhalte entsprechen offenbar nicht den islamischen Wertvorstellungen. Diese will die Regierung Saudi-Arabiens vor störenden Einflüssen schützen. Und um die Gefahr solcher Störungen gering zu halten, sind auch Übersetzungsangebote wie beispielsweise world.altavista.com (Babelfish) gesperrt. Somit erspart man sich die Sperrung von Sites in nicht-englischer Sprache.

Sperren dieser Art mögen für Leser der westlichen Welt wenig interessant sein. Doch das Beispiel soll zeigen, dass es mit der Globalität des World Wide Web nicht sehr weit her ist. Zu Zeiten des Internet-Hype wurde diese globale Natur ja gerne als Revolution bezeichnet und viele glaubten, mit Hilfe des Internet die Welt verändern zu können. Doch Sperren wie in Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern zeigen, dass dies nur eine Fiktion war.
 
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