Die Steinlaus (Petrophaga lorioti)

Perry

assimiliert
Auszug aus einer der letzten Ausgaben des medizinischen Nachschlagewerks "Psychrembel":

Stein|laus: syn. Petrophaga lorioti; zur Familie der Lapivora gehörige einheimische Nagetiergattung mit zahlreichen Spezies. Seit ihrer Erstbeschreibung (1983) ist die St. - u. a. infolge der noch immer offenen Frage ihrer realen Existenz - Gegenstand intensiver Forschung in- u. ausländischer Arbeitsgruppen. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen Fragen des therapeutischen Einsatzes bestimmter Subspezies (Gallen-St., Zahn-St. u. v. a.), eine mögliche Verwendung zur architektonischen Umgestaltung von Großstädten (s. Biotop), evtl. auch von Großhirnen (Rindenarchitektonik*). Wenngleich nachhaltige Erfolge der St.-Forschung im Bereich der Ökologie* noch ausstehen, sind positive Effekte auf die Befindlichkeit der Forschenden vielfach beschrieben. Die Petrophagologie selbst hat insofern wohl gesicherte therapeutische Funktionen; vgl. Heilverfahren, alternative(4.).

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Gemeine Steinlaus (Petrophaga lorioti)
 
Steinlaus
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Systematik
Hinweis: Die Steinlaus wird in der Literatur oft fälschlicherweise als zur "Gattung der Nagetiere" gehörend bezeichnet; das ist natürlich Unsinn. Die Gattung ist Steinlaus (Petrophaga), die Ordnung Fabelnager (Rodentia inexista).
Domäne: Eukaryonten (Eukarya)
Reich: Tiere (Animalia)
Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
Stamm: Fabelwesen (Imaginata)
Unterstamm: Scherztiere (Humoranimalia)
Klasse: Hochklassige Scherztiere
(Humoranimalia perfecta)
Ordnung: Fabelnager (Rodentia inexistia)
Überfamilie: Steinbeißende (Lapivoridae)
Familie: Steinbeißerchen (Lapivora)
Gattung: Steinlaus (Petrophaga)
Art: echte Steinlaus (Petrophaga lorioti)






Die Steinlaus (wissenschaftlich petrophaga lorioti) ist ein zum Stamm der Fabelwesen gehörendes Nagetier, ca. 20-24 mm lang. Die Steinlaus wurde zuerst 1976 von dem Humoristen Loriot bei Forschungsarbeiten an einer Parodie auf den Frankfurter Zoologen Dr. Bernhard Grzimek entdeckt. In dem populärwissenschaftlichen Fernsehbeitrag wird ein scheuer Nager beschrieben, der sich von Silikaten, also von Steinen ernährt. Der Tagesbedarf einer Steinlaus wird mit 28 Kilogramm angegeben. Bis dahin existierten kaum fundierte Hinweise auf die Steinlaus in der Fachliteratur. Es ist Loriots großer Verdienst, den possierlichen kleinen Racker einem größeren Publikum vorgestellt zu haben.

1983 nahm sich das medizinische Lexikon Pschyrembel aus dem Berliner Fachverlag Walter de Gruyter erstmals der Steinlaus an. Der knappe, aber informative Eintrag in dem renommierten Nachschlagewerk stützt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in wesentlichen Punkten auf Loriots Erkenntnisse. Darüber hinaus informiert das Lexikon über Forschungsarbeiten, die offenbar den Wert der Steinlaus bei der Therapie von Gallen-, Blasen- und Nierensteinen erkannt haben. Da hier offensichtlich bisher keine konkreten Untersuchungsergebnisse vorliegen, konnte dieses Thema vom Pschyrembel nur kurz angerissen werden. Zukünftige Fortschritte auf diesem Gebiet sollten mit wachem Interesse beobachtet werden.

In der 257. Auflage des Pschyrembel wurde der Eintrag über die Steinlaus getilgt, da in der Redaktion offenbar Zweifel bezüglich der Seriosität der dargestellten Informationen bestanden. Aufgrund heftiger Leserproteste, die möglicherweise den außerordentlich guten Ruf des Verlages hätten schädigen können, wurde die Steinlaus jedoch in die darauffolgende Ausgabe von 1997 in erweiterter Form wieder aufgenommen.

In diese revidierte Fassung fanden neueste Erkenntnisse Eingang, die die Steinlaus in Verbindung mit dem Fall der Berliner Mauer bringen. Man vermutet, dass dieses historische Ereignis maßgeblich durch Steinläuse herbeigeführt wurde, die sich in diesem steinlausfreundlichen Milieu ansiedelten. Diese These, die allerdings noch einer Erhärtung bedarf, könnte auch eine plausible Erklärung liefern, warum die Steinlaus heute als weitgehend ausgestorben gilt. Offenbar hat die Steinlaus durch die von ihr hervorgerufenen Ereignisse die eigene Existenzgrundlage vernichtet.

Der Pschyrembel lehnt es jedoch ab, sich auf eine endgültige Ausrottung der Steinlaus festzulegen und verweist auf Funde bei Bauarbeiten an einem bayrischen Krankenhaus (Frankenwaldklinik, Kronach, dortiger Steinlausexperte: Dr. Schlereth), die auf eine weiterhin existierende Population des Nagers hindeuten.

Eine weitere bemerkenswertete Veröffentlichungen stammt von Jakob M. Mierscheid ("Ökologische Kenndaten zum FCKW- Ersatzstoff R 134a", 3. Hoechster Steinlaus-Symposium, XII (3), Frankfurt/M., 1993).

Zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt auch der Friedberger Hobby-Speleologe Dr. M. Natterer, der im Vereinsorgan "Der Grottenolm" des Bad Hersfelder Höhlenforscherclubs e.V. auf einen Steinlaus-Fund im hessischen Steinau (Vogelsberg) in der Teufelshöhle hinweist. Der wertvolle Fußnotenapparat in Natterers sehr anschaulichem Artikel dient zugleich als Referenz für die bisher spärlich erschienene Fachliteratur. Natterers Vermutung, die Ausrottung der Steinlaus sei durch eine Infektionskrankheit infolge der Zivilisationsausbreitung bedingt, ist allerdings heute nicht mehr haltbar, denn wie bereits erwähnt, hatte der Pschyrembel etwa zeitgleich nachgewiesen, dass die Steinlaus in der heutigen Zeit großstadtarchitektonischen Biotopen zuzuordnen ist.

Der Oldenburger Mikrobiologe Dr. Wolfgang E. Krumbein erörterte 1999 auf dem Symposium "Leben am Rande des Möglichen" im Frankfurter Senckenberg-Museum die Gefahr, die die Steinlaus für den Denkmalschutz darstellt. Allerdings ordnet Krumbein die Steinlaus der Familie der Milben zu. Möglicherweise ist die hier beschriebene Lebensform nicht mit der von Loriot entdeckten identisch.

Dies zeigt aber nur, dass die Steinlaus auch in der nächsten Zukunft ein wichtiges Forschungsobjekt bleiben wird. Nicht zuletzt die Arbeit von Dr. Natterer mag als Beleg gelten, dass auch engagierte Amateure hier einen wertvollen Beitrag leisten können.

Unklar ist, ob die Steinlaus in irgendeiner Beziehung zu den Nasenschreitlingen (Rhinogradentia) steht. Aufgrund der Literaturlage ist allerdings festzustellen, dass die Steinlaus primär von Medizinern wissenschaftlich bearbeitet wurde, während die Zoologie sich mehr mit den Rhinogradentiern befasst.
 
Bemerkenswerter Fund von Resten einer Steinlaus (Petrophaga lorioti) im Magen einer Myotis myotis aus der Teufelshöhle bei Steinau

von Dr. M. Natterer, Friedberg-Fauerbach

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt des Veterinärmedizinischen Instituts der Justus Liebig-Universität in Gießen, wird das "Räumlich differenzierte Ernährungsverhalten von Chiroptera und daraus abgeleitete ökologische Indikatoren in einer multivariaten Verteilung" untersucht. Im Rahmen dieser Forschungen werden vom Autor stichprobenartig gastro-endoskopische Untersuchungen von Fledermäusen verschiedener Quartiere durchgeführt. Aus Gründen des Fledermausschutzes mußte die Anzahl der Untersuchungen minimiert werden. Zur Erhöhung der Validität kleinster Datenmengen soll daher eine statistische Anpassung mittels Datenanreicherung nach Parkinson durchgeführt werden. Eine solche unter Betäubung durchgeführte Untersuchung am 10.04.1996 zeigte als Mageninhalt einer weiblichen Myotis myotis (Großes Mausohr) aus der Teufelshöhle bei Steinau neben fragmentarischen Insektenresten auch den relativ gut erhaltenen, etwa 0,9 cm langen Hinterleib einer mask. Petrophaga lorioti (juv.). Es handelt sich dabei um einen Erstfund in Deutschland und außerhalb des Alpenraumes. In der Höhle selbst konnten die sehr scheuen Tiere nicht beobachtet werden, allerdings wurden im tagfernsten Höhlenteil von dünnen calcitischen Krusten (10-30 µm) übersinterte Nagespuren in Bodennähe entdeckt (DFG 1996).

Obwohl der volkstümliche, aus dem Mittelalter stammende Name Steinlaus an ein Insekt denken läßt, wird Petrophaga lorioti (wörtlich: Steinfresser) als Rodentia (Nagetier) der Familie der Lapivora eingeordnet (Pschyrembel 1990:1583).

Die sehr flinken und ausgewachsen (ohne Schwanz) etwa 20-24 mm langen, nur schwach behaarten Tiere galten lange Jahre als ausgerottet, da ein neuzeitlicher Lebendfund erst im Jahre 1983 in einer Karstspalte in den Französischen Alpen in einer Höhe von 1.450 m ü. NN geglückt ist. Steininger (1983) ordnete sie anhand mittelalterlicher Beschreibungen und eigener Beobachtungen vorläufig als troglophil ein.

Noch im Hochmittelalter war das Tier im Alpenraum bekannt und spielte womöglich auch eine Rolle als Schutz-Symbol im frühen Bergbau (Stolle 1977, König 1968) und wurde sogar in einem bedeutenden Spielmannsepos verewigt (Chiyang 1970). Die seit dem Pliozän in Form von Koprolithen nachgewiesene Tierfamilie (Semmel 1966) wurde seit rund 1.000 Jahren nicht mehr lebend beobachtet und galt schließlich als ausgestorben (Bender 1944). Möglicherweise war es eine Infektionskrankheit, welche durch das Vordringen der Zivilisation nahezu die gesamte, ohnehin instabile und nur sehr kleine und verstreute Population relativ rasch dahinraffte (Mortal 1985:47).

Renault (1984) beobachtete mittels einer hochauflösenden Spektralkamera, daß die Tiere Kalkgesteine unter Beteiligung eines stark acidischen Sekrets aus Drüsen der Nasenschleimhäute anlösen und anschließend mit ihren Schneidezähnen abschaben. Daß dabei aus dem Karbonat freiwerdende CO2 wird offensichtlich zum Teil aufgenommen und unter Beteiligung noch nicht bekannter Prozesse metabolisiert. Die Annahme von Steininger (1983), daß die Lösungsrückstände eine wesentliche Ernährungskomponente darstellen, deckt sich mit den Beobachtungen von Renault (1984), der Petrophaga lorioti in Kleinhöhlen stark bituminöser und detritusreicher Stinkkalke beobachtete, welche eine nahrhafte Ernährungsgrundlage bieten. Tonige Kotkugeln und Mikrorillen (ca. 0,4 mm Breite) auf Gesteinsoberflächen von den scharfen Schneidezähnen sind unverwechselbare Hinweise für die Anwesenheit der Tiere. Inwieweit Petrophaga lorioti an höhlenbildenden Prozessen in Karbonatgesteinen beteiligt sein kann, ist noch gänzlich unerforscht.

Obwohl diese weitestgehend unbekannten und außergewöhnlichen Nager den strengsten Artenschutzbestimmungen unterliegen, werden seit ihrer Neubeschreibung im Jahre 1983 in zwei Labors pharmazeutischer Unternehmen Untersuchungen des petrolytischen Sekrets an Nachzüchtungen durchgeführt. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung eines humantherapeutischen Einsatzes bei Nieren- und Gallensteinen (Pschyrembel 1990).

Sollten weitere Untersuchungen die Teufelshöhle tatsächlich als Habitat von Petrophaga lorioti bestätigen, so ist eine umgehende Schließung des Schauhöhlenbetriebes zwingend geboten.

Literaturverzeichnis:

Bender, G. (1944): Kompendium der im Alluvium und Diluvium ausgestorbenen Wirbeltiere Mitteleuropas.- 483 S.; Jena
Chiyang, S. (1970): Ein dialektischer Diskurs zur Steinlaus als emanzipatorisches Leitmotiv in der Urfassung des mittelhochdeutschen Spielmannsepos "Dialogus Salomonis et Marcolfi".- Germanist. Fakultät d. Univ. Köln [unveröff. Magister-Arb.]
Deutsche Forschungsgemeinschaft [Red.: M. Natterer] (1996): Erfahrungen mit gastro-endoskopischen Untersuchungen bei Chiroptera. Zwischenbericht zum Projekt "Nahrungsverhalten von Chiroptera und daraus abgeleitete ökologische Indikatoren in einer multivariaten Verteilung" [in Vorbereitung].
König, M.E. (1968): Zoomorphe Bergbausymbole in den Alpen.- Sonderheft zur Zeitschrift "Montanarchäol. Nachr.", 11: 1-142; Wien
Mortal, I.M. (1985): Untersuchungen zur Infektiosität verschiedener bodenresistenter Stämme von Enterococcus bei Petrophaga lorioti.- Journ. Letal Experiments, 1 (3): 38-48
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch (1990).- 256. Aufl., 1876 S.; Berlin

Renault, A. (1984): Sur la Nutrition des Pétrophages.- Rev. Scient. Zoologique, 38: 57-89; Paris

Semmel, A. (1966): Koprolithen von Petrophaga lorioti in einem pseudeovergleyten Paläoboden der jungpliozänen Lahnterrasse bei Diez.- Notizbl. Hess. L.-Amt Bodenforsch., 94: 67-68

Steininger, F. (1983): Ein Lebendvorkommen von Petrophaga lorioti in den Franz. Alpen (Vercors) entdeckt.- Spektrum d. Zoologie, 38: 243-247

Stolle, N. (1977): Fund eines bronzenen Steinlaus-Idols im frühmittelalterlichen Zinkbergbau der Grube "Alte Schlinck" bei Feuchtwiesen (Allgäu).- Archäol. Mitt. Breg. Akad. Altertumskde., N.F., III/4: 209-211; Bregenz
 
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