Linux im Sonderangebot

Rösch Linux R15 im Test
Die bisher völlig unbekannte Firma Rösch aus dem österreichischen Höchst stellt ein neues Linux vor. Mit nur knapp 6,50 € für das komplette Paket erhält der Käufer deutlich mehr Linux für sein Geld als bei den renommierten Distributoren.


SuSE-Plagiat?

Was auf den ersten Blick wie ein billiges Imitat einer SuSE-Distribution aussieht, bietet in Wirklichkeit eine deutlich bessere Ausstattung als die Professional Edition der Nürnberger. So ist das Rösch-Paket nicht nur deutlich größer als die SuSE-Box, es hat auch mit gut sieben Kilo deutlich mehr Content.

In einigen Punkten haben die Österreicher aber eindeutig vom größten deutschen Linux-Hersteller abgekupfert: Das Paket ist in einem ähnlichen Grün wie die SuSE Linux Professional Edition gehalten, und auch der Stern erinnert stark an die SuSE-typischen mathematischen Körper. Anders als die Nürnberger gibt Rösch aber nicht die zugrunde liegende Funktion an. Auch der 60-tägige Installationssupport, den SuSE für die Personal Edition bietet, findet sich beim Linux-Neuling in abgewandelter Form wieder -- der Hersteller verspricht hier 60 Anwendungen.


Durchbruch im Heimbereich

Mit Rösch-Linux R15 dürfte endlich der große Durchbruch im Heimbereich gelingen, den IBM und andere eigentlich durch den Einbau teurer Embedded-Linux-Systeme in Haushaltsgeräten und durch Settop-Boxen erreichen wollten. Plus verkauft hier das erste waschmaschinen-taugliche Linux, mit dem wirklich jede Hausfrau etwas anfangen kann.

Rösch setzt offensichtlich auf eine Micro-Kernel-Architektur, wie sie zum Beispiel im Apple-Bereich bei MkLinux oder MacOS X zum einsatz kommt. Interessant sind die Umwandlungsfähigkeiten (Morphing), die sich Rösch wohl von Transmeta ausgeliehen hat: Unter bestimmten Umständen, insbesondere bei längerer Nicht-Nutzung und feuchtem Betriebsklima verbackt der sonst sehr handliche Micro-Kernel zu einem herkömmlichen großen Monolithen (Einkristall).

Wir testeten einen solchen Monolithen auf dem in Ausgabe 04/2001 vorgestellten Wortmann Optio X-800, die Langzeitstabilität konnte allerdings wie in Abbildung 1 zu sehen nicht überzeugen.

Abb. 1: Auf unserem Testrechner ließ
die Langzeitstabilität von Linux R15
sehr zu wünschen übrig
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Leichte Anwendung

Trotz des großen Leistungsspektrum -- das Linux R15 eignet sich für 30, 40, 60 und 95 Grad -- ist die Anwendung sehr einfach. Auch hat der Hersteller eine Hardware-Kompatibilitätsliste auf der Verpackung abgedruckt, die zwar nicht mit der von SuSE oder Red Hat zu vergleichen ist, im Normalfall aber durchaus ausreicht. Punktabzug gibt es für die fast inexistente Dokumentation. Nur eine Kurzanleitung findet sich auf dem Paket, wer weitere Informationen benötigt muss sich an den Telefon-Support in der Schweiz wenden.

Ganz im Zeichen der Internationalität steht auch die große Anzahl der unterstützten sprachen -- neben Deutsch und Österreichisch wird Italienisch, Spanisch, Französisch und natürlich Englisch angeboten. Diese Vielfalt ist durchaus ungewöhnlich für einen Neuling im Linux-Bereich.


Härtetest

Den von uns gesteckten Testparcours durchlief Rösch-Linux R15 nicht ohne Probleme. Insbesondere die Beseitigung der werksseitig aufgebrachten Verunreinigungen der Test-CDs stellte Linux vor unlösbare Probleme. Hier muss Rösch wohl nachbessern. Andere Teststoffe wurden aber in der Regel tadellos verarbeitet.


Fazit

Plus bietet mit Rösch-Linux ein überaus preiswertes Linux-Paket an, dessen Vielseitigkeit und Form an keiner der verbreiteten Distributionen gemessen werden kann. Insbesondere die Ergiebigkeit hat uns gut gefallen, auch wenn wohl aus Kostengründen essentielle Utensilien wie der Dosierer zum optionalen Zubehör zählen. Bleibt zu hoffen, dass Rösch in Zukunft nicht nur das große Paket vertreibt, sondern auch eine kleine Box zum Probe-Waschen anbietet. (mdö)

Quelle
 
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