Verteidigungsminister zu Guttenberg ein falscher Doktor?

Dass Guttenberg abgeschrieben hat, oder hat abschreiben lassen - so genau weiß man das nicht - ist klar, das hat er selbst zugegeben.

Das sich die Universität damit beschäftigt ist auch OK, dass er von der Öffentlichkeit (dazu zählen auch Twitter und die Presse) dazu genötigt wurde, sein Amt niederzulegen, ist nicht OK, denn der abgeschriebene Doktor hatte mit seinem Amt nichts zu tun, er benötigte ihn dafür auch nicht und so lange ihm niemand Verfehlungen im Amt nachgewiesen hat, die einen Rücktritt erforderlich gemacht hätten, ist es meiner Meinung nach unfair, auf solchen Sachen herum zu hacken. Es gab in der Zeit wirklich wichtigere Themen, aber bei denen hat es halt nicht so gemenschelt ...

... womit wir bei Klatsch und Tratsch wären:

Twitter ist eben nicht nur Klatsch und Tratsch (auch wenn die meisten Leute es so benutzen, aber nichts anderes habe ich schon oben geschrieben) - Twitter ist aber ein Medium, aus dem aus Klatsch und Tratsch sehr schnell zu Ernst werden können - selbst honorige Redaktionen beziehen sich mittlerweile auf Twitter und müssen erst getreten werden, bevor sie selbst nachprüfen und nachdem sie etwas eindeutig falsches als Schlagzeile gebracht haben (In wie weit die TAZ eine honorige Redaktion besitzt, muss zwar auch erst noch überprüft werden, aber ich nehme es jetzt einfach mal an, dass sie zumindest minimal dem Ehrencodex des Journalismus zu folgen versuchen). Abschreiben ist anscheinend überall "in", nur nicht bei Guttenberg ...

Ja, ich weiß, dass das Leben nicht immer fair ist, aber das heißt nicht, dass ich das gut finden muss.
 
Um erst mal bei Twitter zu bleiben: Wenn die Presse getwittere als Fakten ansieht und als solche veröffentlicht, ist das natürlich falsch und in gewisser Weiße auch ein Armutszeugnis der entsprechenden Zeitungsverlage. Denn das ist nicht das, was ich als anständigen Journalismus deklarieren würde. Twitter selbst hat aber nicht den Anspruch ein Medium der Presse zu sein. Twitter ist ein Dienst, über den JEDER alle erdenklichen Informationen verbreiten kann. Und genau so sollte man diesen Dienst auch ansehen.

Und jetzt, zu Guttenberg: Ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass der Doktortitel und seine damit verbundene Doktorarbeit sich nicht auf sein Amt als Verteidigungsminister ausgewirkt hat. Deshalb ist er aber wohl auch nicht zurückgetreten.
Die CDU/CSU ist aber eine Partei, die sich für den Schutz geistigen Eigentums ausspricht. Kurzes Beispiel, wie es viele im Internet zu finden gibt:
Die Werke und Leistungen von Schriftstellern und Journalisten, Wissenschaftlern und Erfindern, Komponisten und Musikern, Bühnenkünstlern und Filmemachern sowie vielen anderen Künstlern und Kreativen haben einen Anspruch auf einen wirksamen rechtlichen Schutz.
Quelle: Pressemitteilung vom 26.04.2010 auf cducsu.de; "Geistiges Eigentum schützen" von Ansgar Heveling und Dr. Günter Krings

Zu Guttenberg hat also nicht nur betrogen, belogen und sich den höchsten Akademischen Grad erschlichen, er hat zudem damit auch noch die Werte seiner eigenen Partei in Frage gestellt. Und die Tatsache, das Merkel zeitweise noch versucht hat, die Sache mit dem Plagiat herunterzuspielen, hat das Vertrauen in die CDU/CSU in dieser Hinsicht nicht unbedingt gestärkt. Was soll denn der Wissenschaftler denken, der die CDU/CSU immer befürwortet hat, weil er seine eigene Arbeit durch diese Parteien geschützt sah und jetzt feststellen muss, dass all das keinerlei Bedeutung hat, wenn es einen Politiker aus den eigenen Reihen betrifft. Das hat die CDU/CSU doch zutiefst unglaubwürdig gemacht.
Darüber hinaus zählt zu Guttenberg selbst ja eher zu den Leuten, der Mitarbeiter suspendiert, bevor die Fakten vorliegen. Da kann er froh sein, dass man das mit ihm nicht auch so gemacht hat.

Der Rücktritt war meines Erachten dringend notwendig!

Was muss er den tun, damit du ihn als Minister als un(glaub)würdig einstufst? Betrügen, Lügen und Werte der eigenen Partei verraten reicht ja nicht aus...

Und ich habe noch nicht meine Meinung darüber geäußert, was ich von ihm als Person und seiner Arbeit halte...
 
Was muss er den tun, damit du ihn als Minister als un(glaub)würdig einstufst?
Sich wählen lassen. Alleine schon dazu, sich durch die Grabenkämpfe in einer Partei hochzuarbeiten gehört schon eine bestimmte Einstellung und zwar die folgende:
Betrügen, Lügen und Werte der eigenen Partei verraten reicht ja nicht aus...
... denn da Volk wählt keinen, der die Wahrheit sagt. Kommen einem die folgenden Sachen bekannt vor?
Die Renten sind sicher.
Die Gesundheitsreform führt zu verbesserten Leistungen und Kostenabbau.
Die Privatisierung der (bitte hier ein staatliches Unternehmen wie Post oder Bahn oder Stromversorger einsetzen) führt zu einer Entlastung der öffentlichen Kassen und zu besseren Leistungen.
Es wird auf Deutschen Autobahnen keine Maut geben.
Der Solidaritätszuschlag wird nur für die nächsten 10 Jahre erhoben.
Das Lohnniveau Ost und West wird aneinander angeglichen.
Ein Deutscher Soldat wird nie wieder auf fremden Boden kämpfen (von einem der Gründerväter der Republik, der sich momentan mit ca. 10.000 U/min in Richtung Erdkern durchbohren dürfte).

Noch Fragen?
Und ich habe noch nicht meine Meinung darüber geäußert, was ich von ihm als Person und seiner Arbeit halte...
Das will auch niemand wissen (OK, vielleicht doch, aber ich nicht) außer Du kennst ihn persönlich und weißt genau was er gemacht hat. Ich habe schließlich auch nicht geschrieben, was ich von ihm halte - ich weiß aber auch genau, was ich von seinem Nachfolger zu halten habe, dazu muss ich mir nur dessen Taten im Amt ansehen.

Ich finde, es ist langsam an der Zeit, sich von dem ehemaligen Verteidigungsminister abzuwenden und sich wieder den noch im Amt befindlichen Ministern (und Ministerpräsidenten) zuzuwenden - da liegt noch ein Haufen Sch... herum, für den sich dank dieser bescheuerten Affäre momentan niemand zu interessieren scheint. Man könnte auch fast meinen, dass das Beben in Japan genau zum richtigen Zeitpunkt kam, um zu verhindern, dass sich die Öffentlichkeit für andere Themen interessiert - es hätte ja evtl. etwas ausgegraben werden können ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

sagte Carl Sandburg, US-amerikanischer Dichter (Romane, Lyrik), Journalist und Historiker

@QuHno: Carl Sandburg ist doch wohl klug, oder? Deine Argumentation ist es genauso! In einem stimme ich Dir aber nicht zu:

Doch, sogar genau damit, wenn man "Schnelligkeit" ein klein wenig anders definiert und zwar als die Zeit wischen erfahren und weiter verbreiten: [...]

Neue Medien machen anderes aus.
Gleichgültig ob ich die ablehne, schätze, nutze, missbrauche.
Sinnvoll ist es sie ernst zu nehmen. Überhaupt im Zusammenhang wahrzunehmen.

Hr. Sauerland hat es nicht gemacht.
Hr. zu Guttenberg auch nicht.

Frau Merkel und Herr Westerwelle haben das heute aber ganz deutlich gemacht. (Oder sehe ich das falsch..? :mad)

Ich werte das nicht - ich stelle das fest.
Möglicherweise irre ich mich auch.

Unterm Strich bleibt für mich:
der Umgang ändert sich mit den Medien - das 8. Gebot wird da schon länger bewusst und unbewusst ausser Kraft gesetzt.

:)
 
Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen. Die Minister werden bei der Amtsübernahme vor dem Bundestag auf das deutsche Grundgesetz vereidigt. Sie können, müssen aber nicht, Mitglied des Bundestages sein. Sie dürfen während ihrer Amtszeit keine weiteren beruflichen Tätigkeiten ausüben. Ihr Amt endet mit der Entlassung durch den Bundespräsidenten auf Vorschlag des Bundeskanzlers sowie mit jeder Beendigung des Amtes des Bundeskanzlers.

Quelle:

Bundesminister (Deutschland)
 
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